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Erfolgreicher Frühphasen-Investor: „Es muss viel mehr Geld in Equity investiert werden“

Mit dem neuen Video-Format Changerider wollen Philipp Depiereux und t3n den Menschen die Angst vor der Digitalisierung nehmen. Der aktuelle Interviewgast: Alex von Frankenberg.

Von Christian van Alphen
5 Min.
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(Screenshot: Youtube)

Alex von Frankenberg ist einer der erfolgreichsten Frühphasen-Investoren in Deutschland. Gemeinsam mit Michael Brandkamp leitet Frankenberg die Geschäfte des Hightech-Gründerfonds (HTGF). Dieser wurde 2005 auf Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums, der Förderbank KfW sowie einigen Industriekonzernen gegründet und gilt heute als aktivster und größter Frühphasen-Investor. Auf seiner Fahrt im Changerider berichtet er, was ein Gründer mitbringen sollte, um erfolgreich zu sein, was wir tun müssen, um das Startup-Ökosystem in Deutschland weiter voranzutreiben und warum es zurzeit besonders wichtig ist, den deutschen Aktienmarkt zu stärken.

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Es herrschen gute Zeiten für Gründer: Noch nie wurde so viel Kapital in junge, europäische Wachstumsfirmen investiert. Laut einem halbjährlichen Startup-Report der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, ist die Finanzierung von Startups im ersten Halbjahr 2018 um 19 Prozent gestiegen und damit auf insgesamt fast 2.000 Deals. Europaweit sammelten Unternehmer über 10,2 Millionen Euro frisches Kapital – ein Plus von 27 Prozent. Mittendrin, als Treiber dieser Entwicklung: Alex von Frankenberg. „Die deutsche Startup-Szene hat enorm aufgeholt. Als wir angefangen haben vor 13 Jahren, gab es nichts. Da haben die Samwers noch Klingeltöne verkauft“, sagt Frankenberg im Changerider. „Heute sieht das super aus: Es gibt sehr viele Gründer, die Investorenlandschaft ist groß geworden, es gibt Riesenfinanzierungsrunden, es gibt vermehrt IPO, auch Milliarden-IPO – da haben natürlich nicht nur wir, sondern viele andere einen Riesenjob gemacht.“

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„Es muss viel mehr Geld in Equity investiert werden“

Der 51-Jährige hat bereits über 500 Unternehmen auf ihrem Weg von der Gründung über das erfolgreiche Wachstum bis hin zum Exit begleitet. Zu den bisherigen Erfolgsgeschichten zählen unter anderem Mister Spex, Rigontec, 6 Wunderkinder, Next Kraftwerke, Cumulocity oder der Onlineshop für Kunstfans, Juniqe. Dennoch gibt es eine große Herausforderung, die sich in den letzten Jahren immer deutlicher abzeichnet. So dringen beispielsweise große amerikanische Konzerne wie Google, Apple oder Facebook Stück für Stück in jeden Lebensbereich vor. „Heute ist Facebook 450 Milliarden Dollar wert und damit mehr als alle deutschen Startups inklusive SAP zusammen. Das ist nicht nur eine Werte-Perspektive, sondern auch ein Ökosysteme-Thema. Es gibt jetzt Gerüchte, dass Coinbase gekauft wird und plötzlich entsteht aus der Facebook-Community die größte Krypto-Community oder Kryptobörse. Ruckzuck sind wir in den nächsten neuen Themen abgehängt.“

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Was sind in diesem Zusammenhang die Empfehlungen? Eine Voraussetzung, um das Ökosystem in Deutschland zu stärken, sieht Frankenberg in Börsengängen. „Politik muss mehr Anreize schaffen, um in Aktien anstatt in Lebensversicherungen zu investieren“, so der Investor. Erst wenn mehr Menschen Aktien kaufen würden, könnten auch Unternehmen in Deutschland die Chance bekommen, richtig groß zu werden. „Die Unternehmen müssen es schaffen, unabhängig zu bleiben. Beispiel Facebook wieder: Die hätten nach zweieinhalb Jahren für eine Milliarde verkauft werden können. Ist nicht passiert. Facebook hat dann ganz viel Geld eingesammelt, das klappt hier auch zunehmend besser, und ist dann aber vor allem an die Börse gegangen. Dann stehen auch Mittel zur Verfügung, Unternehmen sehr groß werden zu lassen.“ Und hierzulande: „Größter IPO ist hier Zalando. Der lag bei einem niedrigen, zweistelligen Milliardenbetrag. Das ist ein Riesenerfolg, das will ich gar nicht relativieren, aber im Vergleich, wenn das der größte Erfolg ist – viel zu klein.“

„Wir stellen unser Licht etwas zu sehr unter den Scheffel“

Trotzdem muss sich Deutschland nicht verstecken. Auf die Frage, ist Deutschland nur das Ingenieurs- und Erfinderland, welches aber Sales- und Marketingthemen vernachlässigt, weist Frankenberg auf die seit Jahren positive Handelsbilanz Deutschlands gerade auch im Vergleich mit den USA hin. „Am Ende heißt das doch, wir können besser verkaufen als die Amerikaner. Wir stellen unser Licht zu sehr unter den Scheffel, wenn wir immer sagen, wir sind Ingenieure, wir können gar nicht verkaufen.“

