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Ratgeber

Warum ein Chef kein Büro braucht – 5 Tipps, wie ihr euer Büro abschafft

Smartphones, Internet und Clouds haben unsere Kommunikation im Job unumkehrbar verändert. Die reale Verständigung in den Büros hat mit diesem Tempo jedoch nicht Schritt gehalten.

Von Frank Jorga
3 Min.
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(Foto: Shutterstock-Imtmphoto)

Die meisten CEO und Führungskräfte arbeiten immer noch wie im Analogzeitalter mit dem eigenen Büro als Schaltzentrale. Viele Firmen haben mehrere Standorte: Für einen permanenten Austausch sind viele CEO regelmäßig vor Ort. Da wäre es töricht und kostenintensiv, in jeder einzelnen Dependance ein Geschäftszimmer für sie vorzuhalten.

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Der gesamte Aufbau der Bürowelten muss von Grund auf neu gedacht werden. Und das fängt mit dem Abschaffen des eigenen, kleinen Reichs an. Ein CEO muss überall handeln können, ohne etwa auf Akten aus seinem Büro angewiesen zu sein. Schließlich arbeiten viele auch in der Bahn oder wenn sie am Flughafen sitzen. Was man braucht, hat man digital dabei.

Der CEO ist das Zentrum der Kommunikation

Erstaunlicherweise halten viele Chefs an der Vorstellung der „persönlichen vier Wände“ fest. Die meisten CEO arbeiten hauptsächlich mit Rechner und Telefon. Akten, Papierstapel und erst recht solch heimelige Utensilien wie Tacker, Büroklammern und Radiergummi verstopfen nur den Büroschrank. Hand aufs Herz! Am Ende brauchen wir doch nur eine Netzverbindung, einen Laptop, ein Smartphone und Strom. Der technische Aspekt ist also schnell gelöst. Doch ein Großteil der Führungstätigkeit besteht aus Interaktion, Anleitung und Austausch – und das muss sich auch räumlich widerspiegeln. Dafür kann sich der Chef nicht hinter Wänden oder Glasscheiben verbarrikadieren.

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Die fünf Tipps: Wie schaffst du als CEO dein Büro ab?

1. Die reale Kommunikation und alle Abläufe im Büro unter die Lupe nehmen. Mit welchen Mitarbeitern kommunizierst du viel und welche Kommunikationswege sind wichtig? Gerade als reisender CEO muss man sich diese Frage zwangsläufig stellen.

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2. Konsequent digital denken! Digitalisierung funktioniert nicht mit den Arbeitsabläufen von vorgestern. Digitalisierung bedeutet, dass moderne Arbeitsprozesse und Technologien gleichermaßen ein Unternehmen durchdringen, und zwar vollständig. Ein kluges Management muss diese Zusammenhänge erkennen, die Voraussetzungen dafür schaffen – und Vorbild sein.

3. Als Führungskraft musst du ständigen Kontakt zu deinen Mitarbeitern halten. Dafür gehen CEO ohne eigenes Büro direkt zu ihnen in ihre Umgebung. Jack Dorsey, der CEO von Twitter, hat seinen Schreibtisch und sein Büro abgeschafft und setzt sich auch spontan mit in Meetings. Er sagt, er wolle ein Gefühl für die Probleme der Mitarbeiter haben. Ein großer Teil der Kommunikation findet außerhalb der formalen Struktur und den terminierten Meetings statt. Wenn ein CEO an seinem Laptop im Meetingraum oder etwa der Küche sitzt, haben Mitarbeiter auch die Chance, ihn spontan anzusprechen.

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4. Zeit für sich auf ein Minimum reduzieren! Klar musst du gelegentlich in Ruhe an etwas arbeiten. Hierfür gibt es Rückzugsmöglichkeiten wie spezielle Ruheräume oder den Meetingraum. Ohne eigenes Büro ist ein Abschotten jedes Mal eine bewusste Entscheidung, und das reduziert es automatisch auf ein Minimum. Genau das Gegenteil zum eigenen Büro – hier ist das Rausgehen und Kommunizieren die bewusste Entscheidung.

5. Büros im Wandel: Du kannst nicht richtig arbeiten, weil die Meetingräume immer besetzt sind? Konzentrieren oder Telefonieren klappt nicht, weil es keine ruhigen Räume gibt? Dann musst du insgesamt diese Räume schaffen, denn sicher haben dann auch einige Mitarbeiter dasselbe Problem. Schließlich leitest du eine Firma und trägst Verantwortung. Vertraulichkeit und Ruhe sind wichtige Aspekte.

Vorteil für Startups

Bei allem müssen natürlich die Arbeitsfähigkeit und die „Chefsituation“ beachtet werden. Etablierte Unternehmen müssen entschlacken. Startups lassen Überflüssiges von vornherein weg. Vor allem junge Firmen haben also einen großen Vorteil und gehen voll in der New Work auf. Mit den Methoden, Abläufen und Inhalten der Old Economy fangen sie gar nicht erst an. Die Alternativen zu Papierbergen und Büroutensilien – Cloudlösungen, Kalender-Apps und Online-Organisationsprozesse – muss man hier niemandem erklären. Damit enteilen sie ihrer Konkurrenz und auch einer antiquierten Arbeitsphilosophie. Alle anderen können sich von ihnen eine Scheibe abschneiden.

