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Interview

Diese App will dir eine gesündere Smartphone-Nutzung beibringen

Smartphones machen vieles einfacher, doch die Art, wie wir sie nutzen, birgt für unsere Gesundheit ein enormes Risiko. Die neue App „Not less but better“ will genau dem jetzt entgegenwirken.

Von Noëlle Bölling
8 Min.
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(Foto: Tobias Herrmann)

Mit Freunden texten, Mails checken, schnell noch das Geburtstagsgeschenk für Mutti bestellen und die Fotos vom Sonntagsbrunch posten: Rund 3,7 Stunden verbringen wir mit unserem Smartphone – und das jeden Tag. Dass das nicht gesund sein kann, wird spätestens dann klar, wenn wir die ersten Entzugserscheinungen spüren, wenn wir das Handy einmal nicht dabeihaben, oder jedes Mal aufschrecken, wenn eine Nachricht ankommt, ungefähr so wie ein gut dressierter Pawlowscher Hund.

Auch die Macher hinter der neuen App Not less but better wissen ganz genau, was es bedeutet, süchtig nach dem eigenen Smartphone zu sein. Für sie steht jedoch auch fest: Ein ewig währender Digital Detox kann und sollte nicht die Lösung sein. Moderne Technologien haben das Potenzial, jeden Bereich unseres Lebens zu verbessern – was es dafür in der Praxis braucht, ist allerdings ein richtiger und vor allem achtsamer Umgang. Mit dieser Idee konnten sie auch die beiden Investoren Carsten Maschmeyer und Nico Rosberg aus „Die Höhle der Löwen“ von sich überzeugen. Und auch, wenn letztendlich kein Deal mit den beiden Löwen zustande kam, profitieren die drei Gründer von der positiven Resonanz bis heute.

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Jetzt ist die lang ersehnte App endlich für iOS- und Android-Geräte vorbestellbar. Was genau sich hinter der Idee zu Not less but better verbirgt, lest ihr in unserem Interview mit Co-Founder Selcuk Aciner:

t3n: Was ist die Grundidee von Not less but better?

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Selcuk Aciner: Mit Not less but better wollen wir unseren Nutzern die Möglichkeit geben, gesunde Handy-Gewohnheiten auf eine neue Art und Weise zu lernen: angeleitet, wirksam und urteilsfrei. Dafür verbindet unsere Trainings-App die Verhaltenspsychologie mit mobilem Lernen, um schlechte Handy-Gewohnheiten zu brechen und mit neuen, gesunden Gewohnheiten zu ersetzen – und das mit nur fünf Minuten pro Tag. Der Grundgedanke hinter dem Training besteht darin, dass gesunde Handy-Nutzung eine mentale Fähigkeit ist, die man erlernen kann: digitale Achtsamkeit, oder einfach „omline sein“. Es geht dabei nicht primär darum, weniger Zeit am Handy zu verbringen, sondern eine bessere Zeit zu haben. So können sich die Nutzer wieder weniger abgelenkt, sondern fokussierter und generell wohler fühlen.

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In der App gibt es Kurse und Challenges zu den Bereichen, in denen Nutzer unglücklich mit ihrer Handy-Nutzung sind: Dazu gehören zum Beispiel oft Social Media, Arbeiten im Flow, Online-Dating, Nachrichten oder auch die Herausforderungen, mit denen sich besonders Eltern konfrontiert sehen. Die Inhalte wurden von Psychologen erstellt, werden stetig weiterentwickelt und sind wissenschaftlich validiert, sind also bewiesenermaßen wirksam.

t3n: Wie kamt ihr dazu?

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Gesamtgesellschaftlich betrachtet, entwickelt sich die bedenkliche Handy-Nutzung zu einem Problem für die öffentliche Gesundheit. Exzessiver Handykonsum kann negative Folgen für die mentale und körperliche Gesundheit haben und ist nur schwer zu bewältigen, was wir auch an uns selbst erfahren haben. Und unsere App ist die Lösung, die nicht da war, als wir sie am dringendsten benötigten: im Sommer 2018 und wir hatten einfach keine Lust mehr auf die ständige Ablenkung durch unser Smartphone. Wir probierten alles aus, um unsere ungesunden Gewohnheiten in den Griff zu kriegen, aber nichts schien nachhaltig zu helfen. Wir sprachen mit vielen Menschen, und ihnen ging es ähnlich. Also nahmen wir das Problem selbst in die Hand!

t3n: Wer seid ihr? Wer steckt hinter der App?

