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Kolumne

Bitte versteht mich doch! Wie die Zusammenarbeit mit Freelancern besser gelingt

Arbeiten Unternehmen und Freie zusammen, entstehen Missverständnisse. Was Angestellte bedenken müssen.

4 Min.
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Ein häufiges Bild: Unternehmen kassieren Absagen von angefragten Freelancern. Woran liegt das? (Bild: HalloFreelancer)

Ist dir das gerade irgendwie egal? Das ist die Frage, bei der ich bei einer bestimmten Form von Konflikten immer wieder ankomme. Es geht um Reibungen, wie sie bei der Zusammenarbeit entstehen. Je weiter weg zwei Menschen voneinander sind, desto größer können die Missverständnisse werden. Diese Weite kann alles sein: räumliche Distanz, aber auch Unterschiede in der Arbeitskultur, in der Kommunikation, im Vorwissen, im Selbstverständnis.

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Eine Konfliktpartei bin in solchen Fällen ich – oder jemand aus meinem kleinen Bekanntenkreis von Selbstständigen. Und die andere Seite sitzt in einem Unternehmen und hat gerade andere Sorgen.

Und das ist ein Problem – zumindest für mich. Denn wirklich viele Probleme zwischen Angestellten und Freelancer wären vermeidbar, wenn man sich in Unternehmen etwas mehr Mühe geben würde. Und Mühe meint: planvoll.

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Zusammenarbeit muss man auch machen

Und ja, ich meine das so einseitig. Natürlich müssen Freelancer auch mal nachfragen, wenn etwas nicht rundläuft. Das Problem ist nur: Wir können das in vielen Fällen gar nicht rechtzeitig merken, weil uns dafür der Einblick fehlt.

Die Zusammenarbeit auf tragfähige Füße zu stellen, ist eine Aufgabe von Angestellten. Es sind auch nur zwei Füße:

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  1. Linker Fuß: Sag dem Freelancer, was es für diese Aufgabe zu bedenken gilt – vom Start bis zur Zahlung der Rechnung.
  2. Rechter Fuß: Melde dich proaktiv, wenn es wichtige neue Entwicklungen im Haus gibt, die der Freelancer kennen sollte.

Der Aufwand ist überschaubar. Doch diese Aufgaben werden oft genug vergessen, verdrängt, ignoriert oder als Problem des Freelancer abgetan. Der:die soll schließlich Arbeit abnehmen – und keine verursachen. Logisch.

Arbeiten mit Freelancern: Was schiefläuft

Eine Beraterin, die anonym bleiben möchte, berichtet von Unternehmen, die gerade im Kreativbereich vorschlagen, dass man doch erst einmal für ein geringes Honorar probearbeiten könnte. „Und oft wird da leider nicht mehr draus.“ Andere Zusammenarbeiten – und die Qualität der Ergebnisse – litten darunter, dass Ansprechpartner wechseln. „Vor allem in der Urlaubszeit kommt es vor, dass die Vertretungen gar nicht ins Projekt eingearbeitet sind.“ Sie rät Freelancern, die entstehende Zusatzarbeit vergüten zu lassen.

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Auch Autorin Anja Reumschüssel berichtet von Projekten, die nicht bezahlt wurden, weil sie nach einem Personalwechsel im Konzern versandet sind. „Das Geld kam auf Nachfrage, aber getan hat sich danach weiterhin nichts.“

In fast zehn Jahren Selbstständigkeit und mit vielen anderen Selbstständigen um mich herum habe ich dabei das ganze Absurditätenkabinett durchgespielt. Ein paar zugespitzt-erfundene Zitate von Dingen, die exakt so passiert sind:

  • „Was hast du denn da gemacht? Das habe ich mir ganz anders gedacht.“

Ja, jetzt, wo du es sagst.

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  • „Wenn du in diesem Kulturtext nicht scharf gegen deinen Hauptauftraggeber schießt, dann kann ich ihn nicht nehmen.“

*Schreibt ALG-II-Antrag.*

  • „Den Honorarvertrag mache ich dir fertig, den bekommst du dann hinterher.“

Nee. Den bekomme ich vorher.

