Anzeige
Anzeige
MIT Technology Review Feature

CO2-Emissionen senken: Was CCS zur Energiewende beitragen kann

Von Gregor Honsel
Seite 3 / 4
Anzeige
Anzeige

Klar wird durch die Debatte auf jeden Fall: Auf das (von der Gas- und Ölindustrie) gemachte Nest wird sich die CO2-Müllabfuhr nicht verlassen können. Doch was sind die Alternativen? Das Wuppertal Institut hat die verschiedenen unterirdischen Speichermöglichkeiten miteinander verglichen. Das Ergebnis: Das ideale Endlager gibt es nicht. Die bei weitem höchste Kapazität bieten „tiefe saline Aquifere“, also Salzwasser führende Gesteinsschichten. Nur leider zählen sie auch zu den teuersten Optionen. Extrem preiswert hingegen sind ausgeförderte Ölfelder. Doch die haben wiederum relativ wenig Kapazität. Den besten Kompromiss aus Kosten, Kapazität und Risiken bieten wohl ausgeförderte Gasfelder wie in Norwegen.

Anzeige
Anzeige

Norwegen hat zudem noch einen weiteren Standortvorteil: Entsorgtes CO2 gilt dort als nicht emittiert und ist deshalb von der CO2-Steuer befreit. Im Projekt „Longship“ will der skandinavische Staat nun eine durchgehende Prozesskette aufbauen – von der Abscheidung an einem Zementwerk über den Transport per Schiff und Pipeline bis zur Offshore-Plattform in der Nordsee, die das Gas in den Meeresboden injiziert. Auch die europäischen Nachbarn sollen das System nutzen können – gegen Bezahlung, versteht sich.

Mal ein kleines Gedankenspiel: Wie viel Speicher bräuchte man, um das bei 100 Kilometern Autofahrt entstehende CO2 aufzufangen – um es etwa einer geordneten Entsorgung zuzuführen?

Anzeige
Anzeige

2022 betrug der durchschnittliche CO2-Ausstoß von Neuwagen in Deutschland etwa 108 Gramm pro Kilometer. Auf 100 Kilometern sind das 10,8 Kilogramm. Die Dichte von CO2 beträgt bei Raumtemperatur und atmosphärischem Druck rund 1,84 kg/m3. Die während der Fahrt ausgestoßene Menge benötigt also knapp sechs Kubikmeter Raum. Wollte man sie in einem Ballon sammeln, müsste dieser etwa halb so groß sein wie ein VW Golf, ohne Berücksichtigung anderer Abgase wie Wasserdampf.

Doch CO2 lässt sich unter hohem Druck schließlich auch platzsparend verflüssigen, wie bei Bierzapfanlagen. Eine handelsübliche Kartusche für die Theke enthält zwei Kilogramm Kohlendioxid. Mit einer Autofahrt über 100 Kilometer könnte man also fast fünfeinhalb solcher Flaschen füllen. Das würde für etwa 2500 Liter Fassbier reichen. Prost!

Anzeige
Anzeige

Robert Habeck war im Januar in Norwegen zu Besuch – wohl, um die Möglichkeit auszuloten, deutsches CO2 in Norwegen entsorgen zu lassen. Für Deutschland wäre die Lösung ziemlich bequem. Das CO2 kann gewissermaßen vor der Haustür der Nachbarn abgeladen werden, ohne drohende Proteste von Anwohnern.

Der Fall zeigt: CO2 wird ein Handelsgut werden wie Erdgas und Wasserstoff – und eine eigene Infrastruktur benötigen. Auch Dänemark hat Unternehmen aus der Erdöl- und Chemie-Branche (darunter TotalEnergies und Wintershall Dea) kürzlich erlaubt, an zwei Stellen der Nordsee ab 2030 insgesamt 13 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich einlagern zu dürfen. Wintershall Dea will zudem gemeinsam mit Partnern nahe der dänischen Hafenstadt Hirtshals einen „CO2-Hub“ aufbauen, der Kohlendioxid aus regionalen Biogas-Anlagen sammeln und verschiffen soll. Der Hafen Rotterdam plant Ähnliches, einschließlich einer CO2-Pipeline bis ins Ruhrgebiet. Auch zwischen Köln, Wolfsburg, Salzgitter und Wilhelmshaven will ein Industriekonsortium ein 964 Kilometer langes Pipeline-Netz errichten. Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft fordert ein Netz zwischen Augsburg, Rosenheim, Ingolstadt, Würzburg und Nürnberg, das die großen Raffinerien, Zement- und Chemiewerke des Freistaats miteinander verbindet und sich später mit einem überregionalen Netz verknüpfen ließe. Im kanadischen Bundesstaat Alberta ist seit drei Jahren bereits eine 240 Kilometer lange CO2-Pipeline in Betrieb, mit einer geplanten Kapazität von knapp 15 Millionen Tonnen jährlich. Und in den USA ist unter anderem eine 2000 Kilometer lange Pipeline geplant, die CO2 von mehr als 20 großen Industriegebieten im mittleren Westen zur Deponierung nach Illinois bringen soll. Im Moment liegt das Projekt allerdings auf Eis.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Schreib den ersten Kommentar!
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige