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Mehr Druck, mehr Leistung? Das kann funktionieren – wenn diese Bedingungen stimmen

Manche Menschen sind überzeugt, unter Druck erst richtig aufzublühen. Da ist etwas dran – aber die Dosis muss stimmen. Was in vielen Teams falsch läuft.

3 Min.
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Druck und Stress: Die Dosis macht den Unterschied. (Foto: Volodymyr TVERDOKHLIB / Shutterstock)

Ohne Druck bringen es die Leute einfach nicht. Diesen Satz hörte ich vor einigen Wochen auf einer Party. Ich schwieg. Sachlich stimmt die Aussage sogar  – mit dem richtigen Druck können ganz wunderbare Ideen und Ergebnisse entstehen. Das Problem dabei liegt im Halbwissen: Wo liegt eigentlich diese Zone des richtigen Drucks? Denn Druck ist alles, selbst ganz nah am Vakuum liegt er noch im positiven Bereich. In dieser Party-Runde war eher „mehr Druck“ gemeint.

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Gute Arbeitsbedingungen sind nicht für alle Menschen gleich. Die einen suchen eine Komfortzone, übersehen dabei aber, dass sie darin nicht das schaffen, was sie schaffen könnten – und dass das Spaß machen könnte, weil Ergebnisse Menschen zufrieden machen. Team Druck macht mehr Fehler und hält sein Pensum nicht durch. Dazu kommt: Gute Arbeitsbedingungen sind heute anders als morgen und beides hat vielleicht wenig damit zu tun, was der Person in einem halben Jahr dient.

Schauen wir uns also an, was Menschen wirklich benötigen. Dafür wechseln wir zunächst den Begriff aus: Druck löst so viel aus, manche Menschen werden schon beim Wort nervös. Lass uns also von Anspannung sprechen. Passende Anspannung macht Menschen aufmerksam und konzentriert. Das ist in den meisten Jobs ganz nützlich.

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Von Mäusen und Menschen

Die Psychologen Robert Yerkes und John Dodson haben im Jahr 1908 nach Experimenten mit Mäusen eine Kurve beschrieben, in der die Zone der guten Arbeit liegt. Dafür setzten sie die Mäuse unter Stress und schauten sich ihre Leistung in einem Labyrinth an. Es zeigte sich eine umgekehrte U-Kurve zwischen Stress und Leistung. Ein moderates Maß an Anspannung kann die kognitive Leistungsfähigkeit und Produktivität verbessern – zu viel oder zu wenig Stress dagegen führt zu Einbußen bei Leistung und Wohlbefinden. Du glaubst nicht an Mäuse-Experimente? Gut so. Aber das wurde in den mehr als hundert Jahren seit der Publikation mehrfach an Menschen bewiesen.

Wir können also sagen: Alle Menschen profitieren von einem gewissen Maß an Anspannung. Nur ist das Maß nicht für alle gleich. Aus neurologischen Studien wissen wir, dass Menschen auch mit unterschiedlicher Erregung und Erregbarkeit in ihren Alltag gehen. Das bedeutet: Manche haben ihr Optimum schneller erreicht als andere – und sie schießen auch schneller darüber hinaus. Für dich heißt das: Du musst erst einmal herausfinden, wo du stehst. Und das kann morgen anders sein als heute.

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Drei Hebel: Anforderungen, Kontrolle und Zusammenhalt

Doch mancher Druck bleibt Druck und geht nicht weg, auch wenn man ihn Herausforderung, Spannung oder Leistungsbereitschaft nennt. Damit Anspannung bei der Arbeit tatsächlich zu guten Ergebnissen führt, können Teams und Führungskräfte sich drei Stellschrauben anschauen. Laut dem Job-Demand-Control-Model des Psychologen Robert Karasek hängt die Stressverarbeitung stark davon ab, wie viel Autonomie Mitarbeitende haben:

  • Hohe Anforderungen + wenig Kontrolle = toxischer Druck: Starre Vorgaben, Mikromanagement und Unsicherheiten können negativ wirken.
  • Hohe Anforderungen + hohe Kontrolle = produktiver Druck: Einigen sich Teams über Ziele, lassen dafür aber Spielraum bei der Umsetzung, kann produktiver Druck entstehen.

Bonus-Faktor Zusammenhalt: Das Job-Demand-Control-Modell wurde später noch um den Faktor Soziale Unterstützung erweitert. Er besagt wenig überraschend: Halten Menschen zusammen, dann halten sie Druck und Anspannung besser aus. Sie fühlen sich sicherer und ihre Ergebnisse werden besser. Isolation bewirkt das Gegenteil: Die Arbeit wird zu einer Belastung.

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Spannung in der richtigen Dosis

Anspannung und sogar Druck können Motoren sein – aber nur, wenn sie in der richtigen Dosis eingesetzt werden. Die Wortwahl ist wichtig, denn bei der Arbeit werden sie oft als naturgegeben dargestellt, sind es aber nicht. Sie sind immer eine Folge von Entscheidungen, die bewusst und unter Abwägung der Folgen getroffen wurden.

„Unter Druck entstehen Diamanten“ mag für Partys als Form der Selbstdarstellung zulässig sein. Bei der Arbeit ist dieser Spruch aber zu kurz gedacht. Wie soll ein Diamant entstehen, wenn eine sich Person durch äußere Umstände schon dem Moment des Brechens nähert? Spannung in der richtigen Dosis bedeutet, dass Angestellte für sich selbst und Führungskräfte für ihre Teams herausfinden, wie sie fleißig arbeiten können. Deadlines sind gut, aber Stress macht krank. Irgendwo in dieser Zone liegt der Bereich, in dem wir alle richtig gut arbeiten können.

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