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Warum Futures-Thinking uns wieder handlungsfähig für die Zukunft macht

Wenn es um die Zukunft geht, stagniert die Zuversicht. Visionslosigkeit und Handlungsunfähigkeit sind verbreitete Barrieren. Wie schaffen es Unternehmen aber, unter extremer Unsicherheit zu entscheiden?

4 Min. Lesezeit
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(Foto: Shutterstock / T.Dallas)

Keine Frage: Die Innovationsmethode Design-Thinking ist perfekt, um Probleme im Hier und Jetzt zu lösen. Im Prozess fokussiert man sich auf die Welt der Nutzer und findet Innovationen, indem man Probleme löst. In Bezug auf die fernere Zukunft kommt man mit diesem Ansatz jedoch nicht weiter. Denn bevor man sich überhaupt auf die Lösung zukünftiger Probleme fokussieren kann, müssen erst einmal neue Perspektiven her.

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Die Futures-Thinking-Methode bietet dafür die adäquate Möglichkeit: Zukunftsszenarien werden dabei holistisch und systemorientiert entwickelt. Das Denken wird – im Gegensatz zum Design Thinking – nicht enger, sondern weiter. Mit dem Effekt, dass Unternehmensvisionen aktiviert werden und man so einen Weg aus der Stagnation heraus finden kann.

Warum Futures-Thinking besser geeignet ist als Design-Thinking

Fragt man Manager, wie ihre Unternehmen in fernerer Zukunft aussehen werden – also in etwa 30 bis 40 Jahren –, blickt man erst einmal in leere Gesichter. Je vielschichtiger die Zeiten sind, desto mehr verharren die Entscheider in der Reflexion der Vergangenheit. Der Nobelpreisträger Daniel Kahneman nennt das „narrative fallacy“.

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Im stationären Handel sieht man beispielsweise, was passiert, wenn man versucht, „das Alte“ neu anzustreichen – anstatt es wirklich vorausschauend weiterzuentwickeln. Mediamarkt und Saturn haben es verpasst, ihre CD-Regale rechtzeitig abzubauen und in innovative Einzelhandels-Konzepte zu investieren. Das Ergebnis: Riesige, aber dabei gähnend leere Verkaufsflächen sowie erschreckend kurze Schlangen an der Kasse.

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Die Innovationsmethode Futures-Thinking bietet Werkzeuge und Strategien, um strukturiert und zielorientiert über die Zukunft nachzudenken. Ist das Ziel im Design-Thinking-Prozess, recht schnell ins Tun und Machen zu kommen, sich also beherzt für ein konkretes Konzept zu entscheiden, geht es bei Futures-Thinking darum, verschiedene Zukunftsszenarien zu entwickeln. Man lässt sich mehrschichtig inspirieren, ohne dabei den Kreativprozess frühzeitig zu verkürzen. Dream forward, statt fail forward quasi.

Im Kern sind die beiden Methoden „Schwestern im agilen Geist“: Futures Thinking aktiviert – genau wie Design-Thinking – den „Genius der Massen“. Man entwickelt co-kreativ, dialogisch und silo-übergreifend. Im Vergleich zu Design-Thinking geht Futures-Thinking jedoch mindestens einen Schritt weiter und ergänzt Nutzerzentrierung und Mut zum Ausprobieren um Kontext, Mehrdeutigkeit, systemisches Denken und Intuition. Denn wenn es um Zukunftsfragen geht, ist Visionsorientierung gefragt. Es geht um eine radikale Abkehr vom Machbaren hin zum Möglichen.

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Wie ein Futures-Thinking-Prozess abläuft

Ziel des Futures-Thinking-Prozesses ist es, verkrustete Lähmungserscheinungen loszuwerden und ins Neue aufzubrechen: Es gilt, gerade in einer Zeit der vermehrten Unsicherheit und Überforderung, wieder Hoffnung auf die Zukunft zu generieren. Doch wie funktioniert das in der Praxis?

Unternehmen explorieren und definieren im ersten Schritt in einem gemeinsamen Brainstorming-Prozess die bestmögliche Kombination aus starken und schwachen Trends, Vermutungen und Erkenntnissen über globale und lokale Besonderheiten. Dazu sollte sich eine möglichst breite Mischung aus Teilnehmern im Unternehmen zusammenfinden. Von der Mitarbeiterin aus der Rechtsabteilung bis hin zum Kassierer – alle an einem Tisch vereint.