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Vertraulichkeit und Ruhe sind wichtige Aspekte. Doch ein CEO, der sprichwörtlich Wände einreißt, sorgt für frischen Wind in der Kommunikation, aber auch in der Wahrnehmung durch seine Mitarbeiter. Das wirkt sich auf das gesamte Betriebsklima aus – und stärkt den Unternehmenserfolg. Ja, du wirst manchmal ein eigenes Büro vermissen. Alles andere wäre gelogen. Aber was das eigene Büro für Ballast bringt, merkt man erst, wenn man sich von ihm verabschiedet und sieht, wie viel Kram sich angesammelt hat.

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Kommentare (7)

Community-Richtlinien

Adrian Karlsburg

Hallo Frank. Schöner Artikel. Ich denke aber, dass viele Chefs in ihren Agenturen oft einen eigenen Raum weiterhin benötigen werden. Vertrauliche Mitarbeitergedpräche oder sensible Kundentelefonate fallen mir da ein. Aber die Chefs sollten ihre 4 Wände ruhig öfter mal verlassen und sich unter das Team mischen
LG
Adrian

klarname

die Gespräche kann der Chef ja auch in einem anderen Raum führen, oder? Steht ja auch im Artikel.
Dann macht man einfach einen Raum für Nicht-Stören und basta. Das muss kein eigenes Büro sein. Den können ja alle buchen und benutzen, diesen Raum

Lord_Furzkissen

Je nach Größe der Firma geht es bei allen vertraulichen Bereichen eines CEO um sehr, sehr viel Geld.

Einen Raum zu benutzen, den „alle buchen und benutzen“ können wäre da etwas blauäugig. Wirtschaftsspionage ist real, unzufriedene Mitarbeiter und Intrigen sind es leider auch.
Gerade in der heutigen Zeit sind Dinge wie Mikrophone so klein geworden, dass ein Verstecken um ein vielfach einfacher ist als das Auffinden, das quasi ein umstülpen des gesamten Raumes inklusive Telefone aufschrauben etc erfordert.

Klingt paranoid, aber wo es um Millionen geht, ist so etwas nicht unbedingt eine Verschwörungstheoretikerspinnerei.

Adrian Karlsburg

Klarname
Bei Firmen, die nur einen Konfi haben, kannst du das leider vergessen. Der ist die meiste Zeit belegt.

Peter

Diese Mode sich aller Statussymbole zu entledigen, zu denen Büros gehören, ist Ausdruck einer Zeit in der Macht immer stärker informell ausgeübt wird und sich so jeder Angriffsfläche entzieht. Das tolle ist: der Chef führt dann für alle wahrnehmbar im Konferenzraum den halben Tag vertrauliche Telefonate, nicht weil er den Raum HAT, sondern weil er ihn BRAUCHT – was für alle sichtbar seine Wichtigkeit zusätzlich herausstellt.
Es ist diese formale, zur Schau gestellte Form der Transparenz und angeblicher Gleichheit die die faktisch wachsende materielle Ungleichheit lässig kaschiert.

SJ

CEO’s, Geschäftsführer also sind auch Menschen, die einen Rückzugsort brauchen um ihren Stress loszuwerden und sich in Sicherheit zu wägen.

Aber das ist ja nix neues, dass in der Wirtschaft die menschlichen Bedürfnisse ignoriert werden. Früher war das nur bei den niederen Angestellten, abhängigen Partnern und geringwertigen Kunden der Fall. Heutzutage soll auch die obere Liga der Wirtschaft diesem Dogma unterliegen.

Was bei wenig Veranwortung und Konzentration schon wichtig ist wird nicht unwichtiger, wenn diese steigen. Einfaches Beispiel: Führst einen möglichen neuen Gesellschaftspartner im Betrieb umher und willst dann zu den vertraulichen Gesprächen kommen: geht nicht, weil der Chef kein Büro mehr hat. Also ein Tag besichtigen und dann den anderen Tag irgendwo Essen gehen. Die ganze Sache ist erstmal zerissen, kostenauffällig, umständlich und natürlich auch hochgradig unsicher. Wer sagt denn, das ein Restaurant oder Kaffeehaus nicht von findigen Besitzern mit Abhörwanzen versehen sind um Geschäftsgeheimnisse auszuspähen oder auch nur ganz profan an die Presse zu verkaufen?

Robert Pietsch

Also in meiner Firma gibt es Meetingräume, da kann man eine Tür zumachen und schon hat man eine vertrauliche Umgebung.
Und wie es so schön im Artikel steht: Wenn die immer alle besetzt sind ist das ein gutes Zeichen dafür, dass es zu wenig gibt.

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