Wer das Fiido X käuflich erwerben will, schaut derzeit in die Röhre, denn der Hersteller hat den Verkauf eingestellt. Kunden des Unternehmens sind aufgerufen, ihre Pedelecs nicht mehr zu nutzen. Das ist der Super-Gau für das 2016 gegründete Startup, das schon etliche Faltpedelecs auf dem chinesischen Markt etabliert hatte.
Pedelec für Berufspendler überzeugt mit Preis, Gewicht und Handhabung
Mit dem 2020 vorgestellten Fiido D11, dem Vorgänger des Fiido X, wollte der Hersteller dann die Welt erobern. Es handelte sich um das erste Modell, das global ausgeliefert wurde. Wir hatten uns das D11 kurz angesehen und waren nicht sonderlich überzeugt, wollten dem Bike aber durchaus das Potenzial zusprechen, ideal für Berufspendler sein zu können. Das lag an der unkomplizierten Handhabung, dem geringen Gewicht und dem überaus günstigen Preis um 1.000 Euro.
Dem Nachfolgemodell X, das Fiido wieder über die Funding-Plattform Indiegogo gestartet hatte, war ein enormer Vorverkaufsstart gelungen. Zuletzt war das Pedelec in Europa für um 1.500 Euro gehandelt worden, was für ein Klapp-Pedelec mit Magnesiumrahmen wiederum ein Schnäppchenpreis ist.
Magnesiumrahmen zerbricht in der Mitte
Wie sich nun zeigt, haben niedrige Preise im Zweifel auch einen entsprechenden Hintergrund. So waren in den vergangenen Wochen zunächst in privaten Nutzergruppen auf Facebook und zuletzt über Telegram immer wieder Bilder aufgetaucht, die X-Bikes zeigten, die am Faltscharnier auseinandergebrochen waren.
Dabei handelte es sich nicht etwa um einen Abriss der Schrauben oder ähnlicher bekannter Sollbruchstellen. Vielmehr war tatsächlich der Rahmen selbst gebrochen – ein absolutes No-go für die Radlersicherheit. Die gute Nachricht: Bislang scheint es zumindest keine Verletzten gegeben zu haben, jedenfalls gibt es dazu keine Berichte.
In einer Erklärung, die in der privaten Fiido X E-Bike Owners Group auf Facebook gepostet wurde, behauptet ein Sprecher des Unternehmens, dass zuerst am 3. April ein Bericht über einen fehlerhaften Rahmen eingegangen sei. Dieser Fehler hätte im Forschungs- und Entwicklungslabor des Unternehmens im chinesischen Shenzhen bestätigen werden können.
Rückruf wird zum Lackmus-Test für Fiido
„Da es sich bei diesem Fehler um ein ernsthaftes Sicherheitsproblem handelt, fordern wir alle Nutzer auf, das X vorläufig nicht mehr zu benutzen, da ein Risiko besteht“, bekannte Fiido daraufhin und ergänzte: „Die Details zur Durchführung des Rückrufs, der Plan zum Schutz der Nutzer, die Analyse der Fehlerursache und der technische Verbesserungsplan werden vor dem 12. April veröffentlicht.“
Es wird spannend sein, zu sehen, wie das junge Startup mit einem weltweiten Rückruf aller Pedelecs des X-Modells umgehen wird. Eine Vorort-Unterstützung hat Fiido nicht. Alles wird über den Versandweg abgewickelt werden müssen. Das dürfte zum Lackmus-Test für das Unternehmen und seine Kunden werden. Es wird sehr darauf ankommen, wie viele Exemplare des Fiido X sich tatsächlich wo im Umlauf befinden.