
Deutschlands größte Internetagenturen 2022. (Bild: Keepsmiling4u / Shutterstock)
Mit einem jährlichen Umsatz von 165,4 Millionen Euro schafft es Reply Digital Experience erneut auf Platz 1. Die Plan-Net-Gruppe belegt mit 151,6 Millionen Euro Platz 2 (Vorjahr Platz 3), Platz 3 erhält die Init AG für digitale Kommunikation mit 138 Millionen Euro (Vorjahr Platz 5). Dahinter kommen PIA und Team Neusta. Interessant ist auch ein Blick zu den Aufsteigern unter den Top-Positionen: Mindcurv schaffte den Sprung von Platz 35 auf Platz 12, Valantic CX stieg von Platz 14 auf Platz 7 auf. Den höchsten Neueinstieg schaffte Nexum auf Platz 26 sowie die FFW Agency auf dem 33. Platz.
Insgesamt mehr als 150 Agenturen haben sich am diesjährigen BVDW-Ranking beteiligt. Der Umsatz der Agenturen, die ihre Zahlen für 2021 gemeldet haben, addiert sich auf 2,38 Milliarden Euro. Auch in Zeiten der Pandemie geht der Trend nach oben: 61 Agenturen in den Top-100, die in den beiden vergangenen Jahren ihre Zahlen gemeldet hatten, verzeichnen ein Umsatzplus von mindestens zehn Prozent. Wie in den vergangenen Jahren ist das Wachstum zum Teil auch auf Konsolidierungen im Markt zurückzuführen, insbesondere durch Akquisitionen von Mitbewerbern auf den oberen Plätzen.
Digitalisierung hat in der Corona-Pandemie profitiert
Auch wenn die Corona-Pandemie aktuell kaum noch Einfluss auf das Geschäft der Agenturen haben dürfte, so wirkt sie, wie Stefan Mohr (Argonauten) argumentiert, doch noch als eine Art Katalysator für alles Digitale: „Die Digitalstrategien wanderten in den Prioritäten von Unternehmen ganz nach oben. Full-Service Digitalagenturen konnten als verlässliche Partner von diesem Trend fast automatisch profitieren.“
Gleichzeitig erklären 84 Prozent der befragten Agenturen, dass die Vernetzung und Optimierung von Kanälen, Schnittstellen und Prozessen zusätzlich mit einer hohen Innovationsgeschwindigkeit in Bezug auf Technologie und Modelle befeuert werde – und auch hier der allgemein beobachtete Wandel von der Wasserfallmethode hin zu agiler Arbeitsweise und Zusammenarbeit.
Schwierigkeiten habe man aber, das berichten viele Internetagenturen, mit dem Mangel an qualifiziertem Personal und vor allem mit fehlendem Nachwuchs. Wahrscheinlich wird dieser Mangel mit einer Erhöhung der Gehälter bei den Junior-Positionen einhergehen. „Traditionell bilden wir einen guten Teil der digitalen Fachkräfte aus, die früher oder später in Unternehmen anheuern“, beklagt BVDW-Vizepräsidentin Anke Herbener (TWT Digital Group). Immerhin 30 Agenturen nennen im Internetagentur-Ranking 2022 einen Auszubildendenanteil von 15 Prozent oder mehr. Sie sieht daher den dringenden Bedarf, im Bildungsbereich Digitalausbildungen einzuführen. Ein Appell, der in den Schulen anfange und sich über die Berufsschulen bis hin zu den Hochschulen erstrecke.
Eine Branche mit 2 Gesichtern
Gleichzeitig macht das IAR-Ranking aber einmal mehr deutlich, dass die Branche zweigeteilt ist – auf der einen Seite die großen, teilweise internationalen Full-Service Digitalagenturen, auf der anderen Seite ein gesunder Mittelstand, der durchaus auch beachtliche Umsätze generiert.
Das komplette Ranking steht im Internet zur Verfügung – zusätzlich finden sich hier einige Unter-Rankings, etwa zu den expliziten Strategieagenturen, den Agenturen, die auf digitale Werbung oder E-Commerce-Plattformen spezialisiert sind, und den am schnellsten wachsenden Agenturen unter und über einem Gesamtumsatz von 2,5 Millionen Euro. Interessant ist vor allem aus Sicht von Berufseinsteiger:innen auch die Azubiquote, die ebenfalls in zwei Gruppen ausgewiesen wird.