
Über Revolutionen wurden und werden viele Songs geschrieben. Eine Textzeile steht jetzt auch auf unserem Cover: eine Abwandlung von „The Revolution will not be Televised“ (auf Deutsch: Die Revolution wird nicht im Fernsehen übertragen) von Gil Scott-Heron. Vor rund 50 Jahren hat der schwarze Poet und Musiker damit seine Mitmenschen aufgerufen, sich aus den Fängen des Massenmediums Fernsehen und der Passivität zu befreien und sich aktiv für eine gerechtere Gesellschaft einzusetzen. Aus „Televised“ wurde jetzt bei uns „Centralized“. Denn in unserem Schwerpunkt-Thema stellen wir die Vision des Web3 als Gegenentwurf zur zentralisierten Plattformökonomie vor.

(Grafik: t3n)
Die Tage der Digital Natives sind gezählt, schreiben wir in unserer Titelgeschichte. Sie waren die längste Zeit diejenigen, die besser als alle anderen verstehen, wie die technologisierte Welt um uns herum funktioniert. Dieser Meinung ist auch Sheila Warren, Blockchain-Expertin des Thinktanks World Economic Forum. „Meine Kinder werden Krypto Natives sein“, ist sie überzeugt. Bereits die nächste Generation werde nicht verstehen, warum man die eigenen Bilder überhaupt auf irgendeine fremde Plattform hochladen sollte. „Wir werden in einer Welt leben, in der das völlig absurd klingt!“, hat sie uns im Videocall erzählt. „Schon die bloße Vorstellung, dass man eine zentralisierte Autorität befähigt, die eigenen Handlungen zu kontrollieren, wird unvorstellbar sein.“
Die Welt, von der Warren spricht, ist die des Web3. Nach dem auf Interaktion ausgelegten Web 2.0 mit seinen Bloggern und Influencern soll es die nächste Evolutionsstufe sein. Die Vision ist ein dezentrales, basisdemokratisches Internet, das die Menschen aus der Datensklaverei der zentralisierten großen Tech-Plattformen befreit. Der Schlüssel dazu sind Blockchains, als unbestechlich geltende Datenbanken, die den Transfer von Werten abbilden. Für jeden einsehbar und durch keine zentrale Instanz reguliert. Ein sich selbst erhaltendes System.
Dezentrale Netzwerke, NFT-Hype und Krypto-Ban
Warren rechnet damit, dass ernst zu nehmende Alternativen zu zentralen Social-Media-Anbietern wie Facebook und Instagram entstehen. Alternativen, die auf der Blockchain-Technologie basieren und die Kontrolle über die eigenen Daten garantieren: „Social Crypto wird kommen – die Nachfrage ist da.“ Unsere Autorin Katja Scherer hat sich angeschaut, wie weit dezentrale soziale Netzwerke von Diaspora bis Bitclout im Moment sind und ob sie überhaupt genutzt werden.
Um über das Web3 diskutieren zu können, muss man auch die Sprache des Web3 verstehen: NFT, DFI, DApps, DAO. Was nach einem Song von Fanta4 klingt, sind die Akronyme für einige der wichtigsten Bausteine des Web3. Wir klären in unserem Schwerpunkt die wichtigsten Fragen rund um Web3, Defi und Krypto und stellen spannende DApps vor. Wie bei so manchen Lyrics lohnt es sich, da genauer hinzusehen. Das hat auch unser Autor Eike Kühl getan und sich den Hype um NFT-Kunst vorgeknöpft – und sich gefragt, wer eigentlich davon profitiert.
Ein Blick in die Nachrichten der vergangenen Wochen und Monate zeigt: Regierungen bringen Krypto-Verbote und neue Regulierungen auf den Weg, es hagelt Strafen gegen Krypto-Handelsplätze. Ein Zeichen dafür, dass die Vision von einer neuen Welt ernst genommen wird?

(Foto: Shutterstock / Sunday Oladokun)
Ein „Crypto-Ban“ herrscht seit Kurzem auch in Nigeria. Das afrikanische Land gehört zu den Ländern mit den höchsten Nutzungsraten von Krypto weltweit. Unser Autor Jonas Gerding hat mit Menschen wie dem nigerianischen Youtuber Jude Umeano über den Stellenwert von Kryptogeld für die Menschen dort gesprochen. Der Markt für Finanzdienstleistungen weckt aber auch Begehrlichkeiten, wie sich an der neuen Mission der von Facebook mitgegründeten Diem Association ablesen lässt.
Der Schwerpunkt in der Übersicht:
- Die dezentrale Revolution: Das Web3 ist mehr als der Bitcoin-Hype
- Kluge Köpfe im Interview: Was halten sie vom Web3?
- Know-how: Die spannendsten DApps und das Wichtigste zu Web3, Defi, Krypto kurz erklärt
- Einsen und Nullen mit Millionenwert: NFT mischen den Kunstmarkt auf
- Dezentrale soziale Netzwerke: Warum der Durchbruch noch auf sich warten lässt
- World Wide Wallet: Die Vision vom universellen Zugang zu Finanzdienstleistungen
Außerdem in der neuen Ausgabe:
Im Interview: Buffer-Gründer Leo Widrich

(Foto: Helena Manhartsberger)
Davon träumen viele: durch das Internet zum Millionär werden. Für Leo Widrich hat es sich erfüllt. Doch was macht das mit einem, wenn Geld keine Rolle mehr spielt?
Wenn Google forscht

(Foto: Shutterstock / Christoph Burgstedt)
Googles Deepmind hat mit der Proteinfaltung ein zentrales Problem der Bioinformatik gelöst. Mit Folgen.
Peer-Recruiting: Power to the Team

(Foto: Rewe Digital)
Stell dir vor, nicht der Chef entscheidet, wer eingestellt wird, sondern das Team. Klingt gut? Darauf gilt es dabei zu achten.
Weitere starke Themen in der neuen Ausgabe:
- Gaming: Wie Videospiele andere Branchen voranbringen
- Retail-as-a-Service: Neue Konzepte für den Einzelhandel
- QR-Codes: Ein Code für alle Fälle
- Tools,Tools,Tools: Jetzt wird das Chaos aufgeräumt
- Shop-Porträt: Nachhaltigkeit ist kompliziert
- Google-Core-Update: Was Onlinehändler tun müssen
- Webdesign: Mit Artdirection User emotional ansprechen
- Bewegte Buttons: Animations und Transitions mit CSS
- Designsysteme in Micro-Frontends: Große Softwareprojekte zerlegen
- Barrierefreiheit: Mehr als ein Overlay
t3n 64: Ab 26. Mai im Handel
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