Von wegen Lifestyle-Van: E-Autobauer Canoo nimmt Lieferfahrzeuge in den Fokus
Statt des im vergangenen Jahr vorgestellten Lifestyle-Vans, den das Unternehmen nicht verkaufen, sondern nur vermieten wollte, bringt Canoo jetzt einen Mehrzweck-Transporter für die Logistik-Branche, den das Unternehmen sehr gerne verkaufen will, auf den Markt.
Lifestyle-Van nur eine Art „Abfallprodukt“
Der durchaus als drastisch zu bezeichnende Kursschwenk steht im Zusammenhang mit der Übernahme des Canoo-Chefpostens durch Tony Aquila und dem bevorstehenden Börsengang. Aquila hatte im Sommer 35 Millionen US-Dollar in das Unternehmen gesteckt und das Unternehmen nach eigenen Angaben im Stile des Einstiegs von Elon Musk bei Tesla „neu gegründet“.
Aquila sieht das Potenzial der durch Canoo entwickelten Antriebsplattform vornehmlich im Transport von Waren. Das ist durchaus naheliegend, denn das Canoo-Skateboard erlaubt überaus flexible Aufbauten und das Geschäftsmodell ist auch greifbarer als ein Mietmodell für den Privatgebrauch, von dem niemand weiß, ob es dafür eine Nachfrage geben würde.
Aquila sieht den Lifestyle-Van damit zwar nicht am Ende, aber auf der Liste der Prioritäten ganz hinten. Damit dürfte vorerst nicht mit einem Marktantritt des durchdachten Vans zu rechnen sein. Der neue E-Transporter, den Canoo jetzt vorgestellt hat, weist indes deutliche Ähnlichkeiten auf, wenn wir mal davon absehen, dass er im Vergleich zur weichen Rundlichkeit des letztjährigen Entwurfs deutlich kantiger daherkommt.
Kleine Version ab 33.000 Dollar erhältlich
Der neue Canoo-Transporter, dem der Hersteller die Modellbezeichnung MPDV (Multi-Purpose Delivery Vehicle, etwa Mehrzweck-Lieferfahrzeug) gegeben hat, soll zunächst in zwei Größen erscheinen. Die kleinere Version wird rund 4,40 Meter lang, 1,95 Meter breit und rund 1,90 Meter hoch sein. Der Transporter soll über ein Ladevolumen von rund 6.500 Litern verfügen. Zur Wahl sollen drei Batteriegrößen stehen.
In der kleinsten Variante, die dann ab 33.000 US-Dollar verkauft werden soll, werkelt eine Batterie mit einem Energieinhalt von 40 Kilowattstunden, die den Canoo bis zu 209 Kilometer weit tragen soll. Eine 60-Kilowattstunden-Version soll eine Reichweite von bis zu 305 Kilometer erreichen und eine Variante mit 80 Kilowattstunden soll es bis zu 370 Kilometer weit bringen.
Solche Reichweiten sind bei deutschen E-Transporter noch nicht erhältlich, was als wesentlicher Hemmschuh für deren Markteintritt in den USA gesehen wird. Dort wird auch im urbanen Umfeld mit Reichweiten von mindestens 200 Kilometern geplant.
Größere Version mit über 14.000 Litern Fassungsvermögen geplant
Neben der kleinen Variante des Canoo E-Transporters will Aquila eine große Version auf den Markt bringen, die nach seinen Aussagen am Markt bisher keinen Vergleich hat. Dieser Canoo soll über 5,20 Meter lang, rund 2,20 Meter breit und über 2,50 Meter hoch sein. Das Fassungsvermögen für die zu transportierende Fracht soll über 14.000 Liter betragen.
Dabei will Canoo allerdings die gleichen Batteriegrößen einsetzen, wodurch sich die Reichweite auf bis zu 145 (40 kWh), 225 (60 kWh) und 305 Kilometer (80 kWh) reduzieren würde. Für die größeren E-Transporter nennt Canoo noch keine Preise.
Canoo E-Transporter in limitierter Stückzahl ab 2022 erhältlich
Das eigentliche Potenzial sieht Canoo-Chef Aquila aber ohnehin in den kundenspezifischen Umbauten. Gegenüber The Verge sprach er von einer regelrechten Goldgrube, die sich seinem Unternehmen damit eröffnen würde. Aber auch die Kunden würden profitieren. Die geringeren Wartungskosten eines E-Transporters könnten sich nach seiner Einschätzung über eine Nutzungsdauer von sieben Jahren auf zwischen 50.000 und 80.000 Dollar kumulieren. Erste Exemplare des Canoo-Transporters will das Unternehmen im Jahr 2022 ausliefern, größere Stückzahlen erst ab 2023.
Ich kanns kaum erwarten!