Hassrede im Internet entwickelt sich zu einem immer größeren Problem. Gerade online verbreitet sie sich sekundenschnell – und die Urheber bedienen sich zudem einiger Tricks, um Filter und ähnliche Mechanismen zu täuschen. Dazu gehört es unter anderem, ähnlich oder gleich klingende Wörter zu verwenden; Eingeweihte wissen dann, um wen es geht. So handeln antisemitische Posts oft von „Juice“ (klingt gleich wie das englische „Jews“) oder beziehen sich auf „Soros“ oder „Rothschild“ als Stellvertreter für eine angebliche globale Finanzmacht.
Mit KI gegen impliziten Antisemitismus
Forscher der Technischen Universität Berlin haben jetzt gemeinsam mit der Alfred Landecker Foundation, dem King’s College in London und anderen renommierten Wissenschaftseinrichtungen das Projekt „Decoding Antisemitism“ ins Leben gerufen. Über den Zeitraum von drei Jahren soll zunächst in Deutschland, Großbritannien und Frankreich untersucht werden, wie künstliche Intelligenz dabei helfen kann, versteckten und codierten Hass zu identifizieren.
Expertinnen und Experten für Diskursanalyse, Computerlinguistik sowie Historikerinnen und Historiker sollen dabei ein „hochkomplexes, durch KI gestütztes Programm“ entwickeln. Dabei werden die Computer mit großen Mengen an Daten gefüttert, um die Algorithmen zu trainieren. Die sollen am Ende dazu in der Lage sein, Websites und Social-Media-Profile nach dem sogenannten impliziten Antisemitismus zu durchsuchen. Dabei gehe es ausdrücklich nicht darum, mittels eines Algorithmus Zensur auszuüben, wie die Alfred Landecker Foundation betont.
Was genau ist impliziter Antisemitismus?
Hassrede erfolgt nicht immer direkt und garniert mit deftigen Schimpfwörtern. Die Alfred Landecker Foundation bezieht sich beispielsweise auf Studien, die gezeigt haben sollen, dass die Mehrheit der antisemitischen Äußerungen „auf eine versteckte Art und Weise“ geschähen. Anspielungen, der bereits erwähnte Code, aber auch Stereotypen und Klischees werden so reproduziert, oft auch in Bildern. Die Hintergründe dafür können vielfältig sein und reichen von Unkenntnis bis zu der Hoffnung, so einer potenziellen Strafverfolgung entgehen zu können.
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