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Händler, wenn ihr Selbstmord begehen wollt, kauft eBay-gebrandete Kartons [Kommentar]

eBay bietet jetzt seinen Händlern stark vergünstigte Kartons an, hübsch gestaltet und mit dem eBay-Logo bedruckt. Das ist extrem gefährlich.

Von Jochen G. Fuchs
2 Min. Lesezeit
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(Foto: eBay Montage: t3n)

Der Onlinemarktplatz eBay bietet seinen US-Händlern seit neuestem in einem eigenen Shop auch subventioniertes Versandmaterial an: Schöne, weiße Pakete, Versandtaschen und Klebebänder mit einem dicken, fetten eBay-Logo drauf. In Deutschland gibt es über den Dienstleister PaketPlus schon seit längerer Zeit ein ähnliches Angebot. Ein Händler freut sich auf unserer Facebook-Seite und verkündet stolz, dass die Pakete bei den Kunden gut ankommen. Tolle Sache, oder? Mitnichten. Das ist kompletter Irrsinn und grenzt an Selbstmord für den Händler.

(Foto: eBay)

Die neuen Versandverpackungen aus dem US-eBay-Shop, in Deutschland gibt es über einen Kooperationspartner auch schon Kartons. (Foto: eBay)

Die Marktplatzamnesie: Ein typisches Kundenleiden auf eBay

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Für eBay ist das ein schlauer Schachzug, Kollege Daniel Hüfner tituliert in unserer News zu Recht „eBay kopiert mal wieder Amazon“, denn ebenso wie Amazon geht es eBay ums Branding. Der eingangs erwähnte Händler hat nicht unrecht, der Kunde empfindet durch das bedruckte Paket den Kaufvorgang als professioneller – aber eben als professioneller von eBay, nicht vom Händler. Das ist genau der Denkfehler, die Professionalität färbt hier auf den Marktplatz ab, nicht auf den Händler. Und das ist extrem gefährlich.

Die Kunden auf Marktplätzen leiden sowieso schon an etwas, das ich als Marktplatzamnesie bezeichne. Kaum einer kann sich merken, bei welchem Händler er gekauft hat. Die Probe auf’s Exempel kann jeder bei sich selbst oder im Freundeskreis durchführen. Auf die simple Frage: „Erinnerst du dich an deinen letzten eBay-Einkauf?“ gibt’s noch ein „Ja“, auf die Nachfrage „Bei wem hast du da gekauft?“ nur einen irritierten Blick als Antwort. Welcher Händler? Keine Ahnung.

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Wieso es so wichtig ist, den Karton mit einem eigenen Logo zu bedrucken

Ich habe ausführlich darüber geschrieben, wieso es enorm wichtig ist, dass der Händler seinen Kunden mit dem Karton ein Versanderlebnis beschert: Die Brandingmöglichkeiten, die Plattformen wie Amazon oder eBay bieten, reichen nicht aus um erfolgreich Reichweite zu gewinnen. Die einzige Chance, um sich wieder im Gedächtnis zu verankern und Reichweite zu generieren, ist dem Kunden ein Erlebnis zu verschaffen. Ich zitiere mich mal selbst aus dem oben verlinkten Artikel:

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„Wie hinterlasse ich als Onlinehändler einen bleibenden Eindruck? Beim Kundenkontakt, ganz klar. Einen besonders wichtigen Teil nimmt aber der erste fühlbare Kundenkontakt ein. Der erste fühlbare Kundenkontakt ist in der Regel ein emotionales Erlebnis, das dem Kunden einen bleibenden Eindruck vermittelt. Das emotionale Erlebnis könnte der Onlineshop sein, ein Kontakt mit einem Kundenberater oder: die Lieferung der Bestellung.

Die Lieferung und das Auspacken können Onlinehändler für Kunden tatsächlich zum Erlebnis gestalten: Da der Kunde hier zum ersten Mal physikalisch mit dem Onlinehändler in Verbindung tritt, ist die Chance groß, einen bleibenden Endruck zu hinterlassen. Und wer einen solchen hinterlässt, weckt Emotionen, verschafft ein abschließendes Kauferlebnis und bindet seine Kunden leichter.“

Und deshalb muss der Karton mit dem Logo des Händlers und nicht mit dem eBay-Logo bedruckt sein.

Versandkarton vom Mode-Label Edited. (Foto: Collins/Edited)

Versandkarton vom Mode-Label Edited. (Foto: Collins/Edited)

Liebe Händler: Finger weg von den eBay-Kartons

Ich sage es daher ganz einfach und plakativ: Finger weg von den eBay-Kartons. Eure Kunden wissen sowieso schon nicht bei wem sie einkaufen und ihr müsst darum kämpfen, überhaupt Reichweite und Bekanntheit durch Marktplätze zu erreichen – von wiederkehrenden Kunden mal ganz zu schweigen. Und jetzt kommt eBay und will euch Händlern eBay-gebrandete Kartons andrehen.

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Wer sich darauf einlässt, der schießt sich selbst in die Bedeutungslosigkeit.

 

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15 Kommentare
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Radio

Wenn ich bei Ebay kaufe, ist mir beim Verkäufer nur die Bewertung wichtig. Wenn ich häufig das Selbe kaufe kann ich auch bei meinen letzten Käufen nachsehen. Ich kaufe bei Ebay doch nicht ein um dann beim nächsten Kauf den selben Händler auszuwählen. Wer bei Ebay verkauft sollte sich das doch bewusst sein?!

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Alex

Das ist wie wenn man Hochzeitseinladungen drucken lässt und die Karten kommen mit aufdringlichen Logo des Herstellers. Leider ist mir das passiert. Warum soll ich für Werbung von anderen Zahlen?

Lieber etwas mehr investieren, beim Großhändler oder Hersteller bestellen und mit eigenen Kartons versenden. Als Plattform für kleinen bis mittleren Verbrauch bietet sich https://combra-shop.de und rajapack.de an.

Man will ja schließlich seinen eigenen Brand ausbauen, nicht den von der Plattform.

Antworten
Preis-Sensitivität

Man könnte beispielsweise eine brauchbare Rechnung mit Adresse vom eigenen Shop oder auf der Rückseite mit aktuellen Angeboten mitschicken.
Bei Amazon fehlen die Zettel inzwischen wohl leider :-(((

Ein Din-A4-Blatt ist billiger als dicke Verpackungen.
Preis-Sensitivität ist vielen zu unwichtig…

Antworten
Sebastian5

Gerade weil die Kunden eher nach Preis und Bewertungen gehen, macht es für Händler kaum Sinn, ins eigene Branding zu investieren. Aufgrund des geringen Warenangebots eines Händlers sind Stammkunden auf eBay eher die Ausnahme als die Regel.

Antworten
Holger

Ich verwende gern Klebeband mit meinem Shop-Logo. Das kann ich für alle Kartongrößen nutzen. Auf dem Weg brande ich meine Verpackungen sehr günstig. Hier gab es das passende Angebot für mich: https://www.derkarton.net/Verpackungszubehoer/Klebebaender/

Antworten
Alex

@Sebastian, genau das ist falsch. Eigentlich sollten Plattformen wie Amazon und eBay dazu dienen, aus einem einmaligen Käufer einen Stammkunden zu machen. Daher ist es enorm wichtig auf Branding zu setzen, um den Kunden das nächste mal die Bestellung im Online-Shop statt bei eBay und Co. machen zu lassen.

Ich arbeite in der Verpackungsbranche und kann sagen, dass „Karton“ nicht gleich „Karton“ ist. Und das hört nicht am Karton auf, sondern auch an Füllmaterialien. Wie manche versenden, da kann man sich nur an den Kopf fassen. Riesiger Karton für ein kleines Elektronikbauteil oder ein viel zu großer Karton gefüllt mit unnötig viel Füllmaterialien. Das Geld kann man besser einsetzen.

Antworten
Anonymous

„Eigentlich sollten Plattformen wie Amazon und eBay dazu dienen, aus einem einmaligen Käufer einen Stammkunden zu machen. “

Mir wäre aber neu, dass das in der breiten Masse auch nur im Ansatz funktioniert. Also mir ist völlig egal wer der Händler ist, solange Preis, Lieferzeit und Qualität stimmen. Für manche mag zudem Service noch von Bedeutung sein, für mich persönlich ist er das nicht.

Antworten
Nina

Natürlich ist es für die Händler toll wenn sie günstigere Kartons für ihre Lieferung erhalten und auch bei anderen Anbietern so Usus. Zudem ist es wirklich so, dass viele Leute sich nachher nicht mehr daran erinnern bei wem sie gekauft haben. Aber sollte man das als Händler wirklich noch weiter unterstützen? Dieses System sorgt ja beinahe automatisch dafür, dass man sich am Ende nur noch über den Preis und nicht mehr über die Qualität seiner Ware definieren kann. Warum Brandbuilding für einen Händler noch so wichtig ist, kann man auch hier nachlesen: http://www.netzaktiv.de/brandbuilding-extremvon-0-auf-e…/

Antworten
Jochen G. Fuchs

Hallo zusammen,

im Prinzip, auch wenn euch das beim Erstellen eures Kommentars nichtbewusst war, dann liefert ihr, Sebastan5, Radio und Anonymous genau die Argumente für meinen Kommentar, die besonders eindrucksvoll klar machen wieso es so wichtig ist, den einzigen wirklich effektiven Kundenkontakt zu nutzen den ein Onlinehändler auf eBay oder Amazon hat: Die Warenlieferung.

