Facebook hat die Bankenwelt mit seinen Plänen für die Digitalwährung Libra aufgeschreckt. In die Rufe nach Regulierung mischte sich in den vergangenen Wochen der Vorschlag einer eigenen Digitalwährung, also eines digitalen Euros. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hält von solchen Plänen nichts. Stattdessen sollte man Libra mit Regulierung ausbremsen, sagte er in einem Interview mit dem Handelsblatt.
„Ich halte nichts davon, immer gleich nach dem Staat zu rufen. In einer Marktwirtschaft ist es zunächst an den Unternehmen, für Kundenwünsche ein entsprechendes Angebot zu entwickeln“, so Weidmann. Die Banken sollten ihren Zahlungsverkehr schneller und günstiger gestalten.
Libra könnte Zahlungsverkehr dominieren
Durch die schiere Größe von Facebook mit über 2 Milliarden möglichen Nutzern hätte Libra das Potenzial, den Zahlungsverkehr zu dominieren, so Weidmann. Allerdings würden die bestehenden Regulierungsmöglichkeiten auch bei einer digitalen Währung greifen. Facebook müsste aufsichtsrechtliche Vorschriften einhalten, genau wie die Regeln zur Verhinderung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung.
Beim Wettbewerbsrecht müsse sich allerdings etwas ändern, so Weidmann. Denn durch die großen Datenmengen würden Internetunternehmen Vorteile gegenüber kleineren Wettbewerbern verschaffen. Die Bundesregierung arbeite an einer entsprechenden Modernisierung.
Banken müssten sich modernisieren
Für sinnvoller als ein Konkurrenzangebot hält Weidmann eine Modernisierung des bestehenden Angebots. Um zukunftsfähig zu sein, müssten deutsche Banken ihren Kunden eine günstigere, einfachere und schnellere Handhabung anbieten. Eine Identifikation per Fingerabdruck sei zum Beispiel wünschenswert. Als politische Reaktion auf die wachsende Marktmacht von Internetkonzernen schlägt er eine elektronische Identität vor, die den Bürgern die Hoheit über ihre Daten gewähren würde.