Mit Erkältung ins Büro? Präventives Homeoffice schützt dich und dein Team!
„Mein Kollege hat die Erkältung angeschleppt“, textet meine Freundin. „Dann machst du es dir morgen zu Hause gemütlich?“, frage ich. „Geht nicht“, schreibt sie. Klassiker: Die Chefin sieht Homeoffice nicht so gern.
Mit dem Ende der Sommerferien hat die Erkältungszeit begonnen. Die erste kleine Welle lösten in meinem Umfeld die Kita-Eingewöhnungen und Schulstarts aus. Es folgten ein paar Wochen der Ruhe, jetzt sind die ersten in Hand-Fuß-Mund-Quarantäne, während sich eine erstaunlich große Zahl von einer heftigen Erkältung erholt.
Wir werden krank, weil wir im Herbst unsere Körper nicht gut behandeln. Die Kälte hat damit nur indirekt zu tun; es sind vor allem Heizungen, die unsere Schleimhäute austrocknen und uns empfänglicher für Viren machen. Dazu verbringen viele Menschen mehr Zeit drinnen und schaffen sich damit kleine Virenpools.
Immer waren’s die anderen
Fragt man Menschen ohne Kinder, dann sind natürlich Eltern schuld, weil sie die Viren aus den Kitas in die Firma tragen. Fragt man Eltern, dann sind andere Eltern schuld, die ihre Kinder erkältet in die Kita bringen. Außerdem haben sie selbst – ganz besonderer Fall – keine andere Wahl, denn gerade heute müssen sie arbeiten (ein verrücktes Phänomen, das allgemein als „Werktag“ bekannt ist).
Fragt man die Erzieher:innen, dann verweisen die auf die Tatsache, dass laut staatlicher Vorgabe normal-leicht-erkältete Kinder in die Kita sollen, damit alle ein gutes Immunsystem aufbauen. Was, medizinisch betrachtet, irgendwie überzeugend ist.
Geht es um Erkältungen, dann ist immer irgendwer anders schuld. Das ist auf der Sachebene sogar korrekt: Eine erkrankte Person ist erkältet unter Leute gegangen und hat dabei andere angesteckt. Da reicht es schon, wenn in starker Abhängigkeit beschäftigte Menschen U-Bahn fahren. Auch Verantwortungsgefühl und hohe Arbeitsbelastung treiben Menschen zu Präsentismus, berichtet das Softwareunternehmen Personio. Bei manchen ist es die Kultur hoher Leistungsfähigkeit, andere hätten schlicht Angst, ihren Job zu verlieren. Vernunft muss man sich leisten können.
Erkältungen sind unsere Freunde
Realistisch betrachtet müssen wir aber daran erinnern, dass Menschen Viren nicht in sich selbst erschaffen, um andere zu ärgern. Das Phänomen „Patient null“ kommt in der Natur nur äußerst selten vor. In der Praxis tragen wir sich immer wieder verändernde Viren um die Welt und halten sie so am Leben.
Wir werden Erkältungen nicht beenden. Dafür sind Viren zu wandlungsfähig und zu reisefreudig. Im Übrigen haben sie eine Funktion: Die Erkältungen der Kindheit trainieren den Körper auch gegen Allergien.
Wir können aber etwas dazu beitragen, Erkältungswellen zu verlangsamen. Die Corporate Influenza ist ein Spiegel der Gesellschaft: Wie frei sind die Menschen in ihren Entscheidungen? Dürfen sie sich isolieren, wenn sie krank sind?
Glaubt man einer KPMG-Umfrage, dann erwartet die Mehrheit der Führungskräfte, dass es in drei Jahren kein Homeoffice mehr geben wird. Beförderungen und Gehaltsanreize sollen die Mitarbeitenden in die Zentralen locken.
Erkältung? Bleib daheim!
Doch ein Unternehmen, das an der Funktionsfähigkeit des laufenden Betriebs interessiert ist, muss Homeoffice erlauben. Die Hürde muss niedrig sein. Schon die Forderung nach einem gelben Schein trägt dazu bei, Viren zu verbreiten. Welcher vernunftbegabte Mensch geht mit einem Schnupfen in eine Arztpraxis? Die Bundesregierung hatte angekündigt, dass die Krankschreibung per Telefon zum Beginn der Erkältungssaison wieder möglich sein soll. Jetzt wird es wohl doch eher Januar.
Doch gehen Mitarbeitende erst zum Arzt, wenn es nicht anders geht, dann ist der Schaden angerichtet.
Stellen wir uns Regeln einer besseren Welt vor:
- Wer erkältet ist, informiert seine Firma und arbeitet – wenn der Job es erlaubt – von zu Hause aus.
- Wird die Person tatsächlich krank, erfolgt die Krankschreibung niedrigschwellig per Telefon.
- Damit ist die Erkältung eingedämmt, das Team ist geschützt.
Erkältungen sind kein Zeichen von Schwäche oder fehlender Leistungsfähigkeit. Erkältungen sind ein Teil des menschlichen Lebens. Sie werden nicht ausgerottet werden. Im kleinen Rahmen können sie aber beherrschbar sein. Ein hoher Krankenstand ist damit, wenigstens in Teilen, Führungsversagen. Am Ende gilt: Wir werden den Erkältungswinter bekommen, den wir verdient haben. Die Gestaltungsmacht haben die Unternehmen.