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Diagnose „Zoom-Fatigue“: 5 Hausmittel gegen den Videokonferenzwahnsinn

Videokonferenzen können ganz schön nerven. Die „Zoom-Fatigue“ überfällt uns gerade alle. Ein bisschen was können wir dagegen tun!

Von Franziska Stiegler
5 Min. Lesezeit
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Seid ihr des Zoomens schon müde? (Foto: Zoom)

Da sitzen wir nun und fragen uns – ist das jetzt schon die neue Normalität, von der auf einmal alle sprechen? Die ehrliche wie frustrierende Antwort auf diese Frage lautet: Wir wissen es nicht! Das Einpendeln auf einem stabilen Niveau sorgt dafür, dass sich so etwas wie eine Fatigue eingestellt hat. Nicht nur für Videokonferenzen, die sich aneinanderreihen. Nicht nur für das Bullshitbingo „Hörst du mich?“, „Mikro an!“ und „Da bin ich kurz rausgeflogen“. Die Fatigue betrifft mehr. Sie betrifft unsere Geduld, uns an den ausgerufenen Ausnahmezustand anzupassen. Unsere Psyche ist – und das war sie schon immer – sehr anpassungsfähig. Nach einer Schockphase sind wir jedes Mal aufs Neue überrascht, wie schnell wir uns in neuen Routinen wiederfinden. Uns mit Zuständen abfinden, wenn wir sie nur oft genug erlebt haben. Doch genau das lässt Corona gerade nicht zu. Die Orientierung an etwas, das Verlassen auf eine zumindest grobe Perspektive. Professor Joachim Fischer, Direktor des Mannheimer Instituts für Public Health, drückt es so aus: „Wir wissen aus der Stressforschung: Das ist wie bei einem Marathon. Eine Weile kann man an seine Grenze gehen, aber irgendwann sind die Ressourcen erschöpft. Gefühlt haben wir jetzt alle einen Halbmarathon hinter uns.“ Und noch immer kein Ziel vor Augen.

Kleiner Trost: Es geht uns gerade wohl fast allen so.

Konzentrieren wir uns auf das, was wir gerade jetzt beeinflussen können. Denn, kleiner Trost: Es geht uns gerade wohl (fast) allen so. Die Zoom-Fatigue, also die Erschöpfung nach einem endlosen Videokonferenzmarathon, geht an kaum einer*m Homeworker*in vorbei. Das Institut für Beschäftigung und Employability IBE hat hierzu gerade 422 Führungskräfte und Personal-Fachleute befragt. 251 antworteten, Zoom-Fatigue selbst zu spüren, das sind rund 60 Prozent. 160 der Befragten empfinden die Belastungen hierdurch als stark oder sehr stark.

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Eine verringerte Konzentration ist das häufigste „Symptom“ der Videokonferenzmüdigkeit. Auch mit Ungeduld und Reizbarkeit haben die meisten von uns zu kämpfen. Und die betrifft nicht nur unsere Nerven, das merken wir schnell körperlich. Habt ihr Kopf- oder Rückenschmerzen? Ebenfalls: Willkommen im Club – das geht gerade knapp 30 Prozent auch so, bei 22 Prozent geht es zusätzlich noch auf die Augen. Die genauen Ergebnisse der Befragung zeigt die folgende Grafik.

(Quelle: Institut für Beschäftigung und Employabilty IBE „Zoom-fatigue“ 2020)

Die Kamera ist nicht das größte Problem.

Ob wir wollen oder nicht: Wir Menschen sind soziale Wesen, und der Austausch mit anderen funktioniert nicht nur über Ohr und Auge, sondern auch darüber, dass wir so was wie eine Resonanz empfinden. Die Kamerasituation ist also gar nicht das Hauptproblem. Nur wenige fühlen sich beobachtet und „wie auf dem Präsentierteller“. Anstrengend sind vor allem die technischen Schwierigkeiten und die fehlende Resonanz.
Sitzen wir zusammen im Meeting, „spüren wir“ körperlich, ob wir auf derselben Wellenlänge sind. Das funktioniert nonverbal und gibt uns – unbewusst – das Gefühl von Sicherheit, Zusammenhalt und Sinn. Satte 70 Prozent der vom IBE Befragten sagen genau das: Es fehlen die nonverbalen Signale, die zwischenmenschliche Kommunikation ausmachen.

