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Interview
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Wie die Deutsche Bahn vom Berliner Startup Holoplot profitieren kann

Zukunftstechnologien, ahoi! Auf der Cebit stellt unter anderem auch das sechsköpfige Berliner Startup Holoplot seine Konzepte zur Optimierung von Lautsprecherdurchsagen vor. Was dahinter steckt.

Von Ekki Kern
3 Min. Lesezeit
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(Bild: Holoplot)

Ob im Konzertsaal oder im Kino: Viel auszusetzen gibt es heute nicht mehr am Sound, der uns umgibt. Einzig: Von der ursprünglichen Aufnahmequalität kommt nur wenig beim Zuhörer an. Denn der Mensch nimmt hauptsächlich den Klang wahr, der vom Raum zurückkommt. Und der ist oft von akustisch bescheidener Qualität.

Roman Sick, COO von Holoplot. (Bild: Roman Sick)

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Holoplot, ein junges Startup aus Berlin mit derzeit sechs Mitarbeitern, hat sich vorgenommen, den vom Künstler erschaffenen Originalklang authentisch zu reproduzieren. Das Kernprodukt des Unternehmens ist dabei das, was man „akustische Veränderbarkeit von Räumen“ nennt.

Indem unterschiedliche Schallwellen erzeugt und akustische Reflexionen gezielt zeitlich verzögert werden, lässt sich etwa auch ein kleines Zimmer mit der Akustik eines Konzertsaals versehen. „Uns interessieren Laufzeiten, Reflexionen und Oberflächeneigenschaften“, sagt COO Roman Sick im Interview.

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Von den vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten dürfte in Zukunft auch die Deutsche Bahn profitieren, deren Accelerator-Programm Holoplot durchlaufen hat und die das Startup bat, sich ihres akustisch problematischen Klangraums „Bahnsteig“ anzunehmen.

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t3n.de: Was genau gibt es für euch bei der Bahn zu tun?

Roman Sick: Bahnhöfe sind ein akustischer Alptraum. Deswegen will die Bahn die Qualität der Durchsagen am Bahnsteig verbessern. Unser System war im Testbetrieb an den Bahnsteigen des Frankfurter Hauptbahnhofs und des Fernbahnhofs am Frankfurter Flughafen installiert. Befragungen von Passanten und auch technische Messungen haben ergeben, dass sich die Sprachverständlichkeit hierdurch wesentlich verbessert hat. Im Moment suchen wir gemeinsam mit der Bahn einen Langzeitpiloten, also einen Bahnhof, an dem wir das System installieren und einmal sechs Monate lang ausgiebig testen können.

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t3n.de: Auf was können sich Bahnreisende zukünftig freuen?

Wir werden künftig dafür sorgen können, dass man in gewissen Bereichen des Bahnsteigs nur die Ansage hört, die für einen persönlich relevant ist. Und das entweder auf Deutsch oder Englisch, sauber voneinander getrennt und klar verständlich. Auch lässt sich künftig zum Beispiel eine aus dem Zug steigende grölende Hooligan-Gruppe mit einer punktgenauen akustischen Warnung beschallen. Außerdem werden die Ansagen angrenzende Bahnsteige bald nicht mehr stören. Dieses Problem in den Griff zu kriegen, ist ein Riesenthema bei der Deutschen Bahn. Grundsätzlich geht es also darum, den Lärmpegel am und außerhalb des Bahnhofs zu reduzieren.

t3n.de: In welche Richtungen ließe sich euer System erweitern?

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Zukünftig werden wir auch Tracking-Technologien einbinden können. Zum Beispiel lässt sich dann eine Gruppe über ein Kamerasystem markieren und gezielt beschallen. Auch könnten Personen anhand ihres Smartphones identifiziert werden, sofern sie das wollen.

t3n.de: In welchem Bereich lässt sich euer Produkt noch verbessern?

Was uns momentan noch ein wenig fehlt, sind praktische Lösungen. Das System sollte zum Beispiel schnell auf- und abgebaut werden können und sich gut aufhängen lassen. Hier arbeiten wir an einer Lösung. Auch im Softwarebereich wird sich noch einiges tun. Unser Produkt besteht ja zum großen Teil aus Software.

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t3n.de: Wer ist neben der Bahn eure Zielgruppe?

Alle Einsätze, bei denen Akustik eine Herausforderung ist, und das sind die meisten! Viele Veranstalter haben Probleme mit Sprachverständlichkeit. Auf Konferenzen zum Beispiel muss es Ziel sein, dass auch die hinteren Ränge noch gut verstehen, was vorne gesagt wird. Und zwar ohne dass man alle fünf Meter einen Lautsprecher aufstellen muss. Wir können dafür sorgen, dass alle Anwesenden gleich laut und gleich gut beschallt werden, weil wir auf Entfernung so gut wie keinen Lautstärkeverlust haben. Grundsätzlich ist unser Hauptsegment der Veranstaltungsmarkt. Wir sind gerade dabei, uns hier einen ersten Kundenstamm aufzubauen.

t3n.de: Gibt es schon Orte, an denen euer System eingebaut ist?

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Derzeit noch nicht, aber wir arbeiten daran, dass sich das dieses Jahr ändert. Aktuell konzentrieren wir uns auf Pilotinstallationen bei Kunden.

t3n.de: Habt Ihr Angst, dass große Player im Audiobereich euch das Geschäft streitig machen könnten?

Wir haben keine direkte Angst, dass morgen jemand mit einem ähnlichen Produkt auf dem Markt steht. Oft prüfen die Großen ja erst einmal, ob der Markt die neue Technologie annimmt. Falls ja, greifen sie ein. Von Vorteil ist sicher für uns, dass es sich bei unserem Audiosystem um ein sehr komplexes Produkt handelt. Das kann man nicht mal eben nachbauen, wie es manchmal mit einer App funktionieren würde. Selbst eine große Firma bräuchte dafür ordentlich Zeit und Ressourcen. Zudem haben wir auch mehrere Patente angemeldet.

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t3n.de: Wann könnte man eure Technologie im privaten Wohnzimmer nutzen?

Das wird noch dauern. Aber sicherlich kann das System früher oder später auf ein Konsumentenprodukt herunterskaliert werden.

t3n.de: Vielen Dank für das Gespräch.

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