Crowdfunding für Startups: Das solltest du beachten

Viele Gründer setzen auf Crowdfunding. (Foto: Shutterstock)
„Ohne Moos nix los“, dieser Spruch gilt auch bei der Gründung eines Startups. Auch die beste Idee für ein neues Unternehmen braucht eine sinnvolle Finanzierung, die je nach Entwicklungsstadium des Projektes und Vorstellung ganz unterschiedlich ausfallen kann. Wer nicht auf einen großen Investoren setzen und stattdessen eine Community aus vielen einzelnen Unterstützern hinter sich wissen will, für den könnte ein Crowdfunding-Ansatz genau das Richtige sein.
Arten von Crowdfunding: Eine Finanzierungsvariante wählen
Crowdfunding ist nicht gleich Crowdfunding. Neben der klassischen Variante gibt es zudem die Möglichkeiten Crowdinvesting und Crowdlending – eine detailliertere Übersicht zu den drei Ansätzen und eine Liste der wichtigsten Plattformen dafür gibt es hier. Der ausschlaggebende Unterschied: Beim Crowdinvesting, das auch equity-based Crowdfunding genannt wird, und beim Crowdlending gibt das Startup den Investoren letztendlich wieder Geld zurück. Das funktioniert zum Beispiel durch Gewinnbeteiligung oder verzinste Kreditrückzahlungen. Klassisches Crowdfunding hingegen läuft entweder auf Spendenbasis ohne Gegenleistung oder arbeitet mit Entlohnungen, die sowohl materiell als auch ideell sein können.
Vor dem Start der Kampagne muss klar sein, welches Modell es sein soll – schließlich gibt es für die unterschiedlichen Varianten eigene Plattformen. Wer die Vorteile verschiedener Crowdfunding-Ansätze gleichzeitig nutzen will, sollte über eine Kombi-Planung nachdenken: So kann beispielsweise der erste Prototyp eines Produkts als materielle Entlohnung fungieren, der weitere Ausbau der Geschäftsidee wird dann über Crowdlending finanziert. Wenn du einen ganz anderen Weg gehen und dein Startup aus eigenen Mitteln finanzieren willst, schau dir unseren Ratgeber zu Bootstrapping an.
Startup-Finanzierung durch Crowdfunding: Welche Plattform passt?
Ist die Wahl auf ein Finanzierungssystem gefallen, geht es an die Kampagnenplanung und die Auswahl der richtigen Plattform. Die Anbieter unterscheiden sich nämlich nicht nur in der Crowdfunding-Art, sondern auch nach Branche oder angesprochener Zielgruppe: Science Starter fokussiert sich beispielsweise auf wissenschaftliche Projekte, Musicstarter unterstützt aufstrebende Tonkünstler. Wen möchte ich mit meinem Produkt begeistern und in welchem Geschäftsfeld will ich mich damit etablieren? Ein akribisches Bearbeiten dieser Fragen hilft einerseits bei der Plattform-Wahl, andererseits kann auch die spätere Kampagne durch präzise Adressierung und eine schnörkellose Struktur noch einmal ein Stück besser werden.
Neben der Zielgruppe fallen auch die Nutzungsgebühren, die im Finanzplan einkalkuliert werden müssen, bei Kickstarter, Seedmatch und Co. jeweils unterschiedlich aus. Ein Vergleich, bei dem die individuellen Bedürfnisse mit einbezogen werden, lohnt sich also. Wichtig: Bei einigen Plattformen gilt eine sogenannte „All or nothing“-Regel. Das bedeutet: Wird das Finanzierungsziel nicht erreicht, gehen alle Gelder zurück an die Unterstützer.
Crowdfunding: Der große Plattform-Überblick für Deutschland
Crowdfunding-Kampagne als Startup: Die Planung
Die Crowdfunding-Art ist festgelegt, die passende Plattform gewählt – aber wie hoch soll eigentlich das Finanzierungsziel sein, und in welchem Zeitraum soll es erreicht werden? Hier sind realistische Mittelwege gefragt. Wird eine Kampagne zu sehr zeitlich begrenzt, kann es schwierig werden, die Finanzierung zu schaffen. Ist der Zeitraum zu lang angesetzt, könnten potenzielle Geldgeber zu neuen Projekten abwandern. Häufig laufen Kampagnen etwa vier bis acht Wochen.
Nachdem die Eckdaten abgesteckt sind, steht die inhaltliche Kampagnenplanung an. Videos, Produktbilder, Texte mit individueller Ansprache und Pressearbeit – all das muss nicht nur produziert werden, sondern auch die Ausspielung und Betreuung der Reaktionen wollen geplant sein. So geht während der Kampagne möglichst wenig schief und einer Bindung der Community steht nichts im Weg. Dabei kann es sich auch lohnen, nicht nur in einer Sprache zu kommunizieren, sondern beispielsweise internationale Interessenten auf entsprechenden Plattformen mit englischen Inhalten zu erreichen. Neben gut durchdachten und hochwertig produzierten Kampagnenbeiträgen kann außerdem Transparenz, was genau mit dem erwirtschafteten Geld geschieht, für mehr Vertrauen der potenziellen Geldgeber sorgen.
Wenn die Crowdfunding-Kampagne läuft: Unterstützung und weiterführender Mehrwert
Die Kampagne ist fast so gut geplant wie das Verteidigungssystem von Area 51 und alles steht in den Startlöchern? Dann kann es losgehen – und das im Idealfall mit Unterstützung aus dem Umfeld. Damit das Projekt sichtbar wird, empfiehlt es sich nämlich, nicht nur auf den eigenen Social-Media-Kanälen zu werben, sondern auch Freunde, Familie und Unterstützer aus dem persönlichen Umfeld zu bitten, durch Teilen und Besprechen der Kampagne mehr Aufmerksamkeit zu generieren. Auch über die Presse und Auftritte bei Events und Messen sollten potenzielle Geldgeber angeworben werden, die letztendlich zu einem Erreichen des Finanzierungsziels beitragen.
Bei Carefuel-Gründerin Vanessa Schäfer hat die Finanzierung über Crowdfunding bereits geklappt, ihre Beweggründe und Erfahrungen teilt sie hier. Abgesehen vom reinen Kampagnen-Erfolg ist Crowdfunding aber noch mehr als ein reines Finanzierungstool: Eine gut durchgeführte Kommunikation kann das jeweilige Startup beispielsweise auch abseits der Investoren-Community bekannter machen, und die Erfahrungen aus der Kampagne bieten Eckpunkte, um weiterführend Marktforschung zu betreiben.
Fazit
Wer sich nicht auf große Investoren festlegen will und selbst keine ausreichenden Mittel für die Gründung hat, für den ist Crowdfunding ein passendes Mittel. Außerdem kann eine erfolgreiche Kampagne schon eindeutige Hinweise darauf geben, ob das eigene Produkt am Markt Anklang findet. Allerdings muss die Kampagne gut durchdacht und geplant werden. Zeitlicher Rahmen und „All or nothing“-Regel können für Gründer zu einem bösen Erwachen führen, wenn am Ende eine große Null steht.
Autorin des Artikels ist Elisabeth Urban.