Bei so manchen Jubiläen wundert man sich, wie lange es etwas schon gibt: Die Handelsplattform Ebay, einst als Online-Auktionshaus aus dem deutschen Ebay-Klon Alando hervorgegangen, feiert dieser Tage ihren 20. Geburtstag. Es war das wohl erste (erfolgreich übernommene) Imitat der Samwer-Brüder, die vier Jahre nach dem Start in Kalifornien die Grundlage für den deutschen Online-Marktplatz bildete – und den Brüdern das nötige Geld für die späteren Erfolge mit Rocket Internet bescherte.
Ebay um 2000: Volkssport Schnäppchen ersteigern
1999, zur Blütezeit der ersten Dotcom-Blase, war die Kopie von Ebay so erfolgreich, dass sich das amerikanische Vorbild am 22. Juni 1999 dazu entschloss, das junge Unternehmen zu übernehmen. Mittlerweile zählt Ebay 18 Millionen aktive Käufer weltweit und immerhin 3,3 Millionen aktive Käufer auf der deutschen Plattform. Und wohl jeder hat dort in den Nullerjahren mal ein echtes Schnäppchen ergattert. Denn gerade in den Anfangsjahren – die Medien nutzten damals den schönen Begriff des Online-Auktionshauses, von dem Ebay sich lange Jahre nicht lösen konnte – war das Er- und Versteigern von Dingen echter Volkssport. Bei mehr oder weniger langsamer Internetleitung zuverlässig wenige Sekunden vor Schluss ein Gebot abzugeben, um den Preis nicht zu früh hochschnellen zu lassen, war eine Kunst für sich, die man üben musste, bevor es gelang, mit zahlreichem Betätigen des Aktualisierungsbuttons im richtigen Moment das passende Gebot abzusetzen.
In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich der Handel jedoch verändert – er ist professioneller geworden und von Plattformen geprägt. Das Schachern und Pushen von Preisen gehört weitgehend der Vergangenheit an und gebrauchte Produkte werden heute zunehmend bei Ebay Kleinanzeigen (ein Projekt, das Ebay unter dem Namen Kijiji startete) und anderen Portalen gehandelt. Inzwischen werden 89 Prozent der Käufe zum Festpreis abgewickelt und bei 79 Prozent der Waren handelt es sich um Neuware.
Früh war Ebay auch beim Online-Autohandel mit dabei: Bereits im Jahr 2000 eröffnete man mit Ebay Motors den größten Handelsplatz für Gebrauchtfahrzeuge und Autozubehör – damals noch ausschließlich auf Auktionsbasis. Erst 2001 kamen die Sofort-kaufen-Option und später dann die reinen Festpreisangebote hinzu. In den ersten Jahren war genau dieser reine Auktionscharakter ein wichtiges Key-Feature, über das man sich erfolgreich positionierte und Marktanteile gutmachen konnte. Ab 2004 war Paypal ein festes Element des Ebay-Marktplatzes. Erst mit der neuen End-to-End-Zahlungsabwicklung 2019 hat das Unternehmen dem ein Ende bereitet.
Ebay hat in den letzten Jahren seinen Charakter verändert
Geradezu revolutionär war 2006 „Ebay für unterwegs“, eine Art App-Vorläufer, der es Kunden ermöglichen sollte, nicht nur am heimischen PC mitzusteigern. In den Anfangsjahren diente die mobile Seite vor allem dazu, im letzten Moment das Schnäppchen von unterwegs zu ersteigern, da das Benutzen von Bidding-Tools streng verboten war und zu Sanktionen führen konnte. Inzwischen werden 62 Prozent der Kaufvorgänge über den mobilen Kanal abgewickelt.
In den letzten Jahren hat sich viel in Sachen Professionalisierung getan: Das Wow-Programm, das Partnerprogramm für Marken, aber auch Unternehmen, die Click & Collect anbieten, das Ebay Fulfillment – all das waren Schritte auf dem Weg, zu einer Plattform für große Handelspartner zu werden. Heute finden sich bei Ebay regelmäßig rund 1,2 Milliarden Artikel im Angebot. Gleichzeitig hat sich der Charakter der Plattform gewandelt, ist weniger persönlich als in den Anfangsjahren, in mancherlei Hinsicht gesichtsloser und weniger einzigartig geworden. Doch das gehört wohl zum Erwachsenwerden einer solchen Plattform dazu. Sicher ist aber, dass Ebay als einer der Pioniere im Onlinehandel die Art, wie wir heute im Netz einkaufen, entscheidend mitgeprägt hat.