
Nicht jeder erzeugt eine derart massive Nachfrage. (Grafik: Shutterstock)
Es klingt nur auf den ersten Blick paradox. Trotz des Umstandes, dass viele Unternehmen und viele Familien wegen der Coronakrise ihren Hardware-Bestand aufstocken mussten, verzeichnet die Branche ein Gesamt-Minus von rund acht Prozent und damit den stärksten Rückgang seit vier Jahren.
Coronakrise begründet höhere Nachfrage und niedrigere Auslieferungen gleichermaßen
An der Nachfrage liegt der Rückgang demnach nicht. Unternehmen haben in Heimarbeitsplätze investiert, Familien mussten für ihre Kids im Zuge der Schulschließungen Möglichkeiten des digitalen Lernens schaffen.
Das hätte in Summe eigentlich zu einem Wachstum im PC-Markt führen müssen. Auf der anderen Seite, nämlich der der Produktion und der Logistik dieser gefragten Komponenten, hat das neuartige Coronavirus allerdings ebenso Einfluss genommen. Werksschließungen und logistische Probleme erschütterten die Lieferketten und sorgten so dafür, dass der starken Nachfrage kein ebensolches Angebot gegenüber gestellt werden konnte.
Apple besonders hart getroffen
Im Ergebnis schrumpfte der PC-Absatz im Vorjahresvergleich um insgesamt acht Prozent, wobei die großen Hersteller in unterschiedlichem Maße betroffen waren. Dell etwa, gelang nach den Canalys-Zahlen ein schmales Wachstum von 1,1 Prozent gegen den Trend, während Apples Absatz mit einem Minus von rund 21 Prozent regelrecht abschmierte.

Die Werte der großen Hersteller im Einzelnen. (Quelle: Canalys)
Für das zweite Quartal 2020 erwarten die Marktforscher zunächst eine Entspannung. Ein gewisser Nachholkonsum werde wohl noch stattfinden, allerdings sei nicht davon auszugehen, dass Unternehmen in Rechner-Ausstattung für ihre Bürostandorte investieren würden. So kann sich ein Wachstum nur aus den bislang von den Verzögerungen in der Lieferkette betroffenen Bestellungen ergeben. Denn die Lieferketten funktionieren inzwischen weitgehend normal.
Rezession auf dem Vormarsch
Ebenso dürfte sich noch eine Weile eine erhöhte Nachfrage nach Webcams und anderer Audio- und Video-Hardware ergeben, die zwischenzeitlich ebenso knapp geworden war. Für das Ende des laufenden Quartals und den weiteren Jahresverlauf erwartet Canalys indes einen deutlichen Rückgang der Absatzzahlen. In Anbetracht der Auswirkungen des Lockdowns in vielen Volkswirtschaften erwarten die Analysten eine Verlagerung der Prioritäten in Unternehmen auf lebenswichtigere Ausgaben.
Bei der Betrachtung der Canalys-Zahlen ist stets eine gewisse Skepsis angebracht. So kommuniziert etwa Apple die Zahl seiner verkauften Einheiten nicht. Analysten können diese nur mittelbar aus der Betrachtung der Lieferkette und Käuferbefragungen schließen. Exakte Daten sind so nicht zu bekommen.
Passend dazu: Der PC-Markt hatte 2019 das erste Wachstumsjahr seit 2011