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Lichtblick: Ein bisschen was können wir tun.

1. Einer sollte einen Plan haben.

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Videokonferenzen waren anfangs spaßig. Viele sahen ihre Kolleginnen und Kollegen das erste Mal im privaten Umfeld. Wie schaut es bei Herrn Nowak in der Küche aus? Und welches Buch steht da bei Frau Kaya im Regal? Doch wir sollten inzwischen wissen: Videokonferenzen sind Arbeitsalltag. Der darf auch Spaß machen, braucht aber eine gewisse Ordnung. Empfehlenswert ist deshalb für möglichst jedes Treffen eine Moderatorin oder ein Moderator. Diese Person schickt vorab eine Agenda, beachtet das Zeitlimit und plant eine Pause ein, falls es länger dauert. Nach spätestens zwei Stunden werden die Augen schwer und ein paar Schritte tun gut – und sei es nur kurz zur Kaffeemaschine.

2. Kameraregeln betreffen jede(n).

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Für Gespräche in großer Runde gilt: entweder alle oder niemand. Dabei geht es um die Frage, ob die Kamera ein- oder ausgeschaltet ist. Bei den gängigen Konferenz-Tools ist das ein Klick. Für viele Themen genügt die Stimme. Das spart Daten bei schlechter Verbindung und reduziert die Belastung für all jene, die sich vor der Kamera beobachtet fühlen. Wichtig ist hier nur, dass alle gemeinsam entscheiden, ob die Bildfunktion gebraucht wird. Die Faustregel: Sehen sich Kolleginnen und Kollegen nur ein Mal pro Woche oder seltener, ist ein Video immer sinnvoll. Denn sich in die Augen zu schauen, stärkt Zusammenhalt und Vertrauen.

3. Disziplin schont die Nerven.

Habt ihr auch diesen einen Kollegen, der immer nur ab der Nase aufwärts zu sehen ist? Oder diese andere Kollegin, die selbst beim Nebenbei-Frühstück nicht auf stumm schaltet? Wenn diese beiden nicht die Ausnahmen sind, sondern die Regel, können sogar Aggressionen aufkommen. Sein Gesicht komplett zu zeigen, sollte selbstverständlich sein – denn auch im analogen Leben kommt niemand mit dem halben Kopf zur Besprechung. Auch ein wenig mehr Disziplin beim Ton zeigt Respekt gegenüber den Kolleginnen und Kollegen. Störgeräusche empfinden wir über Lautsprecher nun einmal intensiver, zumal wir auf Distanz häufig die Quelle gar nicht genau ausmachen können.

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4. Weniger ist natürlich mehr.

Schon aus der Zeit vor Corona kennen wir den Spruch: „Dieses Meeting hätte eine E-Mail sein können.“ Er gilt ebenso in der heutigen Zeit. Videokonferenzen haben sich in manchen Unternehmen und Behörden erstmals flächendeckend durchgesetzt. Das bedeutet aber nicht, jeden Tag sieben davon machen zu müssen – auch wenn Chefinnen und Chefs jetzt teure Lizenzen gekauft haben. In einem anderen Artikel haben wir Hygieneregeln für den Nachrichtenkonsum empfohlen. Eine solche Hygiene sollte auch im Meeting-Kalender gelten. Vielleicht tut es auch eine schnelle Abstimmung per Mail? Dann ist alles direkt schon schriftlich festgehalten.

5. Fragt nach!

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Anders als in persönlichen Meetings, bei denen uns die nonverbale Resonanz manche Fragezeichen ganz automatisch beantwortet: Fragt die Selbstverständlichkeiten und ruhig mal die Tabus ab! Dazu gehört auch ein kleiner Check-in zu Beginn: Wie geht’s uns? Wer konnte sich wie vorbereiten? Was wollen wir heute hier erreichen, damit es ein erfolgreiches Meeting wird?
Im Check-out: War das hilfreich? Was ist offen? Wer ist müder als vorher? Was machen wir beim nächsten Mal anders?

 

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