Diaspora: Welche Chancen hat die dezentrale Facebook-Alternative?
Zentral vs dezentral
Im Unterschied zu Facebook will Diaspora den Nutzern die komplette Kontrolle über ihre Daten selbst überlassen. Für die Anwender bedeutet das für den Moment: Diaspora runterladen und auf dem eigenen Server installieren und sich mit anderen Diaspora-Nutzern vernetzen. Später wollen die Diaspora-Macher auch noch einen kostenpflichtigen Hosting-Service anbieten, so dass dann kein eigener Server mehr notwendig ist.
In der Theorie bekommt man als Diaspora-Nutzer somit die volle Kontrolle über seine persönlichen Daten. In der Praxis kann die dezentrale Organisation aber auch zu Problemen führen. Wie bei jeder neuen Anwendung sind auch bei Diaspora Fehler und Sicherheitslücken zu erwarten, die die eigene Installation angreifbar machen. Natürlich wird es dafür regelmäßig und dank des quelloffenen Ansatzes wohl auch recht schnelle Updates geben, aber die muss sich dann erst jeder installieren. Wie man beispielsweise bei WordPress oder anderen CMS sieht, ist das manchem Anwender zu viel Aufwand, so dass man davon ausgehen muss, dass nicht alle Diaspora-Installationen immer auf dem neuesten Stand sein werden. Was das dann für die Vernetzung der einzelnen Installationen bedeutet, die ja für die Funktion von Diaspora absolut notwendig sind, ist klar: neue Sicherheitslücken. Hier wird es also sehr wichtig sein, dass man sich nur mit Leuten verbindet, die auch bereit sind ihr eigenes Netzwerk auf dem aktuellsten Stand zu halten.
Erste Sicherheitsmängel aufgedeckt, Developer vom Code enttäuscht
Lange hat es nicht gedauert, bis die ersten sicherheitsrelevanten Lücken aufgedeckt wurden. Wie The Register meldet, haben Experten bereits Möglichkeiten entdeckt fremde Accounts zu übernehmen, ohne Erlaubnis neue Kontakte aufzubauen oder Fotos zu löschen.
Entwickler haben sich den Code bereits genauer angesehen und sind enttäuscht: Diaspora ist eine einfache Rails App, mit der man Fotos hochladen kann“, zitiert Mashable den Entwickler J. Chris Anderson. Daraus könne man schließen, dass die Codebasis keinesfalls ausreicht, um daraus in den nächsten Monaten einen echten Konkurrenten für Facebook zu machen.
Open Source – Vorteil oder Fluch?
Wenn man sich bei Facebook so umschaut, findet man dort auch sehr viele Menschen, die nicht so webaffin sind und sich lediglich über das Netzwerk austauschen wollen. Natürlich gibt es auch Nerds, Geeks und Social Networking Experten, aber wer genau hinsieht, erkennt, dass sie die Minderheit stellen. Zieht man davon noch diejenigen ab, die mit Facebook zufrieden sind oder aus anderen Gründen kein Interesse oder auch nicht die Fähigkeiten haben, an Diaspora mitzuarbeiten, reduziert sich die Anzahl nochmals drastisch. Die potentielle Community besteht also nicht aus 500 Millionen Mitglieder, sondern aus sehr viel weniger.
Die eigentlichen Stärken von Open Source kommen dann zum Tragen, wenn ein Projekt dabei hilft ein bestehendes Problem zu lösen. Nun könnte man die Privatsphären-Strategie von Facebook durchaus als Problem ansehen, aber die Masse tut dies eben nicht. Denn trotz aller Kritik der letzten Monate ist Facebook weiter gewachsen. Ein wirkliches Problem kann Diaspora also nicht lösen helfen. Ganz im Gegenteil, viele würden den Aufwand der Installation schon als ein größeres Problem ansehen, als die viel kritisierten Privatsphären-Einstellungen von Facebook.
Fazit
Keine Frage, die Idee hinter Diaspora, den Nutzern die volle Kontrolle über ihre persönlichen Daten wiederzugeben und sie darüber hinaus auch noch an der Weiterentwicklung zu beteiligen hat was, aber wird das reichen? Der Leidensdruck, den Facebook durch fragwürdige Entscheidungen aufgebaut hat, scheint mir nicht groß genug zu sein, um ein massenhaftes Abwandern einzuleiten. Dazu kommt der nicht unerhebliche Aufwand, den ein Wechsel zu Diaspora mit sich bringen würde. Deshalb würde man dort einige seiner Facebook-Kontakte sicher auch niemals antreffen. Für mich persönlich hat Diaspora allerdings eine gute Chance sich als Nischen-Netzwerk für webaffine Menschen zu etablieren, die dort unter sich sind und das auch gerne bleiben wollen. Eine echte Facebook-Alternative ist Diaspora aber nicht.