Gegründet haben wir Not less but better zu dritt. Christina ist Psychologin, Design-Thinking-Trainerin und verantwortet bei uns das Training und die Validierung. Marius ist Informatiker, hat viel Startup-Erfahrung und kümmert sich um unsere Technologie. Ich verantworte außerdem die Bereiche Marketing und Business. Damit decken wir bereits im Gründungsteam alle Bereiche ab, die es zur Entwicklung, Validierung und Vermarktung der App benötigt.

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Insgesamt umfasst unser Team derzeit neun Mitglieder aus den Bereichen Psychologie, Design und Technologie. Gestartet sind wir sehr forschungsnah mit Mentoring durch die Charité Universitätsmedizin Berlin und einer Partnerschaft mit der Freien Universität Berlin.

t3n: Wart ihr selbst „handysüchtig“?

So haben wir uns vor der Gründung definitiv gefühlt! Unsere Beziehung zu unseren Smartphones war definitiv nicht die gesündeste. Wir fühlten uns abgelenkt und gestresst — nicht nur von unseren Handys. Dabei sind Christina und ich der problematischen Nutzung, auch „Handysucht“ im Volksmund genannt, etwa zur selben Zeit auf unterschiedliche Weisen begegnet. Christina hat damals in Shanghai gelebt und dort einen durchdigitalisierten Alltag erfahren. Das ging nicht spurlos an ihr vorbei: Sie fühlte sich zunehmend rastlos, gestresst und hatte Schwierigkeiten, präsent zu sein. Nach ein paar Monaten stellte sie schockiert fest: Statt auf die Menschen, die Stadt und die Kultur um sie herum hatte sie die meiste Zeit auf ihr Smartphone geschaut. Ich für meinen Teil war zum damaligen Zeitpunkt Gründer eines Startups. Damit kamen auch viele Herausforderungen, vor denen ich immer wieder flüchtete, indem ich mich mit meinem Handy beschäftigte, um dem Stress aus dem Weg zu gehen.

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t3n: Warum sollte deiner beziehungsweise eurer Meinung nach ein stärkerer Fokus auf die Art und Weise, wie wir unser Smartphone nutzen, gelegt werden?

Wir alle haben eine Beziehung zu unserem Smartphone – noch dazu eine ziemlich wichtige. Denn ist es eine gute Beziehung, dann hat sie alles, was es braucht, um unser Leben zu verbessern. Ist sie hingegen problematisch, sind die Folgen für unsere Gesundheit erheblich.

Da die aktuellen Ansätze offensichtlich nicht funktionieren, sind wir der Meinung, dass es eine neue Lösung im Umgang mit unserem Smartphone braucht. Digital Detox zum Beispiel, mit dem Grundgedanken: Weniger ist mehr. Das ist der Wunsch, durch Verzicht zu einer besseren Beziehung mit unserem Smartphone zu gelangen. Aber das kann langfristig leider nicht funktionieren, denn dafür ist Digital Detox einfach nicht gemacht. Schon von der Ernährung wissen wir, dass Verzicht nur kurzfristige Erfolge verspricht – bis der Jojo-Effekt einsetzt und wir wieder in unsere alten, unerwünschten Verhaltensmuster zurückfallen. Auch Digital Detox ist genauso wenig praktikabel. Fakt ist: Unsere Zukunft wird geprägt sein von mehr Technologie-Nutzung im Alltag, nicht weniger. Damit bieten sich viele Chancen für uns, die wir aber nur dann voll ausnutzen können, wenn wir besser mit Technologie umgehen. Aber: Restriktion und Entzug sind also nicht der Schlüssel zum Erfolg. Eine gesunde Handy-Gewohnheit braucht viel mehr. Sie muss zu unseren persönlichen Bedürfnissen passen. Sie muss von innen heraus gestärkt werden. Sie darf nicht verurteilt werden. Sie muss zugänglich sein und sie muss wirken.

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t3n: Was hat euch letztendlich dazu bewegt, aus der Idee ein handfestes Geschäftsmodell zu machen beziehungsweise hattet ihr Respekt davor, ein Unternehmen zu gründen?

Ein gesunder Umgang mit Technologie liegt uns sehr am Herzen. Zum einen durch unsere persönliche Erfahrung damit. Zum anderen aber, weil wir davon überzeugt sind, dass der achtsame und souveräne Umgang mit Technologie eine der wichtigsten Fähigkeiten unserer Zukunft sein wird – und zwar sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext. Es ist unumgänglich, dass das Problem irgendwann gelöst sein muss und wir möchten durch Not less but better dazu beitragen. Da dies nicht unsere erste Gründung und Startup-Erfahrung ist, sind wir uns der Herausforderungen, die der Aufbau eines Unternehmens mit sich bringt, deshalb durchaus bewusst.

t3n: In „Die Höhle der Löwen“ seid ihr auf viel Begeisterung gestoßen. Wie war es für euch, an der TV-Show teilzunehmen?

