Coronavirus: Die wichtigsten Handlungsempfehlungen für Onlinehändler
Die Corona-Epidemie verändert gerade den Handel. Dabei ist es zu erwarten, dass die Veränderungen sowohl kurzfristige, aber auch mittel- oder gar langfristige Folgen haben werden. Betroffen von den Auswirkungen der Epidemie sind Sortimente und Lieferketten, aber auch die interne Organisation und Struktur der Händler. Was wird sich verändern und wie können sich Händler darauf vorbereiten?
Konsumentenverhalten analysieren und Sortiment anpassen
Der Verband des Schweizerischen Versandhandels VSV hat eine Heatmap erstellt, welche Sortimentsbereiche des Handels von der Corona-Epidemie beeinflusst werden und Empfehlungen dazu gegeben. Dabei hatte der Verband wohl auch eine Befragung von chinesischen Kunden durch das US-Unternehmen Kantar im Blick. Die Ergebnisse sind wenig überraschend: Grundbedürfnisse wie Lebensmittel, Hygiene und Pandemie-Vorsorge werden mehr nachgefragt, ebenso Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel. Luxusartikel, Kosmetik, Haushalts- und Unterhaltungselektronik hingegen verlieren drastisch an Umsätzen.
Sinngemäß: Der Kunde bleibt zu Hause – alles, was den Aufenthalt dort sicherer und angenehmer macht, bringt mehr Umsatz, alles „Unnötige“ wird reduziert oder gar nicht gekauft. Vor allem Umsätze, die außer Haus und aufgrund von sozialen Interaktionen entstehen, werden stark reduziert oder gar nicht getätigt.
Was Händler tun können: als erstes die Sortimentsplanung anpassen und Kernprodukte im eigenen Sortiment identifizieren, die während einer Epidemie stark oder stärker nachgefragt werden könnten. Als Ausweichmöglichkeit Substitutionen für stark nachgefragte Produkte suchen. Ebenso die schwächeren Produkte identifizieren, die im Absatz sinken werden.
Im zweiten Schritt müssen Prognosen erstellt werden, welche Produkte aufgrund der Epidemie indirekt beeinflusst werden – aufgrund von Verzögerungen bei der Lieferung von Produktionsmitteln oder -stoffen aus China und anderen Corona-Risikogebieten.
Lieferketten prüfen
Unsere modernen Lieferketten sind nicht auf Lagerhaltung ausgelegt, sondern auf schnelle und regelmäßige Bedarfslieferungen. Diese Just-in-Time-Lieferung ist nicht nur für den Einzelhändler ein Thema, auch Großhändler und Hersteller versuchen, Warenüberhänge zu vermeiden, und lagern nur nach Bedarf.
Einfach ausgedrückt: Im Supermarkt liegen beispielsweise exakt so viele Nudeln, dass der Bedarf der Kunden bis zur nächsten Lieferung gedeckt werden kann. Die Logistikzentren lagern exakt so viel Nudeln, wie für die nächste Lieferung an die Filialen benötigt werden und die Hersteller produzieren die Menge, die an den Großhandel oder die Verteilzentren abgesetzt werden kann.
Was Händler machen können: Alle Beteiligten in den Lieferketten müssen jetzt aufstocken: Produktion, Lager und Lieferkapazitäten. Dementsprechend müssen die Einzelhändler die eigenen Lieferketten auf Verletzlichkeiten untersuchen. Wie schnell können Lieferanten größere Mengen nachliefern, können Bestellmengen bei Lieferanten auf Abruf geblockt werden, wie sehen die Verfügbarkeiten und Prognosen aus? Gibt es Ersatzlieferanten für bestehende Produkte im Sortiment oder Lieferanten für Ersatzprodukte?
Auch wichtig: Wie können interne Marketingmaßnahmen Ersatzprodukte im eigenen Shop hervorheben und wie können externe Marketingmaßnahmen das unterstützen?
Händlerorganisation anpassen
Der Dachverband der Lebensmittelindustrie in den USA (FMI) hat einen sehr detaillierten Maßnahmenplan zur Vorbereitung auf die Corona-Epidemie für Industrie und Handel veröffentlicht. Der Plan ist auch für Händler interessant. Eine Epidemie betrifft nicht nur das Konsumentenverhalten, sondern wird auch Auswirkungen auf die Organisation eines Händlers haben.
Was Händler tun können:
- Identifizieren, welche Arbeitsstellen während einer Epidemie dringend notwendig sind, um den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten und welche nicht. Mitarbeiter intern schulen, damit dringend notwendige Stellen in einer Notbesetzung weiterbetrieben werden können. Die FMI rechnet aufgrund historischer Daten damit, dass zwischen 20 und 30 Prozent der Belegschaft wegen Krankheit ausfallen könnten und weitere zehn Prozent zu Hause bleiben, um sich um ihre Familien zu kümmern. Damit stünde Händlern ein potenzieller Ausfall von bis zu 40 Prozent der Belegschaft bevor.
- Hierarchien für den Notfall entwickeln: Wer übernimmt welche Entscheidung, wenn Entscheidungsträger krankheitsbedingt ausfallen? Kommunikationskanäle für Notfälle einrichten.
- Interne Hygienepläne anpassen und dafür sorgen, dass die Arbeitsumgebung sicher ist und auch sicher wirkt, damit Mitarbeiter zur Arbeit kommen.
- Wo immer möglich, Homeoffice anbieten. So können sie zum einen die Ansteckungsgefahr reduzieren und zum anderen Mitarbeitern mit Ängsten vor einer potenziellen Ansteckung Ausweichmöglichkeiten geben.
- Betriebsversammlungen vermeiden.
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