Weitere interessante Artikel zum Thema:
- netzpolitik.org: Diaspora: die ‘gute’ Alternative zu Facebook
- Marcel Weiss: Diaspora: Automatisch ‘gut’ dank Open Source?
[Update 25.11.2010: Diaspora Alpha: Erste Tests verlaufen eher enttäuschend]
Wenn man Diaspora auf dem eigenen Server installieren muss, dann wird das wohl definitiv nichts aus dem Facebook Konkurrenten. Denn wer hat schon einen eigenen Servern von denen, welche die Privatsphäreneinstellungen kritisieren?
Gab’s da nicht schon einen Ansatz? Ich meine Noserub (http://noserub.com/) ging in eine ähnliche Richtung, was die dezentralisierung anging. Leider ist das Projekt etwas eingeschlafen.
Glaube das Projekt ist zum scheitern verurteilt. Zur Frage „Open Source – Vorteil oder Fluch?“ dies ist eher ein Fluch für Social Netzwerk. Die eigenen privaten Daten, sind generell im Web Fehl am Platz. Netter Versuch Jungs!
Im Großen und Ganzen wird die Welt wahrscheinlich weniger Notiz von diaspora nehmen, als von den Machern erhofft.
Ähnlich geht es ja identi.ca – von der Masse verschmäht, unter Linux und OpenSource Anhängern die Nummer 1.
Aus meiner Sicht ein Vorteil.
Ich habe vor einer Woche meinen Facebook Account gelöscht und werde mir mal diaspora und
Buddypress ( für mich auch eine echte Alternative) anschauen.
Schlussendlich wäre ich auch „nur mit identi.ca“ zufrieden.
Lesenwert: http://www.wir-muessen-twittern.de/blog/2010/05/13/tschuss-facebook/
Seltsame Argumentation. Dass man die Software selbst installieren kann, bedeutet nicht, dass man die Software selbst installieren muss. Schließlich gibt es ja z. B. auch ein gehostetes WordPress, und das sogar für lau.
Wo der Nutzen einmal liegen könnte, lässt sich mit einer ersten Entwicklerversion wohl kaum abschätzen. Diaspora lässt sich von jedem um neue Inhalte erweitern, so dass sich sicher Blogging, Audio- und Videoinhalte, Location-based-Services und dergleichen nachrüsten lassen. Vermutlich wird die Verfreundung künftig nur noch ein Nebenaspekt von ganz anderen Anwendungen. Da sich jeder um seinen eigenen Knoten kümmert und keine zentrale Infrastruktur betrieben wird, entfällt auch die Werbung. Die Darstellung lässt sich beliebig anpassen und jeder kann vollwertige Clients für beliebige Geräte entwickeln.
Wer weiß, möglicherweise haben wir in einigen Jahren ein werbefreies MySpace, kombiniert mit einem zensurfreien Flicker, einem Facebook mit eigenem Theme, einem dezentralen Twitter/Latitude/Wordpress, und bei all diesen integrierten Funktionen volle Kontrolle und wahlweise verschiedene Identitäten. Und es gibt zahlreiche Clients für all unsere Geräte, vom Telefon bis zum Bilderbrowser auf dem Fernseher.
Aktuell habe ich mal einen Seed bei mir installiert und teste zurzeit ein wenig das System. Klar ist es noch voll mit Lücken, war ja auch nicht anders zu erwarten.
Ich finde es ein wenig hart, Facebook gleich mit Diaspora zu vergleichen. Während Facebook mittlerweile ein komplettes Team an Entwicklern hat und auch schon ewig existiert ist Diaspora gerade schnell von 4 Leuten zusammen geschrieben worden die eine Idee haben. Dadurch das es jetzt Open Source ist denk ich schon dass das System ganz gut funktionieren kann wenn genügend Leute daran mitarbeiten und ich denke kaum dass das Projekt zu Vaporware wird.
