Diskriminierung: Fast 60 Prozent der Influencer:innen haben damit Erfahrung

Wird ein Produkt mit Influencer:innen-Marketing beworben, steht meist eine relativ junge Zielgruppe im Fokus. Gleichzeitig postuliert die Unternehmensberatung Deloitte: Für viele junge Erwachsene spielen Werte wie Gleichberechtigung, Inklusion und Diversität eine Rolle bei der Kaufentscheidung.
Umso spannender also die Frage: Spiegeln sich diese Werte auch im Influencer:innen-Business wider? Antworten darauf will der „Racial and Gender Inequalities Influencer Report 2022“ der Software-Plattform Influencer Marketing Hub geben.
Diskriminierung im Influencer:innen-Business: Wie das Stimmungsbild zustande kam
Für den Report waren rund 2.000 Influencer:innen befragt worden. Ein Großteil von ihnen (72,1 Prozent) zählte mit einer Follower:innenschaft von weniger als 15.000 Menschen zu den sogenannten Mikro-Influencer:innen.
Etwas größer sind die Commmunitys der „regulären“ Influencer:innen (15.000 bis 50.000 Follower:innen) und aufsteigenden Influencer:innen (50.000 bis 100.000 Follower:innen), die zu 9,5 Prozent und 5,5 Prozent in der Umfrage vertreten waren.
4,8 Prozent der Befragten wurden als Mid-Influencer:innen eingeordnet (100.000 bis 500.000 Follower:innen), 2,7 Prozent als Makro-Influencer:innen (500.000 bis eine Million Follower:innen) und 5,5 Prozent als Mega-Influencer:innen (mehr als eine Million Follower:innen).
Neben den Follower:innen hat Influencer Marketing Hub auch die ethnische Zugehörigkeit der Teilnehmenden abgefragt sowie deren Geschlecht. Bei Letzterem hat sich etwas mehr als die Hälfte (58,4 Prozent) als männlich eingeordnet, 35,1 Prozent als weiblich, je 1,5 Prozent als trans-weiblich und trans-männlich und 3,5 Prozent haben keine Geschlechterzugehörigkeit angegeben.
Umfrageergebnis: Fast 60 Prozent der Influencer:innen wurden schon einmal diskriminiert
Mehr als die Hälfte der Befragten (58,3 Prozent) ist nach eigenen Angaben bereits Opfer von Diskriminierung geworden. Von den übrigen 41,7 Prozent gab die Mehrheit (60,8 Prozent) an, sie hätten Diskriminierung in der Branche zumindest bereits wahrgenommen.
Besonders von Diskriminierung betroffen waren die sogenannten Makro- und Mega-Influencer:innen, also Menschen mit einer besonders großen Reichweite. Als Plattform mit den meisten Diskriminierungsvorfällen kristallisierte sich Tiktok heraus.
Gender-Pay-Gap: Es gibt sie auch im Influencer:innen-Marketing – mit einer Ausnahme
47,73 Prozent aller Befragten gaben an, schon einmal wegen ihres Geschlechts diskriminiert worden zu sein. Dass diese Geschlechterdiskriminierung auch bei der Bezahlung stattfindet, zeigt eine detaillierte Umfrage zu Ungleichheiten bei der Entlohnung von Influencer:innen, die die Agentur Izea veröffentlicht hat.
Das Ergebnis der Izea-Umfrage: 2021 haben Influencer durchschnittlich 2.978 US-Dollar pro Posting verdient, Influencerinnen dagegen nur 2.289 Dollar. Lediglich bei geposteten Stories lagen die durchschnittlichen Einnahmen von Frauen (962 Dollar pro Story) über denen ihrer männlichen Kollegen (609 Dollar).
Neben dem Geschlecht werden in der Umfrage vom Influencer Marketing Hub auch körperliche Merkale (21,74 Prozent der Befragten haben hiermit Erfahrungen gemacht), die ethnische Herkunft (13,29 Prozent), politische Ansichten (9,06 Prozent) und Sexualität (8,16 Prozent) als Diskriminierungsursachen genannt.
Im Beitrag zur Befragung wird auf einige dieser Bereiche genauer eingegangen, wie beispielsweise die Tatsache, dass weiße Influencer:innen laut MSL rund 29 Prozent mehr verdienen als Influencer:innen aus der BIPOC-Community. Teilweise bleibt allerdings unklar, inwiefern die von den Befragten wahrgenommene Diskriminierung in den Kommentarspalten durch Einschränkungen seitens der Plattform oder im geschäftlichen Kontext stattgefunden hat.
Schon schockierend, wie inflationär der Begriff „Diskriminierung“ heute verwendet wird.
Das ist nicht nur absolut lächerlich, sondern kontraproduktiv: echte Fälle von Diskriminierung werden dadurch entwertet.
Viele dieser bestimmt sehr intellektuellen Influencer dürften „Hate Speech“ direkt als Diskriminierung gewertet haben und ironische Sprüche, die sich ihrer selbstgefälligen Persönlichkeit widmen, noch viel mehr.
Beachtlich finde ich die, die gesagt haben, sie seien nicht diskriminiert worden. Das sind entweder die, die noch gesunden Menschenverstand besitzen oder die sich selbst als Täter sehen und deshalb aus diesen Gründen sich nicht trauen das zu sagen.