Ausgedruckt: Wie Brother den Einsatz von Drittanbieter-Tintenpatronen blockieren soll

An sich sind Drucker nicht spannend – und doch können die Geräte die Gemüter erhitzen. Dann nämlich, wenn die Hersteller sich darauf konzentrieren, mit ihren Produkten möglichst viel Geld zu machen. Ein aktuelles Beispiel scheint Brother zu sein. Das erklärt der Youtuber Louis Rossmann.
Auf seinem Kanal setzt er sich für Verbraucherschutz- und Right-to-Repair-Themen ein. In der Vergangenheit empfahl Rossmann seinen Zuschauer:innen nach eigener Aussage stets, einen Laserdrucker von Brother zu kaufen, um ihre Druckprobleme zu lösen. Im aktuellen Video möchte er diese Empfehlung revidieren.
Drucken Brother-Drucker nicht mehr mit Drittanbieterpatronen?
Der Grund: Geräte des Herstellers sollen laut Rossmann nicht mehr mit den Patronen von Drittanbietern kompatibel sein. Selbst Geräte, die das beim Kauf noch möglich machten, sollen den Dienst quittieren, wenn keine Originaltinte oder -Toner von Brother verwendet wird. Dazu spiele der Hersteller automatische Firmware-Updates auf die Geräte. Diese „ändern nichts am Drucker, außer eure Möglichkeit, Drittanbieterpatronen für den Drucker zu nutzen“, erklärt Rossmann im Video.
Eine zweite vermeintliche Masche ist subtiler. So sollen die Drucker bei Drittanbietermaterial die Möglichkeit zur Farbkonfiguration aushebeln. Die Geräte können in der Folge also keine sauberen Ergebnisse mehr produzieren. Problematisch dabei: Dass ein Firmware-Update die Zusammenarbeit mit alternativen Patronen aufkündigt, wird Kund:innen offenbar nicht deutlich gemacht.
Nutzer:innen, die derzeit noch mit Drittanbieterpatronen drucken können, rät Rossmann dazu, die automatischen Updates abzuschalten. Wer sich Sorgen mache, dass auf diese Weise wichtige Sicherheitsupdates ausbleiben, solle seinen Drucker nicht mit dem Internet verbinden: „Ihr könnt ihn mit eurem lokalen Netzwerk verbinden und den Internetzugriff blocken“.
Ein wichtiger Hinweis, denn einmal installiert, lassen sich die Firmware-Updates wohl nicht rückgängig machen. Laut Rossmann lösche der Hersteller ältere Versionen von seinen Servern, sobald ein Update erscheint.
In seinem eigenen Wiki „Consumer Action Taskforce“ fasst Rossmann alles Wissenswerte zusammen. Dabei wird allerdings auch klar, dass er sich auf wenige betroffene Reddit-Nutzer:innen beruft. Der Subreddit stammt dabei von von 2022, ist also entsprechend alt. In einem anderen Fall berichtet ein Nutzer in einem Beitrag bei Y-Combinator davon, dass sich die Druckqualität bei Einsatz von Drittanbieterpatronen nach einem Firmware-Update verschlechtert habe. Auch dieser Beitrag stammt aus dem Jahr 2022.
Das sagt der Hersteller
Gegenüber Asrtechnica dementiert Brother die Behauptungen von Rossmann zudem. Die Publikation zitiert den Hersteller wie folgt:
„Wir sind uns der jüngsten falschen Behauptungen bewusst, die besagen, dass ein Brother-Firmware-Update die Verwendung von Tintenpatronen von Drittanbietern eingeschränkt haben könnte. Bitte seien Sie versichert, dass Brother-Firmware-Updates die Verwendung von Fremdtinte in unseren Geräten nicht blockieren.“ Außerdem werde die Druckqualität nicht absichtlich verschlechtert, unabhängig davon „ob eine Brother-Original-Tintenpatrone oder eine Nicht-Original-Tonerkassette verwendet wird“, so der Hersteller.
Auch Rossmann erklärt in den Kommentaren unter seinem Video, der Hersteller habe ihn kontaktiert und erklärt, dass Firmware-Updates den Einsatz von Drittanbieter-Patronen nicht behindern würden.
So gehen andere Hersteller vor
Während Brother also dementiert, sind deartatige Methoden bei anderen Druckherstellern längst üblich. Das brachte etwa Canon während der Coronapandemie in die Bredouille. Um die Echtheit der Kartuschen zu bestätigen, sind diese mit einem kleinen Chip ausgestattet. Als die Bauteile Mangelware waren, hat das Unternehmen seine Patronen ohne Chip verkauft.
Das führte dazu, dass die Drucker die Originale als Fälschung erkannten. In einem anderen Fall von 2021 sah sich Canon mit einer Sammelklage konfrontiert. Der Grund: Multifunktionsgeräte verweigerten den Scan-Vorgang, wenn die Tintenpatrone leer war – auch, wenn diese für den Vorgang gar nicht gebraucht wird. 2023 haben sich die Kläger außergerichtlich geeinigt.
Etwas anders liegt der Fall bei HP. Der Hersteller bietet einen Abodienst, bei dem Nutzer:innen pro gedruckter Seite bezahlen. Zehn Seiten im Monat kosten 1,49 Euro. Die Tinte gibt es gratis dazu. Leichtfertig kündigen sollte man hier nicht. Denn wer nicht mehr für den Dienst bezahlt, kann logischerweise auch nicht mehr drucken. HP deaktiviert in diesem Fall die Nutzung der Patrone – selbst wenn diese noch Tinte enthält.
Hinweis: Wir haben diesen Artikel nachträglich um das Statement von Brother gegenüber Arstechnica ergänzt.
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