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Was müssen Startups mitbringen, um den HTGF zu überzeugen? Neben einem Wettbewerbsvorteil durch Technologie sollten Startups vor allem den Willen zeigen, wirklich gründen zu wollen: „Da gehört ganz viel dazu. Harte Arbeit, die Dinge durchdenken, Kompetenzen reinholen, ehrlich zu sich sein, offen für Anregungen sein und auch seine eigene Meinung haben.“ Natürlich braucht es auch den Wettbewerbsvorteil: „Wir wissen alle kleinen Unternehmen haben erst mal mehr Nachteile auf ihrer Seite und irgendwo muss es einen Vorteil geben. Für uns kommt der typischerweise aus der Technologie oder aus einem sehr innovativen Geschäftsmodell.“ Und am Ende sei es eben wichtig, dass ein Unternehmen es schafft, nachhaltig profitabel zu sein.

„Am Ende entscheiden die People-Skills“

Doch neben den wirtschaftlichen Veränderungen, bewegt sich auch viel bei den Themen Diversity, Bildung und neues Arbeiten. Trotz des leichten Anstieges in den letzten Jahren ist der Anteil an weiblichen Gründerinnen immer noch zu klein, angesichts der positiven Auswirkungen. „Teams in denen Frauen mit dabei sind, zeigen eine leicht bessere Performance. Tendenziell haben Frauen immer einen Blick für die Risiken. Das Potenzial ist riesig. Das sehen wir ja auch in der Wirtschaft in Vorständen und Aufsichtsräten – wenn da Frauen dabei sind, machen die einen Riesenjob“, betont der Investor und hofft, dass es in den nächsten Jahren gelingt, mehr Frauen zum Gründen zu motivieren.

Der Grundstein wird, wie bei so vielem, natürlich bereits in der Schule gelegt. Aber dort hat sich in 40 Jahren aus Sicht von Frankenberg zu wenig in der Weiterentwicklung getan. „Kinder sind ja wahnsinnig IT-affin, aber dennoch muss man das fördern. Die Kinder sind fokussiert auf die sozialen Medien, bei anderen Applikationen wird es schon schwer und bis hin zum Programmieren passiert viel zu wenig. Da brauchen wir viel mehr Bildungsangebote und mehr Begeisterung auch auf Lehrerseite.“ Dabei ginge es nicht darum, schon die Allerkleinsten in die Digitalisierung reinzuzwingen, sondern darum, früh entsprechende Angebote zu schaffen und Türen zu öffnen. „Die ganz großen Erfolge und Durchbrüche sind erzielt worden von Leuten, die zwischen 19 und 25 sind. Das heißt, wenn ich nicht schon mit 10 bis 12 Jahren gut in die Themen einsteigen kann, dann schaffe ich das natürlich nicht bis 19.“

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Neben all seinen Startup-Insights verrät der Investor dann aber doch noch seine peinlichste Frankenberg-Geschichte: 1994 war der damalige Berater für ein Projekt bei Andersen Consulting, heute Accenture, mit einem großen Beraterteam in Amerika. Seine damalige Freundin war ebenfalls Teil des Teams und saß ihm im Meeting gegenüber. Beim Versuch mit ihr zu füßeln erwischte Frankenberg leider nicht die Füße der Geliebten, sondern die seines männlichen, amerikanischen Kollegen. Dieser war nachhaltig not amused über die Annäherungsversuche.

Gegen Ende der Fahrt appelliert Frankenberg an die Politik, Startups und Investoren, mutig und groß zu denken: „Wir müssen es schaffen Unternehmen wirklich groß zu kriegen. Wenn wir es nicht schaffen die zehn, die 100 Milliarden-Unternehmen in Deutschland hervorzubringen, dann werden diese großen Ökosysteme hier nicht sein. Das ist mein großer Appell: Lasst uns die Zähne zusammenbeißen und die 100-, die 500-Millione- und Eine-Milliarde-Exits absagen und die Dinger richtig, richtig groß machen.“

Für einen weiteren Mitfahrer im Changerider nominiert Frankenberg den Gründer von Einhorn, Philip Siefer, der mit seinem Startup vegane Kondome in „cooler Chipsverpackung“ herstellt. Das junge Unternehmen gilt als Leuchtturm-Beispiel für die New-Work-Szene und hat unter anderem durch einen CEO-Tausch für viel Aufmerksamkeit gesorgt.

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Ihr kennt ebenfalls Querdenker, Gamechanger und unermüdliche Optimisten, die für den digitalen Wandel einstehen? Nominiert sie als Changerider-Mitfahrer! Diese und alle weiteren Folgen sind als Video oder als ausführliche Gespräche im Podcast bei iTunes, Soundcloud und Spotify verfügbar.

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