Keine Lust mehr auf X und Elon Musk? Was du über Threads, Bluesky und Mastodon wissen musst

Schon kurz nach der Übernahme von Twitter durch Tesla-Chef Elon Musk im Jahr 2022 verabschiedeten sich Millionen Nutzer:innen von dem mittlerweile in X umbenannten Social-Media-Dienst. Damals profitierte vor allem die dezentrale Plattform Mastodon – auch weil es vor zwei Jahren noch weniger Alternativen gab.
Nach der Wiederwahl von US-Präsident Donald Trump ist eine weitere Welle an Nutzer:innen entstanden, die nicht länger die Musk-Plattform nutzen wollen. Nicht zuletzt, weil Musk den Republikaner im Wahlkampf aktiv unterstützt hat und unter dessen Präsidentschaft dabei helfen soll, die Anzahl an Regierungsbeamten abzubauen.
Mittlerweile haben Wechselwillige allerdings die Wahl: Neben Mastodon haben sich auch die vom ehemaligen Twitter-Chef ins Leben gerufene Netzwerk Bluesky und der Instagram-Ableger Threads als Alternativen zu X etabliert. Wir erklären, wie sich die drei Netzwerke unterscheiden und was X-Emigranten dort erwarten können.
Threads: Mark Zuckerbergs X-Alternative
Von Musks umstrittenen politischen Ansichten konnte vor allem sein Milliardärskollege Mark Zuckerberg profitieren. Die eilig auf Instagram-Basis zusammengezimmerte X-Alternative verzeichnet laut dem Meta-Chef mittlerweile 275 Millionen monatlich aktive Nutzer:innen. Seit knapp einem Jahr ist Threads auch in der EU und damit auch in Deutschland verfügbar.
Wer Threads nutzen will, der benötigt zwingend ein Instagram-Konto. Wer bereits auf Metas Bildernetzwerk aktiv ist, der braucht dementsprechend auch keinen neuen Account. Genau das kann aber auch ein Nachteil sein.
Wer um Instagram bislang einen großen Bogen gemacht hat, der wird wohl auch auf Threads wenig Lust haben. Vor allem wenn die Entscheidung bewusst getroffen wurde, nicht Teil einer Plattform des Meta-Konzerns zu sein.

Hinter Bluesky steckt Twitter-Gründer Jack Dorsey. (Foto: Koshiro K / Shutterstock.com)
Bluesky: Die X-Alternative des Twitter-Gründers
Schon drei Jahre vor dem Verkauf von Twitter verkündete der Mitgründer und ehemalige Firmenchef Jack Dorsey die Gründung der Bluesky-Initiative. Ziel war die Schaffung einer dezentralen Alternative. Erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich war Bluesky aber erst Anfang 2023 – und im ersten Jahr auch nur durch Einladung bestehender Nutzer:innen.
Von dieser anfänglichen Exklusivität konnte Bluesky durchaus profitieren. In Social-Media-affinen Zirkeln wurden Bluesky-Einladungen schnell zum begehrten Gut. Mittlerweile steht das Netzwerk allen offen, bei der Anzahl der Nutzer:innen liegt Bluesky mit 24 Millionen allerdings noch weit hinter Threads und X.
Sowohl das Logo als auch das Interface der Bluesky-App zeigen deutliche Ähnlichkeiten zum alten Twitter-Design. Was die Plattform aber deutlich von X unterscheidet, sind die Möglichkeiten zur Darstellung der Inhalte.
Wie Inhalte bei X ausgespielt werden, entscheiden – wie bei den meisten sozialen Netzwerken – Algorithmen, auf die ihr keinen Einfluss habt. Bluesky hingegen will als „Marktplatz für Algorithmen“ fungieren und euch dementsprechend die Wahl lassen, nach welchen Auswahlkriterien Beiträge in eurem Feed angezeigt werden.
Dazu könnt ihr entweder fertige Feeds auf Basis bestimmter Algorithmen abonnieren – oder gleich selbst einen Algorithmus basteln. Dafür sind dann aber entsprechende Programmierfähigkeiten vonnöten.

Mastodon ist das kleinste der drei hier vorgestellten X-Alternativen. (Foto: Davide Bonaldo / Shutterstock.com)
Mastodon: Die dezentrale X-Alternative
Zuckerberg und Dorsey statt Musk? Am Ende stehen auch hinter Threads und Bluesky zwei bekannte Tech-Milliardäre. Anders sieht es bei Mastodon aus. Die Entwicklung der quelloffenen Microblogging-Plattform wird zwar von einer gemeinnützigen Gesellschaft aus Deutschland vorangetrieben, auf die eigentlichen Inhalte kann aber auch die keinen direkten Einfluss nehmen.
Mastodon ist als dezentrale Lösung konzipiert und Teil des sogenannten Fediverse. Ihr meldet euch hier nicht bei einem Anbieter an, sondern wählt selbst einen der vielen verfügbaren Server aus. Das heißt aber nicht, dass ihr nur Nachrichten von Menschen auf diesem Server sehen könnt. Die Mastodon-Server sind untereinander vernetzt und so könnt ihr auch mit Menschen interagieren, die selbst einen anderen Server für sich nutzen.
Das bedeutet aber auch, dass es keine zentrale Instanz gibt, die beispielsweise illegale oder menschenverachtende Inhalte unterbindet. Das obliegt den Server-Betreiber:innen, die wiederum häufig die Vernetzung mit entsprechenden Servern unterbinden. Ob und in welchem Maße sie das tun, hängt dementsprechend von dem Server ab.
Die Freiheit von Konzern- und Werbeinteressen erkauft sich Mastodon zumindest in der Anfangszeit dadurch, dass die Einstiegshürde schon aufgrund der Server-Wahl etwas höher lag als bei Threads oder Bluesky. Seit Mitte 2023 umgeht die Mastodon-App das Problem dadurch, dass Nutzer:innen eine direkte Anmeldung über die Instanz mastodon.social angeboten wird. Alternative könnt ihr aber nach wie vor nach anderen Servern suchen. Wenig überraschend ist mastodon.social auch die Mastodon-Instanz mit den meisten Nutzer:innen.
Mehrere Twitter-Alternativen gleichzeitig nutzen: Diese Möglichkeiten habt ihr
Mittlerweile bietet Metas Threads eine Integration ins Fediverse an. Die muss aber von den einzelnen Nutzer:innen explizit aktiviert werden. Und selbst dann dürften die Beiträge in weiten Teilen des Fediverse nicht abrufbar sein, da viele Server-Betreiber:innen einen Austausch mit der Plattform des Social-Media-Konzerns ablehnen und entsprechend unterbinden.
Mit Bridgy Fed wiederum existiert eine Möglichkeit, Bluesky und Mastodon miteinander zu verbinden. Das erfordert allerdings zumindest ein rudimentäres Verständnis der zugrundeliegenden Netzwerke.
Etwas einfacher dürfte da der Einsatz von Openvibe sein. Die App dient als Client für Threads, Bluesky, Mastodon und das ebenfalls dezentrale Netzwerk Nostr. Auf die Art könnt ihr mehrere Twitter-Alternativen nutzen, ohne jeweils eine eigene App installieren zu müssen. Allerdings benötigt ihr für jedes Netzwerk einen eigenen Account.
„Zuckerberg und Dorsey statt Musk?“ Vor lauter Musk-Bashing hat man beim Fachmagazin t3n scheinbar noch gar nicht mitbekommen, dass Dorsey, sicher nicht ganz grundlos, Bluesky schon längst den Rücken gekehrt hat und sich derzeit für Nostr stark macht. Nostr? Häh? Fachmagazin halt!