Wenn es so völlig beliebig und austauschbar ist auf eBay und Amazon einzukaufen und der Händler so völlig egal ist – nichts anderes habe ich in übrigens auch in meinem Kommentar festgestellt – dann ist es umso wichtiger, die geringe Chance zu nutzen, die ein Händler noch hat, eine Kundenbeziehung aufzubauen.

Das endet beileibe nicht mit dem Kartonaufdruck, das ist nur der Anfang, bitte den Artikel beachten, den ich in meinem Kommentar verlinkt habe: https://t3n.de/news/e-commerce-kundenbindung-559632/.

Es geht nicht darum, dass der Kunde durch den Karton dazu gebracht wird auf eBay wieder nach dem Händler zu suchen, sondern vielleicht den eigenen Onlineshop des Händlers zu promoten.

Einem großen Teil der Kunden ist es heute egal wo sie kaufen, es ist sowohl in Studien als auch in Expertenrunden oft genug diskutiert worden, das Kunden nicht mehr treu sind. Aber wenn das alles so deutlich bekannt ist, wie kann man dann die einzige Chance verschenken, die man als Händler noch hat?

Viele Grüße aus der Redaktion,
Jochen

Antworten
vonMarten

Einem Händler sollte es in erster Linie darum gehen, ökonomisch zu handeln. Verpackungsmaterial ist ein vglw. teurer Posten und es wäre kaufmännischer Irrsinn, die Subventionierung abzulehnen. Ich empfehle Kundenbindung im Falle des eBay-Handels eher über Beilagen mit Gutscheinen – kostengünstig mit Logo erstellt der Rechnung beilegen!

Antworten
Jochen G. Fuchs

Nein, einem Händler sollte in erster Linie daran liegen unternehmerisch und betriebswirtschaftlich zu handeln – Branding ist wichtiger als ein kurzlebiges Ersparnis und die geringfügige Subvention ist bei einer entsprechenden Menge auch beim Verpackungsproduzenten als Rabatt aushandelbar.

Verpackungsmaterial ist überhaupt kein vergleichsweise teurer Posten, zumindest nicht für den Durchschnittshändler, der in Standardkartons versendet. Es ist wohl eher der günstigste Posten im Versandprozess. Wenn nicht, hat man was falsch gemacht oder verkauft lebende Schildkröten.

Die Kosten für einen solchen Druck sind gering, einfarbige Drucke sind ab 1000er Stückzahl schon für deutlich unter 15 Cent/Stück erhältlich.

Gutscheine. Kostengünstig? Vermutlich ist hier nur der Druck mit „kostengünstig“ gemeint. Das kann aber auch schon in die Hose gehen, wenn der Händler den Gutschein selber druckt. Eine eigene Werbebeilage ist aber auf jeden Fall empfehlenswert.

Antworten
Christian

Ich bin ganz beim Autor mit seiner Meinung. eBay (und Amazon) bekommen extrem nette Provisionen dafür, dass ich über deren Marktplatz meine Waren anbiete. Da muss ich das bisschen Werbemöglichkeit nicht auch noch abgeben, sondern sollte versuchen, diese zu nutzen.

Viele Produkte (= deren Hersteller) bleiben mir in Erinnerung, weil die Verpackung speziell, originell oder hochwertig ist. Ob ich da noch mal kaufe kann ich nicht garantieren, aber sie sind in meinem Kopf und ich werde beim nächsten Mal wieder daran denken. Und damit hat der Hersteller das Maximale rausgeholt, was möglich ist.

Antworten
Baumann

…und nicht vergessen: Die Ebaykartons sind beim Dualen System noch NICHT lizenziert. Das kommt noch auf die Händler zu… Tipps und Infos unter http://www.verpackungslizenz.de Gerade für Ebayhändler und Kleinversender interessant: Verpackungen lizenzieren BEVOR die teure Abmahnung kommt…

Antworten
Alesx

Klar aber bei Amazon ist es nicht anders…

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PeterP

Manche Leute können einfach nicht genug bezahlen, nur um Werbung für jemand anderen zu machen :-)))
Ob ein Kroko oder Wolfspfote oder oder
Nachdenken ist da meist nicht :-))))

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