Employer-Branding: Wie dein Unternehmen Nachwuchs über den E-Sport erreicht
E-Sportlerinnen und E-Sportler: Wer ist das?
Beim E-Sport geht es um Wettbewerb und Leistungsbereitschaft. Es geht darum, dass sich Menschen miteinander auf einem virtuellen „Sportplatz“ messen. Es geht um den Sieg bei Partien, den ersten Platz bei Wettbewerben und einen kontinuierlichen Vergleich mit anderen Spielerinnen und Spielern.
Menschen, die in diesem Umfeld unterwegs sind, sind es gewohnt, ständig an sich zu arbeiten und sich zu verbessern. Sie analysieren kontinuierlich eigene Schwächen und die des Teams, indem sie aktiv sind, um jeden Tag Verbesserungen im eigenen Spiel, der Kommunikation und des Teamplays zu erzielen. Das gilt nicht nur für den Profisport, sondern auch für Amateure und Breitensportlerinnen und Breitensportler, die mit viel Engagement bei der Sache sind.
Darüber hinaus sind E-Sportlerinnen und E-Sportler in ihrem Sport aktiv, weil sie für die Sache brennen und ihrer Leidenschaft folgen. Sie verfügen daher über einen hohen Grad an intrinsischer Motivation sowie Motivierbarkeit.
Im Mittel sind E-Sportlerinnen und E-Sportler junge Menschen, die technikaffin sind und zu den Digital Natives gehören. Es handelt sich also um Menschen, für die der Umgang mit neuen Medien und Technologien eine Selbstverständlichkeit ist. Das ergibt sich nicht nur aus dem digitalen Charakter des E-Sports, sondern auch aus der tagtäglichen Interaktion innerhalb der E-Sport-Szene via Twitter, Instagram und anderen Netzwerken.
Was nutzt das deinem Unternehmen?
Aus der Art und Weise, wie E-Sport funktioniert, ergibt sich eine ganze Reihe aus Fertigkeiten und Fähigkeiten, die Menschen mitbringen, die im E-Sport aktiv sind. Diese Eigenschaften sind in einer zunehmend digitalisierten, schnelllebigen und dynamischen Arbeitswelt von großem Nutzen für Unternehmen.
Über welche Fähigkeiten und Fertigkeiten sprechen wir?
Zunächst einmal müssen E-Sportlerinnen und E-Sport je nach gespieltem Genre und der Disziplin einiges mitbringen, um erfolgreich sein zu können. Es geht häufig um schnelle Reaktionen, Multitasking und bis zu 400 Aktionen pro Minuten, die asynchron und parallel ausgeführt werden müssen. Das ist eine kognitive und feinmotorische Höchstleistung, die viel Training, Konzentration und Durchhaltevermögen bedarf. Menschen, die E-Sport betreiben, können also schnell auf Gegebenheiten, Problemstellungen und Herausforderungen reagieren. Darüber hinaus sind sie dazu in der Lage, vielerlei Themen im Auge zu behalten und adäquat zu betreuen. Weiter wollen Spielerinnen und Spieler ihre Partien im E-Sport natürlich gewinnen. Dafür ist es erforderlich, dass sie schnell die richtigen Entscheidungen treffen und bestimmte Prozesse automatisch abrufen können. Das sind wichtige Eigenschaften für viele Unternehmen. Gerade, wenn hektische Zeiten anstehen und man einen kühlen Kopf bewahren muss.
Ein weiterer Pluspunkt für E-Sportlerinnen und E-Sportler als Beschäftigte: Sie können sehr gut analysieren. Um im E-Sport erfolgreich sein zu können, bedarf es vielerlei analytischer Aspekte und auch einer hohen Anpassungsfähigkeit. Videospiele verändern sich durch Aktualisierungen, Patches genannt, quasi ständig. Wenn jemand im E-Sport aktiv ist, dann muss er oder sie sich kontinuierlich mit den Veränderungen eines Spiels beschäftigen. Was ist besser geworden? Was schlechter? Welche Auswirkungen hat das auf unsere Strategie? Auch müssen Gegner und Wettbewerbe analysiert werden, um sich bestmöglich vorbereiten und einstellen zu können. Für Unternehmen bedeutet das, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewonnen werden, die Verbesserungspotenziale erkennen und entsprechende Prozesse anstoßen können.
Zum Erfolg als E-Sportlerinnen oder E-Sportler gehören auch Disziplin und ein geordneter Tagesablauf, definiert beispielsweise in Trainingsplänen. Daher sind Menschen, die im E-Sport aktiv sind, häufig strukturiert in ihrem Tagesablauf und routinierte Prozesse gewöhnt. Aufgrund der vielen Dynamiken im E-Sport sind diese Menschen aber auch gleichzeitig äußerst flexibel und anpassungsfähig.
