Probleme mit dem eigenen Körperbild und dem mentalen Wohlbefinden können Menschen aller Altersgruppen betreffen – besonders in der Corona-Pandemie, in der sich die eine oder der andere zu wenig bewegt hat. Die amerikanische National Eating Disorders Association (NEDA) und die National Association of Anorexia Nervosa and Associated Disorders (ANAD) berichten, dass es im vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg von bedenklichem Essverhalten und Essstörungen bei jungen Menschen gab. Und auch eine Umfrage, die das Else Kröner Fresenius Zentrum für Ernährungsmedizin (EKFZ) an der TU München gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführt hat, ergab, dass rund vier von zehn Deutschen seit Corona mehr auf die Waage bringen – im Schnitt 5,6 Kilogramm. Jetzt, wo Menschen wieder vermehrt persönlichen Kontakt haben, fühlten sich daher viele zusätzlich unter Druck gesetzt, und überlegen, wie sie die überzähligen Kilos loswerden.
Die Plattform Pinterest will Menschen dazu inspirieren, unabhängig von Gewicht und körperlichem Erscheinungsbild den eigenen Körper zu schätzen. Daher hat das Unternehmen beschlossen, die eigenen Anzeigenrichtlinien dahingehend zu aktualisieren, dass sämtliche Anzeigen mit Inhalten zum Thema Gewichtsverlust verboten werden. Pinterest ist damit das erste große Social-Media-Netzwerk, das die Anzeigenrichtlinien komplett dahingehend anpasst. Schon in der Vergangenheit hatte man Anzeigen mit gezielten Body-Shaming-Inhalten und gesundheitsgefährdenden Produkten oder Aussagen zum Thema Gewichtsverlust untersagt.
Pinterest: Strengere Regeln bei Werbung zum Thema Gewichtsabnahme
Konkret bedeutet das, dass sämtliche Texte und Bilder zum Thema Gewichtsverlust, Erfahrungsberichte zu Gewichtsverlust oder Produkte zum Herbeiführen des Gewichtsverlusts sowie Texte oder Bilder, die bestimmte Körpertypen idealisieren beziehungsweise verunglimpfen, nicht mehr geduldet werden. Auch Verweise auf den Body-Mass-Index (BMI) oder ähnlicher Einheiten sowie Produkte, für die ein Gewichtsverlust dadurch versprochen wird, dass man sie trägt oder auf die Haut aufträgt, sind demnach untersagt.
Schon in der Vergangenheit hatte man Anzeigeninhalte rund um Pillen, Nahrungsergänzungsmittel oder ähnliche Produkte wie Appetithemmer aus den Anzeigen entfernt. Auch Themen wie Verfahren zur Gewichtsreduktion, Fettabsaugung oder Fettverbrennung und Behauptungen bezüglich unrealistischer kosmetischer Ergebnisse sind schon länger untersagt. Werbetreibende in diesem Bereich hatten dabei in der Vergangenheit die Grenzen ausgetestet. Weiterhin erlaubt sind aber Anzeigen, die eine gesunde Lebensweise, Fitness-Dienstleistungen und -Produkte bewerben – zumindest soweit der Gewichtsverlust nicht im Vordergrund steht.
Body-Neutrality ist die neue Body-Positivity
Auch bei den organischen Inhalten abseits von Paid Media verbietet das Unternehmen „Inhalte, die Essstörungen und selbstverletzendes Verhalten zeigen oder fördern.“ Dazu erklärt Pinterest: „Wenn Pinterest-Nutzer zum Beispiel nach Begriffen suchen, die im Zusammenhang mit Essstörungen stehen, blockieren wir die Suchergebnisse und leiten sie zu Fachorganisationen wie der Telefonseelsorge weiter.“
Das Unternehmen hat ermittelt, dass sich das Nutzungsverhalten verändert haben soll: Nutzer suchen demnach vermehrt nach „Body-Neutrality“, einem Begriff aus der Wellness-Bewegung. Die Suchanfragen nach diesem Begriff seien im Vergleich zum letzten Jahr um das Fünffache gestiegen. Auch steigen die Suchanfragen zu Themen wie gesundem Essen, gesunden Lebensstilen und Fitnesstipps.