
Disney-Chef Chapek will sein Unternehmen zum Wettbüro machen. (Foto: picture alliance / Reuters | Tyrone Siu)
Wie Disney-Chef Bob Chapek am Donnerstag bestätigt hat, bewirbt sich das Unternehmen um das „NFL Sunday Ticket“, also die Übertragungsrechte für die US-amerikanische Football-Liga. Die Bestätigung gab Chapek der CNBC in einem Interview, in dem er die Geschäftszahlen des ersten Quartals im Geschäftsjahr 2022 erläuterte.
Disney bewirbt sich um NFL-Rechte
Auf die Frage, ob der Erwerb der Football-Rechte Teil der Disney-Roadmap sei, antwortete Chapek: „Wir bewerben uns darum.“ Einschränkend erklärte er, dass Voraussetzung für einen Sport-Einstieg Disneys darin bestünde, dass die Investition einen Wert für die Disney-Aktionäre schaffe. Er hoffe, dass es sich letztlich so darstelle, sei aber zu einem jederzeitigen Rückzug bereit.
Während der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens hatte Chapek betont, dass Sportprogramme ein zentraler Bestandteil der Streaming-Strategie des Unternehmens seien. Als Beleg verwies er auf den Erfolg der Programme der Tochtergesellschaft ESPN.
„Sportereignisse sind nach wie vor die größte Attraktion im Fernsehen und machten 95 der 100 meistgesehenen Live-Übertragungen im Jahr 2021 aus. Und ESPN hat in diesem Quartal mit Live-Spielen in allen vier großen US-Sportarten, einschließlich der revolutionären Monday Night with Peyton and Eli, erneut Maßstäbe gesetzt“, so Chapek. Disney werde in den nächsten drei Jahren alternative Programme für UFC-, Golf- und College-Football-Veranstaltungen aufziehen, kündigte Chapek an. UFC steht für „Ultimate Fighting Championship“ und ist eine US-amerikanische Mixed-Martial-Arts-Organisation.
Disney wird zum Wettbüro
Dabei soll sich Disneys Sportstrategie nicht auf den Erwerb von Rechten und die Übertragung von Spielen beschränken. Vielmehr will der Konzern in das Geschäft mit Sportwetten einsteigen. Das stelle eine „riesige Chance für Wachstum“ dar, ist Chapek sicher. Zudem werde das Risiko immer überschaubarer, weil die Legalisierung von Wetten in den USA voranschreitet.
„Während Multiplattform-Fernsehen und Streaming in der unmittelbaren Zukunft weiterhin die Grundlage der Sportberichterstattung bilden werden, glauben wir, dass die Chancen für die Walt-Disney-Company weit über diese Kanäle hinausgehen“, sagte Chapek. „Sie erstreckt sich auf Sportwetten, Spiele und das Metaverse. Genau das ist es, was uns begeistert: die Möglichkeit, eine Sportmaschine aufzubauen, die unserem Franchise-Schwungrad ähnelt und es dem Publikum ermöglicht, ihre Lieblingssportereignisse, -geschichten, -teams und -spieler zu erleben, sich mit ihnen zu verbinden und sich aktiv mit ihnen zu beschäftigen.“
Er hat Metaverse gesagt
Dabei ließ der Disney-Chef auch das Hype-Wort Metaverse fallen. Das tut er gelegentlich. In der Regel folgt nur eine vage Beschreibung anhand von Allgemeinplätzen. Auch anlässlich der aktuellen Verkündigung bleibt Chapek hinreichend vage, wenn er sagt:
„Wir sind uns darüber im Klaren, dass in der Zukunft – man kann es nennen, wie man will, man kann es Metaverse nennen, man kann es die Verschmelzung von physischen und digitalen Erlebnissen nennen, in denen Disney meiner Meinung nach überragend sein sollte – wir sind uns darüber im Klaren, dass es weniger ein passives Erlebnis sein wird, bei dem man nur eine Wiedergabe hat, egal ob es sich um ein Sportereignis oder ein Unterhaltungsangebot handelt, und mehr ein interaktives, nach vorne gerichtetes, aktiv beteiligtes Erlebnis sein wird.“
Produktinnovation, so fügte Chapek hinzu, „steht für uns ganz oben auf der Prioritätenliste“. Handfest bleibt aus Chapeks Worten nur zu entnehmen: Disney steigt in Sportübertragungen und das Wettgeschäft ein. Vom Metaverse besteht bestenfalls eine entfernte Idee.