Das frisch angekündigte E-Bike Fiido D11 gehört zur Klasse der sogenannten Falträder. Es lässt sich mit einem Scharnier am Oberrohr zusammenklappen und so platzsparend transportieren. Der Klappvorgang soll in weniger als fünf Sekunden zu erledigen sein, verspricht Fiido. Dabei soll das vergleichsweise geringe Gewicht von 12,9 Kilogramm das Bike auch für urbane Pendler, die Strecken teils mit dem öffentlichen Personennahverkehr zurücklegen, interessant machen.
Günstig: Klapp-Pedelec für 715 Euro
Der Hersteller, der bereits eine ganze Reihe von Falt-Pedelecs vornehmlich am chinesischen Markt hat, will das Fiido D11 direkt weltweit starten und hat sich deshalb entschlossen, die Finanzierung über eine Indiegogo-Kampagne zu versuchen. Diese Kampagne ist am 25. Juni 2020 um 10 Uhr MEZ gestartet.
Wer sich zur Teilnahme am Crowdfunding entschließt, soll das Pedelec zu einem diskontierten Preis von rund 805 US-Dollar erhalten. Das entspräche einem 38-prozentigen Rabatt auf den avisierten Regelverkaufspreis von 1.299 Dollar und einem Euro-Preis von rund 715 Euro nach aktuellem Wechselkurs.
Das verspricht Fiido den D11-Kunden
Neben dem Gewicht ist die Reichweite des Klapp-Pedelecs wohl das entscheidende Kaufargument. Hier verspricht Fiido satte 100 Kilometer in der niedrigsten Unterstützungsstufe. Das will das D11 mit einem 36-Volt-Akku eines ungenannten Herstellers erreichen, der ins Sattelrohr integriert und mit rund 417 Wattstunden Energieinhalt ausgestattet ist. Das Sattelrohr soll dadurch nicht in seiner Funktion beeinträchtigt sein und sich vor allem in der Höhe verstellen lassen.
Über einen Schnellverschluss kann der Akku mitsamt Sattel und Rückleuchte aus dem Oberrohr entnommen und etwa im Büro wieder geladen werden. Wie lange das dauern wird, sagt Fiido nicht. Üblich sind bei Akkus mit 36 Volt und 417 Wattstunden Ladezeiten zwischen drei und sechs Stunden.
Neben einer dreistufigen elektrischen Unterstützung verfügt das Fiido D11 über eine Sieben-Gang-Kettenschaltung von Shimano. Der 250 Watt starke elektrische Radnabenmotor sitzt in der Hinterachse des Pedelecs. Die Trittunterstützung geht bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde.
An den 20-Zoll-Rädern montiert Fiido vorne wie hinten Scheibenbremsen, deren Hersteller nicht genannt wird. Federgabeln sind nicht verbaut. Alle Kabel sind verdeckt im Rahmen verlegt. Die integrierte Beleuchtung erfolgt über LED-Lampen vorne und hinten. Schutzbleche bringt das Pedelec nicht mit.
Im Moped-Modus, also ohne, dass der Nutzer selber trampelt, soll das D11 25 Kilometer weit fahren. Dieser Modus wird in Deutschland wohl nicht ausgeliefert werden.
Behauptete Designauszeichnung nicht zu verifizieren
In der internationalen Berichterstattung zum Fiido D11 wird vielfach behauptet, das D11 wäre mit dem begehrten „Red Dot Design Award“ ausgezeichnet worden. Diese Einschätzung beruht wahrscheinlich auf einer Verwechslung.
Wir konnten jedenfalls das Fiido D11 nicht unter den Preisträgern der Design-Auszeichnung ausfindig machen. Fiido selbst behauptet übrigens nicht, eine entsprechende Auszeichnung erhalten zu haben.
Ich weiß ja nicht, wie niedrig Fiidos niedrigste Unterstützungsstufe ist. Liegt sie im Bereich der üblichen 20 Prozent maximal möglicher Unterstützung oder sogar darüber, habe ich Zweifel an der Reichweitenangabe des Herstellers. Denn ich schaffe mit einem handelsüblichen Bosch-Antrieb und einem Akku mit 500 Wattstunden Energieinhalt an einem Rad mit 29-Zoll-Rädern schon keine 100 Kilometer. Und der ins Sattelrohr integrierte Akku des Fiido D11 ist eine konventionelle 36-Volt-Batterie mit vergleichsweise schwachen 417 Wattstunden Energieinhalt.
Da wird es neben der Frage, wie stark die Unterstützung im sogenannten Eco-Modus sein wird, ganz deutlich auf das Fahrergewicht und die Topologie der Pendlerstrecke ankommen. Im Umfeld einer Großstadt wie Hamburg oder Berlin und einem Körpergewicht von bis zu 75 Kilogramm könnte das Fiido D11 irgendwo in die Nähe der angegebenen Reichweite kommen. Darauf verlassen würde ich mich nicht.
Wenig überzeugend finde ich zudem die Unterbringung des Akkus in der Sattelstütze. Erfahrene Radfahrer wissen, dass das Sattelrohr ein wesentlicher Bestandteil der Konstruktion eines Fahrrades und für die Stabilität ganz entscheidend ist. Rahmenbrüche im Bereich des Sattelrohrs gehören zu den häufigsten Problemen engagierter MTB-Fahrer. An einer derart belasteten Stelle den Akku zu integrieren, ist zumindest kontraintuitiv.
Dieter Petereit
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schaut euch mal das EOVOLT aus Frankreich an.
Ohne Schutzbleche eher weniger für Pendler geeignet. Bei Feuchtigkeit kommt man dann mit versifften Hosen und einem Streifen am Rücken ins Büro!