Der blaue Haken kommt: Bluesky führt neuartiges Verifizierungssystem ein

Bluesky will eine bessere Alternative zu Plattformen wie X oder Threads darstellen. Das macht unter anderem Verifizierungssysteme schwieriger. (Foto: davide bonaldo/Shutterstock)
Die X-Alternative Bluesky besitzt jetzt wie die meisten anderen Social-Media-Plattformen auch eine System zur Account-Verifizierung. Wie das Unternehmen über seinen offiziellen Safety-Account mitteilt, können ab sofort „notable and authentic“ Nutzer:innen über ein Online-Formular einen Verifizierungsantrag stellen.
Organisationen können sich zudem als sogenannte „Trusted Verifier“ registrieren lassen, um selbst Accounts zu bestätigen. Erste Tests fanden mit renommierten Partnern wie der New York Times, Wired und The Athletic statt. Im Gegensatz zu Plattformen wie Twitter soll die Verifizierung auf Bluesky aber eine dezentrale, transparente Alternative darstellen.
Verifizierung bei Bluesky: Es gibt verschiedene Methoden
Bluesky verfolgt in Sachen Verifizierung einen hybriden Ansatz: Neben der klassischen Überprüfung durch das Unternehmen oder seine Partner können Nutzer:innen ihre Identität auch durch Domain-Verknüpfungen bestätigen.
Zum Beispiel tritt das US-Rundfunk-Syndikat NPR auf Bluesky mit dem Handle @npr.org auf. Laut TechCrunch nutzen bereits über 270.000 Accounts dieses Modell. So hängt die Bewertung nicht nur am Urteil einzelner Akteure. Denn da liegt oftmals das Problem von Authentifizierungsmethoden.
Der blaue Haken hat einen Haken
Klar – Verifizierungssysteme in sozialen Netzwerken sind unerlässlich. Nur so kann man sicherstellen, ob Posts auch tatsächlich von einer authentischen Quelle erstellt wurden. Das musste schon Elon Musk am eigenen Leib erfahren, als er den blauen Haken nach seiner Twitter-Übernahme zur käuflichen Trophäe umfunktionierte – und Trolle begannen, unter seinem (verifizierten) Namen zu posten.
Dass Bluesky jetzt ebenfalls ein System einführt, anhand dessen prominente User:innen und Institutionen sich authentifizieren können, ist also nur logisch. Allerdings bringt das blaue Verifizierungszeichen immer auch Nachteile mit sich – zum Beispiel eine Hierarchie unter den Nutzer:innen.
Viele Bluesky-User:innen befürchten eine Rückkehr zu alten Twitter-Zeiten, in denen der Haken ein Statussymbol war – bis er unter Musk zur Abo-Funktion mutierte. Die zentrale Frage, die bei Verifizierungen nämlich immer wieder für Diskussionen sorgt: Ab wann ist eine Person wichtig genug, um einen blauen Haken zu erhalten? Das kann schnell zu einem Gefühl der Ungleichbehandlung führen und für Missmut unter den User:innen sorgen.
Die Kriterien sind auch bei Bluesky relativ vage. Klar ist: Ein Account muss aktiv, vollständig ausgefüllt und gesichert sein. Er muss eine reale Person, Organisation oder ein legitimes Unternehmen repräsentieren und möglichst mit einer offiziellen Website verlinkt sein. Doch was genau als „notable“ gilt, ist nicht eindeutig geregelt.
Blauer Haken auf Bluesky: Wer ist „notable“ genug?
Bluesky gibt an, die „Berühmtheit“ im Kontext des jeweiligen Fachgebiets und der geografischen Region zu bewerten. Dabei spielen Faktoren wie professionelle Auszeichnungen, mediale Berichterstattung, Einträge in glaubwürdigen Referenzportalen und öffentliches Interesse eine Rolle. Zugegebenermaßen sind allgemeingültige Maßstäbe in diesem Kontext auch schwer festzulegen.
Das Unternehmen betont: Jeder Antrag wird im Gesamtzusammenhang betrachtet. Bewerber:innen sollen aussagekräftige Links und Nachweise beilegen. Allerdings reagiert Bluesky nur auf erfolgreiche Anträge – alle anderen gehen leer aus.
Wie dezentral ist Blueskys Verifizierung?
Kritisch sehen manche, dass der Launch der Verifizierung noch vor dem Aufbau eines größeren Netzwerks unabhängiger Prüfinstanzen erfolgt ist. Das könnte dem eigentlichen Ziel – Dezentralisierung – entgegenlaufen.
Mit der Einführung offizieller Verifizierung begibt sich Bluesky auf schmalen Grat: Die Plattform will glaubwürdige Identitäten fördern, ohne in alte Hierarchien zurückzufallen. Der Versuch, Vertrauen dezentral zu organisieren, wird ein spannendes Experiment, das es weiter zu beobachten gilt.