Natürlich sieht man im Frontend gerade nicht sonderlich viel, da die Entwickler hauptsächlich unter der Haube gearbeitet haben damit das System dezentral ist und ein paar Funktionen aufbietet. Ehrlich gesagt war ich auch enttäuscht als ich das ganze gesehen habe aber es hat ein gewaltiges Potenzial was man nicht unterschätzen sollte. Man darf auch nicht vergessen dass es noch in einer Pre-Alpha Phase ist und darauf hingewiesen wurde dass das System Sicherheitslücken und Bugs beinhaltet. Insofern verstehe ich nicht was die ganzen schlechten News sollen das Sicherheitslücken bereits gefunden wurden.
Zu der jeder Nutzer braucht einen Server Sache:
Das ist Unsinn. Man kann Nutzer auch einfach auf seinen Seed einladen allerdings hat man die totale Freiheit bei welchem System man sich anmeldet. Einen eigenen Server braucht nur derjenige der einen Seed hosten will, ansonsten nicht.
LG Sargo Darya
Dass es nicht zwingend notwendig ist, ein eigenes System aufzusetzen stimmt natürlich.
Wenn es dann allerdings um die Einladungen zu einer Instanz geht, muss der Eingeladene schon viel Vertrauen zum Hoster aufbringen. Und was passiert denn mit den persönlichen Daten, sollte die Instanz wieder geschlossen werden? Hier hat der dezentrale Ansatz meiner Meinung klare Nachteile.
@Falk Hedemann:
Wieso genau sollte man einem Hoster seiner Wahl weniger vertrauen als einem Betreiber, den man sich nicht aussuchen kann?
@rbq.:
Hoster der Wahl? Die Auswahl muss es ja erst mal geben! Ich würde zum Beispiel niemanden meine Daten anvertrauen, den ich nicht kenne. Da würde mir auch eine große Auswahl nicht weiterhelfen. Mark Zuckerberg kenne ich zwar auch nicht, aber da steht halt ein Unternehmen dahinter, dem über 500 Millionen Nutzer vertrauen.
Klar hat Facebook in Sachen Privatsphäre schon einige Böcke geschossen, aber dafür dann auch massiv Kritik einstecken müssen und die Einstellungen mittlerweile deutlich verbessert. Was macht Du denn, wenn der Hoster Deiner Wahl sich mit sicherheitsrelevanten Updates Zeit lässt? Eine virale Welle wirst Du deshalb kaum erzeugen können. Gibt es Probleme bei Facebook, erfährt man davon recht schnell und kann entsprechend reagieren.
@Falk Hedemann:
„Mark Zuckerberg kenne ich zwar auch nicht, aber da steht halt ein Unternehmen dahinter, dem über 500 Millionen Nutzer vertrauen… Gibt es Probleme bei Facebook, erfährt man davon recht schnell und kann entsprechend reagieren.…Und was passiert denn mit den persönlichen Daten, sollte die Instanz wieder geschlossen werden?“
1. Zweifel ich daran das 500 Millionen Nutzer Herrn Zuckerberg vertrauen. Ich glaube nicht mal 0.1% davon trauen nach den ganzen Nachrichten noch Facebook.
2. Wenn es Probleme bei Facebook gibt soll man da wie darauf reagieren? Sich löschen? Man selbst hat kaum eine Chance bei Facebook irgendwas zu machen. Man kann nur hoffen dass sie Fehler schnellstmöglich patchen.
3. So oft wie Leute bedenkenlos ihre Daten irgendwo preisgeben denke ich nicht dass es eine Frage des Vertrauens, sondern eine Frage der Usability ist und gelinde gesagt ist die bei Facebook mittlerweile einfach nicht mehr wirklich vorhanden.
4. Wenn die Instanz geschlossen wird sind die Daten natürlich weg, logisch, aber das Netzwerk an sich lebt weiter. Was ist denn wenn Facebook geschlossen wird?
Man sollte hier nicht nur auf Diaspora an sich abzielen und Fragen was wäre wenn bei Diaspora… sondern auch mal was wäre wenn bei Facebook… und ich glaub da gibt es bei Diaspora einfach mehr positive Gründe als negative als bei Facebook. Sie haben übrigens einen guten Musikgeschmack Herr Hedemann, nur so nebenbei.
Das Open Source Software funktioniert kann man bei Reddit sehen, ich glaube kaum dass man das was Reddit geschafft hat als Misserfolg sehen kann. Auch was Sicherheitslücken bei Open Source angeht gibt es fast immer schneller Patches als bei proprietärer Software wie Windows da jeder in der Community einen Patch dafür schreiben kann. Ganz anders als bei Facebook.
Btw: Wir haben mal einen Diaspora-Testserver aufgesetzt: http://diaspora.t3n-magazin.de/signup.
