Dangerous Roads – worauf digitale Nomaden im Ausland beim Straßenverkehr achten sollten
Das Rechtliche
Heikle Sache, die gerne unterschätzt wird. Denn, ganz gleich, ob euch etwas passiert, ihr etwa einen Unfall hattet, es zum Streit mit dem Verleiher kommt oder ihr in eine Verkehrskontrolle geratet, ihr habt das Nachsehen. Allgemein ist der Irrglaube weit verbreitet, mit einem deutschen Führerschein überall auf der Welt fahren zu dürfen. Nee, natürlich ist das nicht so. Das gilt nur für die EU. Für die anderen Länger gilt: internationaler Führerschein. Fertig, fein? Nein! Mitnichten! Einen gültigen internationalen Führerschein zu haben, ausgestellt in Deutschland, reicht bei weitem nicht aus. Denn es gibt einige Länder, in denen der einfach nicht akzeptiert wird. Zum Beispiel in Thailand… Wer von euch schon mal in Thailand war, mag jetzt vielleicht sagen: „Na und? An jeder Ecke kannste dir ein Motorbike leihen und damit fahren, musst ja nur Pass als Pfand hinterlegen.“ Ja, das stimmt, das geht. Das Problem dabei ist, dass das illegal ist. Ihr fahrt dann ohne gültige Fahrerlaubnis. Und das bedeutet auch, dass ihr im Fall der Fälle dann nicht versichert seid. Weder in Thailand noch bei eurer Kranken- und Haftpflichtversicherung in Deutschland. Ups… Warum geht das aber und warum machen das so viele?
Moped-Verleih ist ein einträgliches Geschäft – egal wo. Ob es ein reiner Moped-Verleih ist oder der Minimart, der nebenbei auch Motorbikes verleiht. Das bringt Geld. Irgendwie „gehört das ja auch dazu“, wenn man in einem anderen Land ist. Und das sehen die Länder ganz gerne, da wird einfach ein Auge zugedrückt und nicht drüber geredet. Bis zu dem Moment, in dem etwas passiert. In einer Kurve ausgerutscht und Beine und Arme etwas aufgeschrabbelt, nichts Ernstes, aber trotzdem ins Krankenaus. „Pass und Führerschein, bitte!“. Tja, der Pass ist beim Verleiher als Pfand und der Führerschein wird nicht anerkannt. Die Konsequenzen muss ich, glaube ich, hier nicht näher beschreiben… Oder ihr knallt leicht in ein anderes Fahrzeug rein, nur etwas Blechschaden, okay. Nicht okay: Wenn die Polizei gerufen wird – dann wird es sehr, sehr teuer, wenn ihr aus der Sache rauskommen wollt. Was in Deutschland gilt, gilt in jedem anderen Land der Welt auch: Fahren ohne gültige Erlaubnis ist verboten, man ist nicht versichert.
Theorie und Praxis liegen hier natürlich weit auseinander. Wie gesagt, anmieten ist easy. Theoretisch müsstet ihr aber vorher – je nach Land – vor Ort eine vorübergehende Fahrerlaubnis des Landes beantragen. Macht aber so gut wie keiner. Hier findet ihr eine kleine Übersicht vieler Länder und deren jeweiligen Regeln und Gesetzen dazu. Und erkundigt euch vor Ort, nicht bei einem Vermieter, am besten bei der Polizei, die helfen euch gerne. Wirklich.
Das Gefährliche
Und hier gleich nochmal was von Wikipedia. Eine Übersicht der Verkehrstoten weltweit. Schaut mal dabei genauer auf die Hotspot-Länder für digitale Nomaden… Die Zahlen darin könnt ihr gut und gerne verhundertfachen, wenn ihr ungefähr die Zahl der Verletzten bei Verkehrsunfällen erahnen wollt. In Thailand beispielsweise werden Menschen, die im Krankenhaus an den Folgen eines Unfalls gestorben sind, nicht unbedingt als Verkehrstote gerechnet. Hauptsächlich werden die erfasst, die am Unglücksort verstorben sind. Kurz gesagt, es ist saumäßig gefährlich. Die Gründe dafür? Vielfältig… Will mich nicht groß darüber auslassen, das hat viele Gründe. Ich will nur sagen, es ist echt gefährlich. In Saigon habe ich manchmal 15 Minuten gebraucht, um mit zitternden Knien eine Straße als Fußgänger zu überqueren – an einer Ampel! Kein Scheiß.
Doch abgesehen von dem eigentlichen Risiko im Straßenverkehr sind bei Ausländern, die nicht an solche Bedingungen gewohnt sind (stellt euch mal vor, dichtgedrängt in einem Pulk von 250 Motorbikes an einer Ampel zu stehen, Mahlzeit), zwei andere Faktoren ausschlaggebender: Hochmut und Übermut. Ich sage es ganz offen, das sind die Gründe, warum Ausländer im Krankenhaus oder auf dem Friedhof landen.