Darüber hinaus spielen auch Soft Skills im E-Sport eine wichtige Rolle. Die meisten E-Sport-Disziplinen werden im Team gespielt. Erfolgreiche Menschen im E-Sport sind also zumeist Teamplayer, die gleichzeitig gut in der Kommunikation mit Menschen sind. Für den Erfolg im E-Sport ist es wichtig, dass kurz, präzise und prägnant interagiert wird – häufig auf Englisch und nicht in der Muttersprache. Daher sind E-Sportlerinnen und E-Sportler rhetorisch geschult – und zwar ganz praktisch durchs Training, Freundschaftsspiele und Wettbewerbe. Das spiegelt sich auch im Umgang mit Medien wider, denn es gilt, Interviews zu geben, Streams zu veröffentlichen und nahbar für die Fans zu sein.
Ferner ist E-Sport ein multikulturelles, internationale und heterogenes Phänomen. Im E-Sport interessiert es niemanden, welche Hautfarbe jemand hat, welcher Religion jemand angehört oder welches Geschlecht eine Person hat. E-Sport-Engagierte sind es daher nicht nur gewohnt, in einem solchen Umfeld zu agieren, sondern sie leben zumeist die Werte dieser Szene. Das ist in einer globalisierten Welt äußert gewinnbringend für ein Unternehmen, weil so Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewonnen werden, die nicht in Schubladen denken.
Viele dieser Fertigkeiten gelten nicht nur für den Profisport, sondern auch für die vielen Amateure, Breitensportler, Manager und ehrenamtlich Engagierten, die im E-Sport unterwegs sind.
Schön und gut, aber wie erreiche ich diese Menschen?
E-Sport hat gegenüber vielen anderen Sportarten zwei immense Vorteile, wenn es um die strategische Markenbildung und das Personalmarketing von Unternehmen geht. Zum einen ist die Zielgruppe gut abgrenzbar. Menschen, die im E-Sport zu Hause sind, sind in aller Regel jung, technikaffin und verfügen über einen überdurchschnittlichen Bildungsgrad. Zum anderen sind die Kosten für Marketingmaßnahmen im E-Sport vergleichsweise gering. Es muss also relativ wenig Geld in die Hand genommen werden, um genau die Menschen zu erreichen, die man erreichen will.
Grundsätzlich sprechen Unternehmen E-Sportlerinnen und E-Sportler am besten dort an, wo sie ohnehin anzutreffen sind. Hier eignen sich beispielsweise Livestreams, Großveranstaltungen, Wettbewerbe oder Messen. Unternehmen treten in einem Umfeld mit der Zielgruppe in Kontakt, das diese als schön erlebt. Dadurch wird das Unternehmen einerseits positiv besetzt, andererseits sind Menschen offener für Eindrücke und Angebote, wenn sie sich wohlfühlen.
Ansonsten muss man zwischen zwei Unternehmensarten unterscheiden. Endemische Unternehmen haben ohnehin Berührungspunkte zur E-Sport-Szene. Hersteller von Computerhardware etwa können problemlos als Sponsoren von Teams oder Events auftreten oder gar eigene Werksteams unterhalten. Sie sind im Markt verhaftet, direkt oder indirekt, wodurch Employer-Branding unkompliziert implementiert werden kann. Bei nicht-endemischen Unternehmen ist es nicht ganz so einfach. Zum einen ist es wichtig, glaubwürdig zu agieren und die Szene nicht gegen sich aufzubringen. Zum anderen müssen Unternehmen wahrnehmbar in der Szene werden. Dafür könnten Recruiter beispielsweise mit Experten aus dem E-Sport über die eigene Branche sprechen und Schnittmengen suchen. Hersteller von Autos könnten zudem darüber nachdenken, in einem Rennspiel in Sachen Employer-Branding und Personalmarketing aktiv zu werden.
Fazit
Für Unternehmen kann sich ein Blick auf den E-Sport-Markt lohnen. Die Personalgewinnung in einer jungen, dynamischen und intrinsisch motivierten Zielgruppe ist in Zeiten des Fachkräftemangels eine herausragend gute Möglichkeit, um an Nachwuchskräfte zu gelangen. Noch dazu bringen E-Sportlerinnen und E-Sportler vieles mit, was Berufseinsteigern oder auch erfahrenen Menschen oft erst beigebracht oder vermittelt werden muss. Das macht diese Personengruppe zu einer klar abgrenzbaren Zielgruppe von Menschen mit einem großen Potenzial für Unternehmen.