Ist das geschafft, heißt es in Schritt zwei: Volle Kraft voraus im freien Fantasieren. Wie sieht das Passagierflugzeug der Zukunft aus? Ergibt es Sinn, wenn ich als Software-Hersteller darüber nachdenke, in Zukunft „smarten“ Matcha-Tee zu produzieren? Oder soll es gleich die Besiedelung des Mars sein? Alles ist erlaubt. Denn Zukunft wird aktiv gemacht, nicht passiv erwartet. Am Ende dieser Imaginationsphase hat man viele gleichwertig plausible Zukunftsszenarien entworfen. Und es geht auch mehrgleisig weiter: Denn jede Zukunftsvision, auf die man sich via Konsens einigen kann, wird weiter verfolgt.

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In Phase drei bereitet man sich auf die Rückkehr ins Heute vor und sucht Anknüpfungspunkte im Unternehmensalltag der Gegenwart. Wo kann man heute direkt loslegen – oder tut es vielleicht sogar unbewusst schon? Bei dieser Annäherung im Hier und Jetzt ist es also nicht mehr das Ziel, auf bisher unbesiedelten Planeten zu landen, sondern konkrete Projekte zu identifizieren. Zurück zum Beispiel stationärer Handel: Es kann auch erst einmal ausreichen, seinen Kunden besser zu erreichen. Zum Beispiel mit der Idee, nicht nur in die Sicherung des Marken-Flagschiffs zu investieren, sondern in ein resilientes Shopping-Konzept.

So geschehen bei H&M – trotz aller Probleme, die der Konzern mittlerweile auch hat: Mit dem Arket-Store-Prinzip, einem modernen Marktplatz für nachhaltige Produkte inklusive eigenem Café, war der H&M-Konzern in der Vergangenheit offensichtlich schlau genug, sein Einzelhandelskonzept mutig zu erweitern. Bei Mediamarkt stehen währenddessen wahrscheinlich immer noch CD-Regale. Hätte man da etwas früher ein bisschen visionärer gedacht, welches Shopping-Erlebnis würde uns heute die Auswahl des perfekten Staubsaugers versüßen?

Ob H&M sich für seine Zukunftsentscheidungen des Futures-Thinking-Ansatzes bediente, ist ungewiss. Und ob sie so langfristig den Erfolg sichern, auch. Fakt ist aber, dass die Schweden mutig und visionär genug in die Zukunft blicken, um aktiv zu werden. Dieser Instinkt scheint den meisten Unternehmen leider gänzlich abhandengekommen zu sein.

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Warum plötzlich alle wieder eine Vision haben

Futures-Thinking erweckt diesen verschütteten Instinkt wieder, indem es Wahlmöglichkeiten eröffnet. Es gibt eben nicht die eine mögliche Zukunft, sondern ganz viele. Und genau das macht handlungs- und entscheidungsfähig.

Bei Futures-Thinking heißt es also nicht, sich gegen eine feindliche Zukunft zu wappnen, sondern rechtzeitig seine eigenen Möglichkeiten wahrzunehmen. Es geht konkret darum, den eigenen Weg zu gehen, nicht, auf der Suche nach dem richtigen zu verzweifeln.

Was Futures-Thinking mit Optimismus zu tun hat

Seien wir ehrlich: Viele Unternehmen in Deutschland fühlen sich viel stärker an die Wand gedrängt, als sie es objektiv betrachtet wirklich sind. Was fehlt, ist relativer Optimismus, dass die Herausforderungen der Zeit trotz aller Schwierigkeiten lösbar sind – insbesondere jene der digitalen Transformation. Ziel von Futures-Thinking ist es, Unternehmen aus genau dieser Lethargie zu befreien.

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Denn Hoffnung ist nicht zu verwechseln mit dem Diktat des uneingeschränkten Positivismus. Zu Hoffnung als Business-Effekt gehört nämlich, anzuerkennen, dass die Umstände nicht leicht sind und trotzdem daran zu glauben, dass es weiter geht. Das Motto lautet: weg vom Machbaren und hin zum Möglichen. Zukunft wird schließlich aktiv gemacht, nicht passiv erwartet.

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Ralf

Ich bin da skeptisch. 30-40 Jahre in die Zukunft schauen? Das Smartphone wurde vor gerade mal 12 Jahren lanciert und hatt unsere Welt komplett verändert. Veränderung muss viel schneller passieren. Die (deutsche) Automobilindustrie mit ihrem 5 Jahres Zyklus verschläft gerade die Elektrorevolution. Während die am planen und budgetieren sind, bauen andere reihenweise neue Modelle. Und wenn ich mir vorstelle, dass in 10 Jahren die Hälfte unserer Arbeit von KI erledigt wird, dann müssen wir jetzt loslegen.

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