Hochmut: Da ist jemand frisch im Land angekommen, sitzt in einem Straßencafé und schaut sich so das Treiben an. Was sieht er? Zehn- oder Zwölfjährige, die mit Mopeds durch die Straßen heizen, teilweise bis zu fünf Menschen und ein Hund auf einem kleinen Motorbike. Alltag, normal. Was ich oft beobachtet und mitangehört habe, ging so in die Richtung „Ey, wenn so ein kleines Kind das fahren kann, dann kann ich das ja wohl erst recht!“ – ääääh, nein. Solche Leute sehen nicht oder können sich nicht vorstellen, dass diese Kinder praktisch auf dem Moped groß geworden sind. Ein Jahr alt und steht zwischen den Füßen der Mutter mit den Händen am Rahmen, ein anderes sitzt auf dem Lenker. Die haben mit zehn oder zwölf Jahren mehr Fahrpraxis als manch deutscher Fahrlehrer. Und sie sind mit dem Verkehr vertraut, seit sie denken können. Dann kommt da ein Deutscher an, der noch nie Moped gefahren ist, sich aber aber sagt, was die können, das kann ich wohl erst recht. Ja, Hochmut kommt vor dem Fall, im wahrsten Sinne des Wortes.
Übermut: Sich mal eben aufs Moped setzen und schnell die paar Hundert Meter zum Shop fahren – das ist völlig normal und alltäglich. Ebenso sich ein paar Bier oder mehr hinter die Binde zu kippen und dann nach Hause zu fahren. Macht doch jeder, ist doch kein großes Ding. Am besten ohne Helm, mit Flip-Flops und Shorts und so. „Ach, das geht schon, ist ja nicht weit.“ Oder mal richtig Gas geben, die Straße ist ziemlich frei, also ab geht’s, was soll schon passieren? Nun, nicht nur Hunde, die unvermittelt auf die Straße springen, übelste Schlaglöcher, die gestern noch nicht da waren, und besoffene Verkehrsteilnehmer, nö, alles mögliche. Na ja, und die meisten Motorbikes kann man nicht mit 50er-Rollern in Deutschland vergleichen. Alleine rein von der Motorleistung: Es geht bei 125 Kubikzentimetern meist erst los, manche haben 200 oder 250 Kubikzentimeter. Sehen aber wie 50er aus. Selbst wenn die Straße frei ist – mal eben Vollgas geben und das Ding austesten, macht doch bestimmt Spaß. Was dann in der nächsten Kurve dem ungeübten Fahrer passiert, könnt ihr euch vorstellen.
Nehmt das bitte nicht auf die leichte Schulter. Vieles sieht easy aus, ist es aber nicht. Besonders wenn ihr es nicht gewohnt seid, im Linksverkehr zu fahren. Ruckzuck seid ihr abends auf einer leeren Straße plötzlich aus Gewohnheit auf der falschen Straßenseite – und dann kommt euch ein Auto in der Kurve entgegen…
Das Miese
Neben dem Rechtlichen und den Gefahrenaspekten ist für euch noch eines wichtig: aufpassen! Nur zu gerne werden Ausländer von Locals geschröpft – ist so und manchmal kann ich es ihnen auch nicht verdenken. Besonders dann nicht, wenn hoch- und übermütige Typen zu einem Verleih kommen, alle Ratschläge ignorieren, sich die gar nicht erst anhören und dann auch noch auf den Helm verzichten, weil sie ja schließlich erwachsen seien. Na ja, ich will hier nicht pauschalisieren, aber so wie in den Wald hinein, so hinaus… Im Moment kann ich das sehr gut beobachten – von meinem Balkon zur Straße hin könnte ich tagelang dem Moped-Verleih zuschauen. Morgens wird vermietet, abends zurückgegeben. Da gibt es zwei Kategorien von Kunden. Die, die sich alles anhören, sich in die jeweiligen Besonderheiten des Mopeds einweisen lassen, sich einen Helm schnappen und vorsichtig losfahren. Und eben die anderen… Die einen haben einen schönen Tag, bringen später das Moped zurück, bedanken sich und alles ist roger. Die anderen erleben das komplette Repertoire an Möglichkeiten. Kaum brausen sie volle Möhre davon, werden sie zweihundert Meter weiter um die Ecke schon von der Polizei rausgezogen. Der Verleiher hatte schon längst seine Kumpels informiert, dass da gleich Geld um die Ecke kommt.
