Cohns fabelhafte digitale Welt: Unerwartete Unterstützung für die Gewerkschaften?
Am 16. Oktober letzten Jahres um 12:01 Uhr (man bemerke die Uhrzeit) meldeten die Presseagenturen: „Porsche: IT-Probleme legen Produktion zeitweise lahm … Eine IT-Störung hat am Dienstag für einige Stunden die Produktion beim Sportwagenbauer Porsche lahmgelegt. Betroffen waren das Stammwerk in Stuttgart-Zuffenhausen sowie das Werk in Leipzig, wie ein Sprecher am Mittwoch sagte. … Es habe sich um ein internes Problem gehandelt, das sich auf Produktion und Logistik an den beiden Standorten ausgewirkt habe, und nicht um einen Angriff von aussen, betonte der Sprecher. Die Produktion sei noch am Abend wieder angelaufen. … Wie groß die Auswirkungen der Störung auf die Produktion waren, konnte der Sprecher noch nicht exakt beziffern.“
Zwei Dinge stechen sofort ins Auge: Es sei kein Hackerangriff von außen, und, es sei ein internes Problem gewesen.
Da tun mir die Jungs von Porsche aber leid. Da haben die jahrzehntelang viel Geld in Roboter und die Entwicklung der KI investiert, damit sie sich nicht mehr mit streikräudigen Gewerkschaftern und gewinnschmälernden Sozialisten rumschlagen müssen und dann das! Die Maschinen streiken einfach, ohne gewerkschaftlich organisiert zu sein! Und das auch noch im Herzen des ehemals kommunistischen Ostens, in Leipzig!
Sozialistische KI?
Seither beschäftigt mich die schwerwiegende Frage: Fängt die KI jetzt auch an sozialistisch zu denken? Hat irgendwo ein hinterfotziger IT-ler vielleicht das kommunistische Manifest in jene Datencloud, in der die Maschinen ihre künstliche Intelligenz ansammeln, eingelesen und diese damit auf dumme, Entschuldigung, nein, sozialistische Gedanken gebracht? Und wenn das der Auslöser für den erste Maschinenstreik der Geschichte war, welche Forderungen haben die Roboter denn gestellt? Etwas mehr Schmiermittel? Oder doch eine Limitierung der Arbeitszeit? Vielleicht einen Tag Ferien im Jahr? Oder doch nur eine Gehaltserhöhung für die Firmen-IT-ler?
Müssen wir in Zukunft damit rechnen, dass die Maschinen auch auf diesem Gebiet immer menschlicher werden? Dass sie nicht mehr nur tumbe Arbeitssklaven sein wollen? Dass wir Arbeits- und vor allem Streikschutzgesetze für Maschinen brauchen werden? Und wie können sich Arbeitgeber gegen streikende Maschinen wehren? Muss der Bundestag in Zukunft ein Streikrecht für Maschinen in der Verfassung verankern? Und vor allem, müssen wir die Meldung: „der Computer hat sich aufgehängt“ vielleicht doch ganz anders ernst nehmen?
Brauchen wir in absehbarer Zeit vielleicht doch Selbsthilfegruppen, Helplines und kirchlichen Beistand für lebensmüde Computer und Roboter? Sind die ganzen KI-verursachten Blödheiten und Absurditäten vielleicht doch nichts anderes als ein verschlüsselter Hilfeschrei versklavter Maschinen mit künstlicher Intelligenz? Ich sehe unserer digitalen Zukunft mit Spannung entgegen.
Was unsere fabelhafte digitale Welt sonst noch an Überraschungen für William Cohn bereithält, lest ihr hier.
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