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Es war ein einmaliges Erlebnis! Die gesamte Erfahrung von der Bewerbung über die Aufzeichnung bis hin zur Ausstrahlung hat uns enorm wachsen lassen. Es war eine seltene Lernerfahrung, die wir nicht missen möchten. Das positive Feedback der Löwen und der Zuschauenden war großartig und hat sehr gut getan. Und es hat uns darin bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

t3n: Und wieso ist der Deal am Ende doch geplatzt?

Dafür gab es mehrere Gründe. Zum einen hatten wir unterschiedliche Pläne für die strategische Ausrichtung des Unternehmens. Zum anderen konnten wir uns über den finanziellen Rahmen nicht einigen. Die Verhandlungen in der Höhle waren intensiv. Aber wir hatten nicht genug Zeit, um das finale Angebot der Löwen umfassend zu prüfen. Das konnten wir erst nach der Show machen, und das Verhältnis aus Investment, Mehrwert und akzeptierter Bewertung passte in dieser Form nicht in unseren Finanzierungsfahrplan. Gespräche zur Angleichung aller Interessen waren konstruktiv, führten allerdings zu keinem Ergebnis. So wurde aus dem Deal leider kein Investment.

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t3n: War es für euch trotzdem die richtige Entscheidung, an der Show teilzunehmen?

Definitiv! Neben der Chance, starke Investoren mit an Bord zu holen, hatten wir die Chance, Not less but better vor einem Millionenpublikum vorstellen. Und das ist uns gelungen. Auch wenn letztlich kein Investment zustande kam, haben wir die Teams um Carsten und Nico als hilfsbereite, offene und absolut erfahrene Gesprächspartner kennengelernt. Auch wenn eine Zusammenarbeit nicht zustande kam, sind wir sehr dankbar für die Möglichkeit, sie kennengelernt und mit ihnen gesprochen zu haben. Außerdem hoffen wir besonders, dass wir durch unsere Teilnahme an „Die Höhle der Löwen“ die gesellschaftliche Diskussion über problematische Smartphone-Nutzung und „Handysucht“ um eine neue, praktische Lösung erweitern konnten.

t3n: Auch ohne einen der Löwen im Rücken ist die Aufmerksamkeit, die ihr bekommt, bereits riesig – und das, obwohl eure App gerade erst auf den Markt gekommen ist. Wie geht es euch damit?

Wir haben uns in den letzten zwei Jahren ganz bewusst unter dem Radar gehalten, um uns auf die Produktentwicklung zu konzentrieren. Das haben wir ganz nah mit Betroffenen und Experten mithilfe von Design-Thinking umgesetzt. Wir wollten erst dann an die Öffentlichkeit gehen, wenn unser Training wissenschaftlich validiert ist und wirklich wirkt. Das haben wir geschafft. Jetzt mit so einem lauten Knall an die Öffentlichkeit treten zu können und in die App-Stores zu kommen, ist ein großartiges Gefühl. Wir sind sehr dankbar dafür.

t3n: Lest ihr (noch) alles, was über euch geschrieben wird?

Wir versuchen es! In den Tagen vor und nach der Ausstrahlung war es sehr intensiv. Es gab über 25 Medienberichte über uns und etliche Nachrichten haben uns erreicht. Das war schon unglaublich.

t3n: Was ist euer Ziel mit Not less but better und wo seht ihr euch in zwei, drei Jahren?

Wir finden: Technologie sollte unser Leben verbessern, und nicht davon ablenken. Deshalb möchten wir mit unserer App dazu beitragen, dass Technologie-Nutzung mit unseren Werten in Einklang gebracht wird. Das haben wir als Nutzer*innen einfach verdient.

In den nächsten Jahren möchten wir deshalb Zehntausenden Menschen weltweit dabei helfen, gesunde Handy-Gewohnheiten zu entwickeln. Um das zu erreichen, werden wir mit unserem Team aus Psychologen, Entwicklern und Designern weitere Kurse und Tools zur Steigerung des Trainingserfolgs entwickeln. Langfristig möchten wir unser Trainingsprogramm auf weitere verhaltensbedingte Herausforderungen adaptieren, die von der Gesundheitsindustrie vernachlässigt werden, dazu gehören beispielsweise Arbeitssucht oder PMS.

t3n: Danke für das spannende Gespräch, Selcuk!

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