Dann passiert Folgendes: Der Typ wird rausgewunken und der Strafzettelblock gezückt. Keine ordentlichen Schuhe? Tststs… Kein Helm? Tststs… Kein Pass? (der liegt ja beim Verleiher als Pfand) Tststs… Kein Führerschein? Eieiei… Dann wird das Motorbike inspiziert. Wie? Nur ein Rückspiegel? Tststs… Reifenprofil zu gering? Tststs… Und so weiter. Da kann sich der Typ zehn Mal darauf berufen, dass er das nur geliehen hat – er ist gefahren und somit dafür verantwortlich. Sehr teure Angelegenheit. Hat er dann bezahlt, darf er weiterfahren, mit der Auflage, sich sofort zumindest einen Helm zu besorgen. Sobald er weg ist, geht dann eine Meldung mit Personenbeschreibung an die Line-Gruppe der Kollegen raus. Gut möglich, dass er dann zweihundert Meter weiter erneut rausgewunken wird. Doch damit nicht genug:
Abends wird das dann richtig lustig. Entnervt – und teils wütend – wird das Motorbike zurückgebracht. Natürlich wird dann über Geld gestritten, der Typ will nicht bezahlen wegen der Strafzettel. Währenddessen putzt ein Kollege mit einem nassen Lappen über das Motorbike. Und, ohhh, da sind ja Kratzer, die am Morgen noch nicht da waren… Jetzt wird es richtig teuer. Was man von Jetski-Scams mit wasserlöslicher Abdeckfarbe kennt, kennen auch Verleiher von Motorbikes und Autos. Dann wird die Polizei gerufen, Vorher-Nachher-Bilder werden verglichen, und die Sache ist klar. Und teuer. Nach einem gültigen Führerschein wird dann auch nochmal gefragt.
Das könnt ihr machen
Wie erwähnt, aufpassen. Schaut euch bei der Anmietung alles sehr genau an, besonders Plastikverkleidungen und Stoßstangen und macht viele Fotos. Seid nett und freundlich (eigentlich überflüssig, zu sagen, oder?), hört auf das, was die Verleiher euch sagen. Mein persönlicher Tipp: Mietet nicht an irgendeiner Ecke oder so, weil es dort vielleicht ein oder zwei Euro günstiger ist. Macht das lieber über euren Vermieter. Sollte der sich, was sehr, sehr selten vorkommt, dann doch als mieses Stück herausstellen – lächelt und zückt den Geldbeutel. Sagt dann mit betrübter Miene, dass das doch so schade ist, weil ihr deswegen jetzt zwei Wochen früher abreisen müsst, diese Kosten waren nicht im Budget geplant. In 99 Prozent der Fälle wird dann ruckzuck aus Kulanz auf das Geld verzichtet, ihr seid schließlich so tolle Gäste… Mit einer Unterkunft verdienen sie schließlich viel mehr als mit so einem Scam. Bedankt euch, lasst es euch quittieren, sucht noch am gleichen Abend eine neue Unterkunft und checkt dann am nächsten Morgen aus. Nicht weiter drüber nachdenken.
Kleiner Lifehack: 2 Geldbeutel
Besonders wegen Straßenkontrollen der Polizei: Seid immer mit zwei Geldbeuteln unterwegs. Hat mir mal ein Freund gezeigt, als ich in Kambodscha war. Ein Geldbeutel mit Kreditkarte (falls ihr die an dem Tag braucht), Ausweis und euer Tages-Bargeld. Und ein Geldbeutel (alt verranzt), in dem nur ein paar Euro in Landeswährung sind. Seid ihr zu zweit unterwegs, dann nur eine Person mit zwei Geldbeuteln. Simpel, aber effektiv. Stellt euch vor, ihr fahrt auf dem Motorbike eine Straße entlang, zusammen mit vielleicht zwanzig anderen Fahrern, gut Verkehr. Dann kommt da eine Verkehrskontrolle. Und obwohl ihr die einzigen seid, die einen Helm aufhaben, werdet nur ihr herausgezogen. Dann wird ein solcher Strafzettelblock gezückt und eifrig notiert. Da stehen gerne auch so absurde Sachen drauf wie Spiegel falsch eingestellt (was nicht mal überprüft wurde) oder kleines Loch in der Sitzbank. Egal, euch wird dann eine stattliche Strafe dafür präsentiert. Schaut betroffen und sagt, dass ihr so viel Geld nicht dabei habt, auch keinen Ausweis, der wäre im Hotel, haltet dabei den alten Geldbeutel in der Hand, in dem nur ein paar Euro sind. Was folgt? Die Polizei schnappt sich den Geldbeutel und schaut, was drin ist. Enttäuscht nehmen sie alles raus (viel weniger als sie gehofft hatten) und lassen euch dann aber weiterfahren. Wäre da noch ein Ausweis drin, würde der beschlagnahmt werden. Den würdet ihr dann gegen die Bezahlung der vollen Strafe auf der Wache später wiederkriegen. So aber…
Zwei Geldbeutel sind eh zu empfehlen – kann ja auch mal passieren, dass ihr von echten Räubern überfallen werdet. Dann gebt ihnen schnell den alten Geldbeutel und ihr seid besser raus aus der Nummer. Mein Freund in Kambodscha hatte sogar auch immer noch zusätzlich ein Uralt-Handy dabei – neue Smartphones sind ja auch was wert und werden gerne genommen.
Passt auf euch.
Cheers, Rob
Du hast Lust, mehr über das Leben als digitaler Nomade zu erfahren? Kein Problem, bei Rob’n’Roll around the World liest du mehr!