Anzeige
Anzeige
Ratgeber
Artikel merken

Wanted: Auch das Internet der Dinge braucht Designer

Auch das Internet of Things benötigt Design. Es handelt sich indes um eine andere, erweiterte Art von Design. Dabei gilt es, eine Handvoll Prinzipien (und Tausende von Kleinigkeiten) zu beachten.

6 Min. Lesezeit
Anzeige
Anzeige

Das Internet der Dinge entfaltet seinen Nutzen nur über Kontext. (Grafik: jeferrd/Pixabay)

Lasst uns an vorderster Stelle die Frage klären, wie der Designbegriff im folgenden Beitrag zu definieren ist. In erster Linie werden wir uns mit dem Design der Benutzererfahrung, also dem sogenannten UX-Design, beschäftigen. Das Internet of Things, das Internet der Dinge, macht es uns indes nicht so leicht, dass wir uns auf diesen Aspekt beschränken könnten.

Das Internet of Things ist die nächste Evolutionsstufe des Netzes

Anzeige
Anzeige

Vielmehr ist das Internet of Things als nächste Evolutionsstufe des Netzes zu verstehen. In den Neunzigern reichte es, das Internet mit grafischen Oberflächen zu versehen, die selten mehr taten als Inhalte miteinander zu verlinken. Diese grafische Gestaltung war damals das, was wir unter Design für das weltweite Netz verstanden. Es war eine Art abgespecktes Grafikdesign, bezogen auf ein einzelnes Medium. Die Ausbildung, die Printdesigner mitbrachten, war geradezu eine perfekte Voraussetzung, den Job gut zu machen.

In den Nullerjahren kamen wir selbst als (visuelle) Designer nicht umhin, uns mit Programmierung, wenigstens im Sinne von Scripting zu beschäftigen. PHP war das Thema der Stunde. Heutzutage gibt es weit mehr Alternativen, aber auch ein stetig wachsendes Erfordernis, JavaScript zu beherrschen.

Anzeige
Anzeige

Arduino: Beliebtes Experimentiergelände für Einsteiger ins Internet of Things – Raspberry PI ebenso. (Bildquelle: LenaertsDaan auf Pixabay)

Seit dreizehn Jahren, etwa korrespondierend mit dem Aufstieg der Smartphones, könnt ihr mit rein visuellem Design allein gar nichts mehr anfangen, wenn es um die Gestaltung für große oder kleine Bildschirme geht. In größeren Agenturen mag es noch die Unterscheidung in Abteilungen für dieses oder jenes Spezialgebiet geben. Als Freelancer könnt ihr euch diesen Luxus nicht leisten. Von daher ist die exakte Definition der unterschiedlichen Designdisziplinen eher theoretischer Natur und ihr müsst über den Tellerrand hinaus nicht nur schauen, sondern auch denken.

Anzeige
Anzeige

Nicht rechteckige Designgedanken können beängstigen oder befreien. Wenn ihr bislang ausschließlich für Bildschirme gestaltet habt, sind beide Reaktionen auf zukünftige Anforderungen, die sich aus dem Design des Internet of Things (IoT) ergeben, möglich. Unsere Empfehlung kann nur lauten, offen an die Sache heranzugehen, denn die Umstände werden sich uns nicht anpassen. Es wird nur umgekehrt funktionieren.

Betrachten wir aber zunächst die Anforderungen an das IoT-Design, die sich vornehmlich den Herstellern solcher Devices stellen.

Anzeige
Anzeige

Ihr müsst nicht alles machen, bloß weil es geht

Fusspilzerkennung über Connected Socken? Das könnte gehen, aber erscheint das sinnvoll? Wie auch immer ihr diese Frage für euch beantwortet, sie ist bereits falsch gestellt. Denn die Frage sollte nicht lauten, was könnten wir noch alles mit dem Internet verbinden. Vielmehr geht es darum, das perfekte Produkt, oder genauer, die perfekte Lösung für ein bestehendes Problem zu schaffen. Und nur, wenn es der Perfektion dieser Lösung nutzt, sollten wir darüber nachdenken, wie wir das Internet zur Optimierung einbinden können.

Connected Socks sind übrigens nicht bloß ein lustiges Beispiel. Die gibt es wirklich. (Bildquelle: Sensoria)

Das Produkt muss auch ohne Datenverbindung funktionieren

Die Verbindung zum Netz der Netze ist bei Weitem nicht überall gegeben. Je nach Produkt ist sie eher sogar meistens nicht gegeben. Von daher ist es wichtig, Produkte für das IoT so zu gestalten, dass sie auch ohne oder bei schlechter Datenverbindung möglichst umfänglich funktionieren.

Das betrifft zwei Aspekte. Zum einen muss die Datenhaltung großteils lokal erfolgen, um erforderlichenfalls Betriebsdaten auch dann nutzen zu können, wenn keine Netzverbindung besteht. Zum anderen ist der Fokus auf lokale Datenhaltung deshalb wichtig, weil Netzverbindungen unterschiedlich schnell sein können, der Nutzer aber stets verzögerungsfreie Leistung erwartet. Verzögerungen durch schlechte Verbindungen lassen das Produkt unzuverlässig erscheinen. Die Benutzererfahrung leidet.

Anzeige
Anzeige

Das Produkt muss sicher und updatefähig sein

Wie es scheint, setzten die Hersteller von IoT-Devices in der Vergangenheit weder auf Sicherheit noch auf Updatefähigkeit. Verständlich war das schon bisher nicht, denn IoT-Geräte haben ganz andere Lebensdauern als etwa Smartphones, bleiben also deutlich länger im Verkehr und sollten sich daher wechselnden Anforderungen anpassen können.