Holt euch einfach einen Account und schaut selbst, was Diaspora schon kann…
Ich bin übrigens unter wissenssucher@diaspora.t3n-magazin.de zu finden ;-)
Mir ist die Strategie immer noch nicht so ganz klar.
Entweder sind Enduser die Zielgruppe, dann hat das System keine Chance.
Oder es sind Community-Betreiber, dann müssen zeitnah offizielle Partner stehen, die eine Community auf Basis von diaspora hosten. Ideal wären lokal oder thematisch fokussierte Dienstleister, die auch das entsprechende Community Management leisten können.
Vielen Dank an t3n für die Spielwiese!
Der wichtige Punkt ist IMO das dezentral. Allein dadurch, dass die Daten von 500 Millionen Usern nicht an einer zentralen Stelle gespeichert sind ergibt sich ein mehr an Schutz für die Privatsphäre. Wer direkten Zugang zu einen solchen Server erlangt kann dann nicht mehr 500 Mio., sondern nur noch 1 Mio. oder 10 000 Daten auslesen — vorausgesetzt Diaspora selbst enthält keinen kritischen Fehler.
Durch den Open Source Ansatz sind auch Implementationen des Protokolls durch andere möglich. Falls die Implementierung von A einen kritischen Fehler enthält kann man auf die Software von B wechseln. Mehr Vielfalt = mehr Robustheit und Sicherheit (Monokultur Mischwald).
Von der Benutzerfreundlichkeit sehe ich da keinen Unterschied zu Facebook und Co. Man benutzt halt einfach den Server des eigenen Vertrauens (DSL-Provider, Schule, Uni, Freundeskreis, bekannte Organisation, …) und hat zusätzlich die Möglichkeit sich auch einen eigenen Server einzurichten.
Wichtig ist, dass es dezentrale soziale Netzwerke gibt, so dass es eine Auswahl gibt und wer wer möchte diese nutzen kann.
Ich glaube viele haben das mit dem Dezentralisieren falsch verstanden.
Man muss sich das Teil nicht auf dem eigenen Server installieren. Aber man kann.
Wie z.B. Jabber Server. Man kann sich einen Account auf einen vorhandenen Server registireren, oder man kann sich einen eigenen Server aufsetzten. Bleibt aber dennoch in Kontakt mit den Leuten die auf anderen Servern registriert sind.
Der Mechanismus der denzentralisierung ist auf jedenfall sehr Interessant.
Ob sich Diaspora durchsetzt? Ich vermute eher nicht. Es wäre zwar Wünschenswert, aber der durchschnitts User interessiert sich nicht dafür, was mit seinen Daten gemacht wird. Das ist leider traurige Realität. Und da ist Diaspora nur ein FB Klon, für die meisten würde sich daher ein wechsel nicht wirklich lohnen.
Generell ist die Idee Usern macht zu geben, etwas selbst zu kontrollieren immer gut. Und setzt sich oftmals durch. Jedoch befürchte ich, dass sich die Idee nicht durchsetzt. Einfach weil sie zu ähnlich zu Facebook ist. Gut es gibt, auch z.B. in Deutschland Studi / SchuelerVZ usw. diese haben sich jedoch eher durchgesetzt, weil sie sehr beschränkt waren. Gezielt Schüler und Studenten angesprochen haben. Und extra für den Deutschen Raum geschaffen wurden.
Und das war in meinen Augen der Pluspunkt, warum sich diese VZ Netzwerke durchgesetzt haben. Einen ganz allgemeinen Klon mag niemand. Man schaue sich nur Lokalisten.de an. Sehr lange, sehr viel Werbung im Fernsehen gemacht. Trotzdem hat es sich nicht durchgesetzt.
Ich würde es dem Projekt wünschen, dass es sich durchsetzt. Bezweifle es aber leider.
Ich verfolge das mit großer Spannung. Ich höre sehr viel Kritik an Facebook im Freundeskreis. Nun gibt es eine Alternative die scheinbar mehr Schutz bietet. Ich glaube aber nicht das Diaspora sich durchsetzt, denn der Datenschutz wird zwar vielfach diskutiert, aber für „nur“ mehr Datenschutz wechselt keiner. Wir werden sehen
Seither hat sich wohl viel getan. Ich habe DIASPORA erst heute entdeckt und mal auf meinem Blog einen kleinen Vergleich mit Facebook aufgestellt: „Dezentrale Facebook-Alternative: DIASPORA“ auf blog.digitallifedesign.net – http://blog.digitallifedesign.net/2012/01/dezentrale-facebook-alternative-diaspora/