KI analysiert erstmals Röntgenbild ohne Radiologen
Das litauische Unternehmen Oxipit hat ein Tool entwickelt, das mithilfe von künstlicher Intelligenz in der Lage ist, die Röntgenaufnahmen eines menschlichen Brustkorbs ohne Aufsicht eines Radiologen zu lesen. In der vergangenen Woche erhielt das Tool die behördliche Genehmigung für seinen Einsatz in der Europäischen Union.
Das Tool namens ChestLink scannt Röntgenaufnahmen des Brustkorbs und versendet automatisch Patientenberichte über diejenigen, bei denen keine Anomalien erkennbar sind. Alle Bilder, die das Tool als potenziell problematisch kennzeichnet, werden zur Überprüfung an einen Radiologen gesendet. Da die meisten Röntgenaufnahmen in der Grundversorgung keinerlei Probleme aufdecken, könnte die Automatisierung des Prozesses für diese Scans die Arbeitsbelastung von Radiologen verringern.
Erster regulärer Einsatz schon im nächsten Jahr?
Jetzt hat auch die EU grünes Licht gegeben. Durch die CE-Zertifizierung der Technologie signalisiert die Union, dass das Gerät die geltenden Sicherheitsstandards erfüllt. Während verschiedenen Pilotprogrammen an mehreren Standorten habe ChestLink keine klinisch relevanten Fehler gemacht, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung des Unternehmens. Sobald das System an einem neuen Standort eingesetzt wird, kommt es zunächst zu einer Prüfung bereits bestehender Bilder, um sicherzustellen, dass keine Fehler gemacht werden. Danach steht das Tool eine Zeit lang unter Beobachtung, bevor es komplett selbständig arbeitet.
„ChestLink läutet die Ära der KI-Autonomie im Gesundheitswesen ein. Es stellt den ersten Fall dar, in dem eine medizinisch-diagnostische Bewertung ausschließlich durch eine Anwendung künstlicher Intelligenz durchgeführt wird. ChestLink zeigt die Zukunft der Gesundheitsdiagnostik, in der KI als integraler Bestandteil des klinischen Arbeitsablaufs fungiert“, sagt der CEO von Oxipit, Gediminas Peksys.
Oxipit rechnet damit, dass der autonome Assistent schon im Jahr 2023 eingesetzt wird. Bis dahin braucht es nur noch die Bereitschaft der ersten Gesundheitsorganisationen, das Tool in ihren Bestand aufzunehmen.