Wie es Herstellern in den Sinn gelangen konnte, Heere von unsicheren, voll vernetzten Devices zu erschaffen, die nicht mal durch Updates sicherer gemacht werden konnten, bleibt wohl eines der großen Geheimnisse des real existierenden Kapitalismus. Akzeptabel ist es nicht.

Vor allem Webcams waren Teil der bekannten Botnet-Attacke aus dem Jahr 2016. (Bildquelle: Photo-Mix auf Pixabay)

Damit aus einem ans Internet angeschlossenen Gerät tatsächlich ein Teilnehmer des Internet of Things wird, muss es eine API (eine Programmierschnittstelle) haben. Nur so kann es zu anderen Geräten und Diensten Kontakt aufnehmen, nur so besteht die Möglichkeit, dass ein Nutzer freier als initial vom Hersteller vorgedacht, mit einem Gerät interagieren kann. Stellt euch den Echo von Amazon ohne API vor. Das Ding wäre längst Geschichte.

Anzeige
Anzeige

Besonders der letztgenannte Punkt ist es, der uns alle als Designer wieder mit ins Boot holt. Denn wir können das Internet of Things für unsere eigenen Lösungen nutzen und mit einer ganz eigenen Benutzererfahrung prägen.

Schaffe Anwendungen, die vom Kontext profitieren

Das Stichwort lautet Kontext. Nicht der einzelne IoT-Teilnehmer ist interessant, sondern die Gesamtheit, respektive zusammenhängende Teile dessen. Dabei können Anwendungen entstehen, die vergessen lassen, dass der Nutzer es eigentlich mit einem Dutzend voneinander unabhängiger Geräte zu tun hat. Design webt aus den Einzelkomponenten ein neues Netz.

Würde es dir reichen, wenn du jede deiner Smart Lamps einzeln regeln könntest? Und wieder eine andere Steuerung die Smart Rolläden kontrollierte, während eine weitere Steuerung deine Heizung hoch- und runterfährt? Die Antwortet lautet natürlich „Nein“.

Anzeige
Anzeige

Kein Wunder, dass das Smarthome schon seit über zwanzig Jahren die Bauindustrie fasziniert. Das Problem der schwachen Marktdurchdringung begründete sich von Beginn an nicht in mangelnden Ideen, sondern in mangelnden technischen Umsetzungsmöglichkeiten. Erst das schneller werdende Internet und seine breite Verfügbarkeit, nebst der damit direkt in Verbindung stehenden Technologien, wie Wi-Fi, Bluetooth und einige proprietäre Protokolle, erlauben sinnvolle Lösungen. Und obschon Smarthome sicherlich das prominenteste Beispiel sein dürfte, ist es bei Weitem nicht das einzige.

Screenshots aus der App MIA Airport Official. (Bildquelle: iTunes)

So beschreibt Sergio Ortiz in seinem Beitrag „IOT gives rise to intelligent & personalized design“ das Beispiel des Flughafens von Miami. Dieser wurde im Verlaufe des Jahres 2016 mit über 400 Beacons bestückt. Inzwischen ist die Zahl der Beacons auf über 500 angestiegen. Diese werden über eine App, die die Flughafen-Besucher auf ihren Smartphones installieren können, zu einer Gesamtlösung. An jeder Stelle des Airports erhalten Nutzer ortsbezogene Informationen, etwa darüber welcher Laden oder welcher Checkpoint wo und wie weit entfernt ist. Darüber hinaus bietet die App kundenbezogene Informationen, wie Aufrufe zum Check-in oder die Navigation zum konkreten Gate. Das Ziel besteht darin, den Besucher vollumfänglich mit nutzwertigen Informationen zu versorgen.

Das Flughafen-Beispiel ist recht leicht fassbar und erscheint auf Anhieb logisch und sinnvoll. Schwieriger wird es, wenn der Kontext sich so stark erweitert, dass er nicht mehr auf eine Örtlichkeit bezogen werden kann. So könnte der Kontext in seiner komplexesten Form durchaus der Nutzer selber mit seinen diversen Bedürfnissen und Notwendigkeiten sein. Allein schon, diese zu erkennen, ist eine der Herausforderungen der Zukunft.

Anzeige
Anzeige

IoT-Device zum Üben, der Echo (3. Gen.). (Bildquelle: Amazon)

Um Kontext zu designen, bedarf es des Zugriffs auf die entsprechende API. Wenn wir also langsam anfangen wollen, uns mit Zukunftsthemen zu beschäftigen, dann ist die beste Empfehlung, sich intensiv mit Produkten zu befassen, die eine solche bieten. Amazon etwa rühmt sich damit, dass für die Echo-Produktreihe, einen Lautsprecher teils mit, teils ohne Display, aber immer mit Alexa-Sprachassistent, bereits um die 20.000 sogenannte Skills zur Verfügung stehen.

Skills sind kleine oder größere „Apps“, die mittels Sprachbedienung auf den Echo-Geräten funktionieren, aber nicht von Amazon bereitgestellt werden. Das ist ein ideales Trainingsumfeld für Einsteiger ins IoT-Design. Die entsprechende API findet ihr hier. Und eine Übersicht mit den 30 besten Skills im Jahr 2020 findet ihr hier.

Viel Spaß beim Lernen und Experimentieren.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Ein Kommentar
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Michael

Im Bereich IOT gibt es fast jeden Tag Neues, ich selber habe mir jetzt eine IOTA-Node eingerichtet um ein paar Geräte auf einfache Weise zu verbinden. Und wir haben erst die Spitze des Eisbergs gesehen…

Antworten

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige