Lebensverlängerung für Chromebooks: Google trennt ChromeOS und Chrome voneinander

Unter dem Projektnamen Lacros arbeitet Google an einer wesentlichen Veränderung der Architektur des Betriebssystems Chrome OS. Die Änderung besteht darin, dass die eigentliche Browserinstanz vollständig aus dem bislang monolithischen System gelöst und als eigenständige Anwendung konzipiert wird.
Chrome OS ohne Chrome?
Damit könnten Chromebook-Nutzer den Browser künftig unabhängig von der Verfügbarkeit von Betriebssystem-Updates auf den neuesten Stand bringen. Besonders interessant ist die Neuerung für Chromebooks, bei denen die Auto-Update-Frist (AUE: Auto Update Expiration) abläuft.
Chromebooks mit abgelaufener AUE-Frist bekommen keine Updates mehr und stellen recht schnelle Sicherheitsrisiken dar, obwohl sie was die Spezifikationen und die Leistung angeht, noch nicht zum alten Eisen gezählt werden müssten. Mit der Trennung der zentralen Chrome-Instanz vom unterliegenden System könnten Nutzer ihre Chromebooks auch nach Fristende noch mit den neuesten Chrome-Updates und deren Sicherheitsverbesserungen aktualisieren.
Damit geht Google unter Chrome OS einen ähnlichen Weg wie mit seinem Project Treble unter Android. Hier hatte der Hersteller die Android-Architektur so geändert, dass das System nur noch per Interface auf gerätespezifische Komponenten zugreift. Das hatte den Aufwand von Systemupdates für die diversen Smartphone-Hersteller deutlich reduziert und deren Bereitschaft, schnelle Updates auszuliefern, gesteigert.
Erster Test zeigt: Es funktioniert
Den Kollegen von Android Police ist es bereits gelungen, auf einem Chromebook mit Chrome OS Canary, dem Betakanal des Herstellers, eine erste Version des Lacros-Chrome zu testen. Die Erkenntnisse sind erwartungsgemäß unspektakulär. So verhält sich der Lacros-Chrome wie der fest integrierte Chrome, ist aber noch nicht ganz so stabil und reagiert insgesamt etwas träge. Da Lacros noch in den Anfängen steckt, wäre anderes aber auch nicht zu erwarten gewesen.

Links Chrome-OS-Chrome, rechts Lacros-Chrome. (Quelle: Android Police)
Für wen hat die Änderung nun Relevanz, mag man sich fragen. Immerhin ist die typische AUE-Frist – anders als bei Android – unter Chrome OS typischerweise 6,5 Jahre lang. Der durchschnittliche Neukäufer dürfte bereits innerhalb der Frist zu einem neuen Gerät gewechselt sein.
Für wen hat die Änderung Bedeutung?
Anders sieht das aus bei Personen, die ein Chromebook gebraucht erwerben. Da ein Chromebook über die Laufzeit nur wenig an Leistung verliert, ist ein solches Gerät auch nach einigen Jahren, abgesehen von Verschleißerscheinungen an der Hardware, praktisch wie neu. Bei einem normalen Notebook hätten Nutzer dann die Möglichkeit, ein etwa nicht länger unterstütztes Betriebssystem durch ein aktuelleres zu ersetzen oder gleich ein ganz anderes, etwa Linux, zu wählen.
Bei einem Chromebook besteht die Möglichkeit nicht, sodass die AUE-Frist, ähnlich wie die TÜV-Frist bei einem alten Auto, ein wertbestimmender Faktor ist. Das Lacros-Projekt würde das zentrale Element, den Browser und seine Sicherheits-Updates aus der Rechnung nehmen können. Chromebooks könnten sieben und mehr Jahre verwendet werden.
Dieser Aspekt ist auch für Bildungs- und andere öffentliche Einrichtungen wichtig. Hier wird Hardware zumeist eingesetzt, bis sie in ihre Bestandteile zerfällt. 6,5 Jahre sind da der Definition nach „jung“. Das gilt umso mehr, wenn Bestände etwa aus Unternehmen nach Ablauf der Abschreibungsfrist günstig eingekauft werden, um sie in Schulklassen weiterzuverwenden. Dann dürften noch rund 2,5 Jahre AUE-Frist bestehen, was die Geräte für den Einsatz kaum attraktiv erscheinen lässt.
Lacros verspricht also durchaus handfesten Praxisnutzen und könnte die Verbreitung von Chromebooks steigern. Das dürfte letztlich auch Googles Intention hinter dem Projekt sein.
Übrigens: Der Begriff Lacros soll die Abkürzung von „Linux And ChRome OS“ sein.
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