Durchschnittliches Gehalt in Deutschland: In welchen Branchen dich mehr Geld erwartet
Die Gehälter im deutschsprachigen Raum sollen dieses Jahr im Schnitt um 2,8 Prozent steigen – so das Ergebnis einer Umfrage von Kienbaum, das dem Handelsblatt exklusiv vorliegt. Das ist weniger als erwartet: Die Personalberatung hatte im vergangenen Herbst einen Anstieg von 4,7 Prozent erwartet.
Um zu prüfen, ob die Prognosen aus 2023 eingetreten sind, wurden im Zeitraum vom 15. März bis 15. April dieses Jahres 654 Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt.
Gehälter im Energiesektor steigen am meisten
Laut den Daten von Kienbaum können sich 2024 vor allem Beschäftige im Sektor Energie, Öl und Gas über mehr Geld freuen; hier ist die Gehaltssteigerung mit 3,7 Prozent am höchsten. Platz 2 belegt die Automobilindustrie mit 3,3 Prozent. Den dritten Platz teilen sich zwei Branchen, in denen die Bezahlung im Schnitt eher niedrig ist, nämlich das Gesundheitswesen sowie der Einzel- und Großhandel mit jeweils 3,2 Prozent.
Immerhin 3,1 Prozent erwarten Mitarbeitende der Hardware- und Software-Branche und des öffentlichen Sektors. Mit weniger Steigerung müssen die ohnehin schon gut bezahlten Angestellten des Bank- und Finanzsektors (2,2 Prozent) und der Versicherungsbranche rechnen (1,7 Prozent). Auch in der Konsumgüterindustrie ist der Anstieg mit 2,0 Prozent vergleichsweise gering.
Fachkräfte sind gefragt
Betrachtet man die verschiedenen Level der Beschäftigten, so ist auch hier die Gehaltsanpassung vor allem bei denjenigen am höchsten, die verhältnismäßig am wenigsten verdienen: Fachkräfte beziehungsweise Spezialistinnen und Spezialisten in deutschen Unternehmen können sich dieses Jahr über 3,2 Prozent mehr Geld freuen. Darauf folgen das mittlere Management und das Lower Management mit jeweils 3,0 Prozent sowie das Senior Management mit 2,7 Prozent. Am wenigsten steigen die Gehälter der Top-Führungskräfte; sie bekommen dieses Jahr nur 2,0 Prozent mehr Gehalt und damit 2,5 Prozent weniger als prognostiziert.
Weniger Inflation in diesem Jahr
Laut Kienbaum zogen die Gehälter seit der gestiegenen Inflation im Jahr 2022 und dem zunehmend spürbaren Fachkräftemangel in den letzten zwei Jahren in einer ungewöhnlichen Geschwindigkeit an. Dass diese Entwicklung nun etwas gebremst wird, liegt möglicherweise an der gesunkenen Inflationsrate; sie ist laut Berichten des Handelsblatts im März 2024 mit 2,2 Prozent auf den tiefsten Stand seit fast drei Jahren gesunken. Laut einer Studie von Willis Towers Watson ist die Inflation der Faktor, der das Gehaltsbudget von Unternehmen am meisten beeinflusst.
Kienbaum erkannte in den Gesprächen mit den befragten Unternehmen zudem zwei Muster, die als mögliche Erklärung für die große Diskrepanz zwischen der Prognose aus 2023 und den tatsächlichen Gehaltssteigerungen dienen könnten. Zum einen sind viele Unternehmen letzten Herbst mit großem Optimismus in den Budgetprozess gegangen. Sie haben dann aber die geplanten Gehaltserhöhungen angepasst, da sich gegen Ende des Jahres die Konjunkturprognosen für 2024 verhaltener zeigten. Zum anderen sahen einige der Befragten nicht die Notwendigkeit, die Gehälter stark anheben zu müssen, da sie ihrer Ansicht nach bereits gut aufgestellt waren.