
Zahlreiche Unternehmen haben damit bereits in der Vergangenheit experimentiert, doch in einigen Fällen hat man es nach und nach wieder aufgegeben (etwa bei Globus und Lidl): Click & Collect ist eine Service, bei dem der Kunde sich einfach via App seine Einkäufe zusammensucht und eine Bestellung aufgibt – und die Waren dann einfach an einer Rampe oder einem Extra-Counter abholt und bezahlt. Was für den Baumarkt oder Möbelhandel bei wenigen, möglicherweise schweren Artikeln vernünftig klingt, ist beim Lebensmittelhandel ein zeitaufwendiges und teures Unterfangen, das in den vergangenen Jahren daher immer wieder an Rentabilitätsgrenzen stieß.
Doch jetzt, angesichts der Coronakrise, könnte das Geschäftsmodell aufgehen – entweder weil der Händler so mehr Kunden als bisher innerhalb eines Zeitfensters bedienen kann und seinen Kunden diese Annehmlichkeiten bieten will, oder aber weil der Kunde möglicherweise sogar bereit ist, dafür zu bezahlen, dass er nicht in den Laden muss. Umgekehrt fehlen in vielen Ballungsräumen derzeit die Arbeitskräfte, die Einkäufe nach Hause liefern. Beispielsweise ist beim Rewe-Lieferdienst in vielen Regionen über Wochen kein freier Slot zu bekommen.
Jetzt weitet etwa Rewe die Abholung von Online-Einkäufen in derzeit 230 Märkten aus. Wie das Supermarktblog berichtet, will Rewe Digital bis Ende April bundesweit rund 700 Märkte mit dem zusätzlichen Service ausstatten. Derzeit ist das Netz allerdings in vielen Regionen noch sehr löchrig.
Rewe bietet Click & Collect – für nur 2 Euro Aufpreis
Nach Angaben von Rewe soll der Kunde, der über die App oder den Webshop bestellt hat, bereits nach drei Stunden die fertig gepackten Einkäufe am Ort seiner Wahl abholen können. Beworben wird der Service, der mit zwei Euro Aufpreis pro Einkauf durchaus moderat bepreist ist, derzeit nicht. Das Unternehmen will offenbar nicht, dass man hier ähnlich überrannt wird wie beim klassischen Lieferservice. Es ist wiederum eine dieser halbwegs einfachen Lösungen, die insbesondere in Zeiten der Coronakrise entstehen: keine aufwendige Logistik, keine zusätzlichen Lieferfahrzeuge, lediglich einfache Wegweiser in der Filiale und ein Abholpunkt, an dem man auch gleich bezahlt.
In anderen Ländern, in denen der Lebensmittelmarkt nicht so preisaggressiv aufgestellt ist wie in Deutschland, funktioniert Click & Collect seit Jahren erfolgreich, etwa in Frankreich und Großbritannien. Auch der österreichische Discounter Billa, der deutsche Discounter Netto (die süddeutsche Variante ohne Hund) sowie der Drogeriemarkt DM testen jetzt immerhin vergleichbare Dienste. Die Coronakrise könnte also tatsächlich dazu beitragen, dass bestimmte personalintensive Geschäftsmodelle eine Renaissance erleben.