  • „Du, wir müssen mal über deine ausstehenden Honorare reden – wir sind leider zahlungsunfähig.“

Ja, schade. Damit konnte niemand rechnen – außer eben der Auftraggeberin. Und die hätte halt mal eher etwas sagen müssen.

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Mein persönliches Highlight ist das hier:

  • „Wir müssen aufs Budget achten und haben uns überlegt, dass wir statt vier Schulungsterminen mit je zehn Personen nur einen Vortrag für 150 Personen nehmen.“

Na, das ist ja eine ganz tolle Nachricht am Tag vor dem Start.

Liebe ist möglich!

Externe Mitarbeitende sind natürlich da, um Angestellte zu entlasten. Dafür gibt das Unternehmen Geld aus. Dabei ist zu bedenken: Angestellte werden pauschal für ihre Zeit bezahlt.

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Für Externe, die für Ergebnisse bezahlt werden, ist es nicht egal, wie viel Zeit sie dafür investieren müssen. Und „so können wir sparen“ ist auch keine gute Nachricht, für die wir Freelancer Verständnis aufbringen. Freiberufler sind keine Produktionsfaktoren, wir sind Partner. Außerhalb dieser Haltung können wir nicht mit euch arbeiten.

Und wirklich oft läuft das gut. In den vergangenen zehn Jahren hat sich viel verändert. Viele Teams haben konkrete Pläne, sie wissen, was funktioniert, und sie haben erlebt, was nicht funktioniert.

Feedback ist ein Faktor, den Julia Hackober nennt. Die freie Journalistin und Herausgeberin des Sunday-Delight-Newsletters arbeitet mit einem Team zusammen, bei dem Rückmeldungen nicht nur vom eigenen Ansprechpartner kommen, sondern auch mal aus dem Team. „Das bestärkt“, sagt Hackober. „Man ist keine anonyme Freelancerin, sondern fühlt sich gesehen.“ Liebe ist möglich.

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Zusammenarbeit mit Freelancern: So gelingt sie

Das hier machen Menschen richtig, mit denen die Zusammenarbeit gelingt:

  1. Sie haben einen Plan. Sie wissen, was Externe wissen müssen, von der Auftragsvergabe bis zur Auszahlung. Ein Dokument mit einer Checkliste und Kontaktdaten hilft dabei enorm.
  2. Sie schreiben bei Bedarf Briefings. Je größer das Projekt, desto wichtiger wird dieser Faktor. „Das ist Erwartungsmanagement“, sagt die freie Autorin Hackober. „Und es kann bedeuten, dass man bei Unklarheiten auch mal zum Telefon greift.“
  3. Sie sprechen Dinge aus. Ein Schwerpunkt für den Artikel ist gewünscht? Freelancer lieben Input, und diese Angestellten sprechen aus, was sie denken.
  4. Sie lassen sich Arbeit abnehmen – ohne weitere zu verursachen. Das IT-Projekt muss an ein anderes andocken? Sie teilen relevante Informationen proaktiv und zeitnah.
  5. Sie gehen von Unwissenheit aus. Es gibt Codes, Hausmeinungen, Streitthemen? Die Externen werden bei Bedarf informiert. Nachfragen werden nicht als Nervkram verbucht. Und wenn Fehler auf Basis von nicht geteilten Informationen passieren, dann werden sie den Freelancern nicht vorgeworfen.
  6. Sie wertschätzen Zeit. Und zwar nicht nur ihre eigene. Ihre Deadlines sind realistisch, ihre Rückfragen lassen Raum.
  7. Sie geben Feedback. Eine Person kommt im Team gut an? Gute Partner sprechen das aus und sagen auch, warum.

Wenn diese Faktoren gelingen, dann müssen wir keine Freunde sein, wir müssen uns noch nicht einmal gut kennen. Es reicht, dass wir gut zusammenarbeiten.

Wir Freelancer sind natürlich grandiose Menschen. Wir haben Ideen, wir sind effizient, wir ziehen die Sicherheit unserer Fähigkeiten der Sicherheit eines Arbeitsvertrages vor. Wir fangen euch auf, wenn ihr stolpert – für viele von uns ist das sogar das größte Ego-Vergnügen. Wir haben nur eine Schwäche: Wir können keine Gedanken lesen. Bitte redet mit uns.

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