
Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis Ebay Kleinanzeigen – demnächst auch markenmäßig nicht mehr Ebay zugehörig – das spannende und lukrative Geschäft mit Immobilien intensiver für sich entdecken würde. Zwar hat das Portal, das im kommenden Jahr Ebay aus seinem Namen streichen wird und schon heute zur auf Anzeigenportale spezialisierten Adevinta-Gruppe gehört, schon immer Anzeigen für Wohnungen, Häuser zur Miete und zum Kauf im Programm, doch will man das Geschäft diesbezüglich intensivieren.
Ebay Kleinanzeigen greift Immoscout an
Wie Geschäftsführer Paul Heimann im Handelsblatt erklärt, will das Unternehmen insbesondere den großen Immobilienportalen wie Immoscout Geschäft abspenstig machen und dazu beispielsweise vermehrt professionelle Immobilienvertriebe und Makler:innen gewinnen: „Die Zahlen aus dem vergangenen Jahr zeigen, dass jetzt der Moment gekommen ist, als Hidden Champion anzugreifen.“
Marktanteile könnte das vor allem Portale wie Immoscout, Immowelt und Immonet kosten – und hier vor allem im Privatnutzergeschäft, das Kleinanzeigen schon heute 15 Millionen Besucher bringt. Interessanterweise sind es die Makler:innen selbst, die Kleinanzeigen bereits heute intensiv als Vertriebskanal nutzen – und das will man in Zukunft noch forcieren . Kleinanzeigen-Chef Heimann spricht von 9.000 Immobilienprofis, die hier schon inserieren – und von rund 2.000, die alleine im letzten Jahr hinzukamen. Diese könnten empfänglich für zusätzliche kostenpflichtige Features sein, vermutet man bei Adevinta nicht ohne Grund.
Denn leichter ist insbesondere in vielen Ballungsräumen das Immobiliengeschäft nicht geworden, da die steigenden Kreditzinsen und die drohenden strengeren Dämmungs- und Heizungsvorgaben das Geschäft der Immobilienwirtschaft nicht erleichtert haben.
Platzhirsch bleibt die Immoscout-Gruppe – noch
Noch ist Immobilienscout weit vorne, doch gerade die 73,8 Millionen Euro Umsatz, die man dort alleine im vierten Quartal mit professionellen Kunden (also Makler:innen, Immobilienentwickler:innen und Bauträger:innen) machte, bieten wohl reichlich Fantasie für Ebay Kleinanzeigen.
Schon im Interview mit t3n hatte Heimann im letzten Sommer erklärt, dass das Unternehmen nach zusätzlichen Einnahmen durch zusätzliche Features im gewerblichen Geschäft und einem gesunden Gleichgewicht zwischen den Standbeinen des Unternehmens sucht. In der aktuellen Lage bedeutet das wohl die Notwendigkeit, weniger abhängig von krisenanfälligen Geschäftszweigen zu werden. Schon damals hatte Heimann unter anderem anklingen lassen, dass gewerbliche Kunden wie Immobilienmakler:innen und Autohändler:innen eine wichtige Zielgruppe seien.
Und so hat man inzwischen auch bei den Mitarbeitenden ausgebaut und 60 der 350 Angestellten auf das Immobilienthema geshiftet. Immobilienvermarktung folgt allerdings auch anderen Mechanismen als die übrigen Warengruppen, die man schnell mal so kauft – das weiß auch Ebay Kleinanzeigen. Ob die neue Fokussierung auf Immobilien daher funktioniert und der Plan des Adevinta-Portals aufgeht, wird sich erst zeigen müssen. Dennoch ist eine Verschiebung von Marktanteilen zugunsten des Portals wahrscheinlich.
Man kann es „wandeln“ bezeichnen, man kann es aber auch als Abkehr von dem ursprünglichen Gedanken sehen, auf regionalerer Ebene und im privaten Bereich eine sinnvolle und kostenlose Ergänzung zum bis vor Kurzem noch mit Kosten verbundenen Ebay zu sein. Mit dem Artikel wird auch klar, weshalb ich selbst erst kürzlich auf einen sog. Händler hereingefallen bin, der sich ein günstig angebotenes Fahrrad geschnappt hat, nur um es 2 Tage später auf der gleichen Plattform für einen deutlich höheren Preis erneut zu verkaufen. Wenn das für Immobilien dann auch so funktioniert, gute Nacht. Danke an t3n für die Erkenntnis aus dem Artikel, der mich bestärkt, künftig ebay Kleinanzeigen – oder wie auch immer es künftig heißen mag – nicht mehr zu nutzen.