Erste Vorstellungsgespräche: 5 Tipps für künftige Azubis

Berufserfahrene haben zumeist schon mehrere hinter sich, doch für angehende Azubis und Berufseinsteiger sind sie oft mehr oder weniger Neuland: Vorstellungsgespräche. Klar, dass man da nervös werden kann.
Aber keine Sorge: „Dass Azubis natürlich keine große Übung bei Vorstellungsgesprächen haben, ist den Interviewenden auf der anderen Seite bekannt“, sagt die Münchner Diplom-Psychologin und Karriereberaterin Madeleine Leitner. Personalverantwortliche machen bei deren Performance deshalb auch gewisse Abstriche.
Dennoch ist es natürlich sinnvoll, sich vorab gut vorzubereiten und zu wissen, worauf man schon vor den ersten Gesprächen achten kann. Diese Tipps helfen – auch bei Nervosität:
Du hast hast dein allererstes Vorstellungsgespräch vor dir – und bist unsicher, was dich überhaupt erwartet? Dann kann es sinnvoll sein, im Umfeld einmal Erfahrungsberichte einzuholen.
Frag etwa Freunde, wie diese mit der Situation umgehen und welche Erfahrungen sie in Vorstellungsgesprächen gemacht haben. Auch Eltern oder Lehrerinnen und Lehrer können hierzu oft einiges erzählen. „Azubis stellen also fest: So schlimm, wie man es sich im Kopfkino ausmalt, ist ein Vorstellungsgespräch in aller Regel nicht“, so Jürgen Hesse, Bewerbungs- und Karrierecoach in Berlin.
Er rät, sich klarzumachen, dass es in erster Linie um ein gegenseitiges Kennenlernen geht, nicht um eine Wissensprüfung. Und auch wer nicht die allerbesten Noten mitbringt, muss nicht unbedingt zittern. Aus Sicht von Firmen gehe es Leitner zufolge heutzutage darum, aus den Bewerberinnen und Bewerbern diejenigen zu identifizieren, die überhaupt das ausreichende Potenzial für eine Ausbildung haben. „Da zählt die Persönlichkeit – Anstrengungsbereitschaft, Motivation, Auffassungsgabe, Zuverlässigkeit – sicher mehr als die Noten.“
„Von Vorteil ist, sich vorab mit ein paar klassischen Fragen aus Vorstellungsgesprächen zu beschäftigen“, sagt Leitner. Eine davon ist etwa: Was können Sie uns über sich erzählen? Darauf kannst du eine kurze Zusammenfassung deines bisherigen Werdegangs liefern – Schulabschlüsse, Praktika, ehrenamtliches Engagement zum Beispiel – und von deinen Interessen berichten.
Auch eine nicht selten gestellte Frage: Warum wollen Sie ausgerechnet bei uns arbeiten? Mach dir hierüber vorab Gedanken. Denn bei der Frage geht es vor allem um eines: deine Motivation – und wie glaubwürdig du diese vermittelst.
Findet dein Vorstellungsgespräch vor Ort statt, solltest du für die Anreise großzügig Zeit einplanen. Und das selbst dann, wenn der Weg eigentlich nicht wahnsinnig weit ist: Ein baustellen- oder unfallbedingter Stau oder ein Zugausfall kann den Zeitplan gehörig durcheinanderwirbeln.
„Lieber eine Stunde vorher da sein und vor dem Gespräch noch ein bisschen spazieren gehen“, rät Jürgen Hesse. Ein Zuspätkommen lässt sich in aller Regel nur schwer entschuldigen – und wenn man im Zug bangt, ob man es noch rechtzeitig schafft und womöglich dann den Weg zum Unternehmen nicht gleich findet, steigt die Nervosität.
Bei Videointerviews sollte man sich übrigens vorab mit der Technik vertraut machen, heißt es auf dem Portal abi.de der Bundesagentur für Arbeit. Also: Welche Software wird verwendet? Muss vorher etwas installiert werden? Und: Hat man Kamera und Mikrofon?
Außerdem sollte man einen neutralen Raum oder einen aufgeräumten, ordentlichen Hintergrund für das Gespräch wählen.
Du bist wahnsinnig aufgeregt? Scheu dich nicht, starke Nervosität zur Sprache zu bringen. „Das wird dazu führen, dass das Gegenüber noch freundlicher und aufmerksamer ist als zumeist ohnehin schon“, erklärt Hesse. Und generell: In Bewerbungsgesprächen nervös zu sein, ist überhaupt nicht schlimm, so Leitner: „Immerhin ist Aufregung ja eine positive Motivation, die für Sie spricht.“
Mach dir außerdem klar, dass du den Job nicht unbedingt bekommen musst, sondern dass auch du dir ein Bild von dem Arbeitgeber machen kannst. „Sie wählen den Arbeitgeber ja auch aus und gehen nicht wie das Lamm zur Schlachtbank“, so Leitner. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind im Prinzip Partner, wie bei einer Beziehung. „Das muss für beide funktionieren.“
Arme verschränkt, Beine übereinandergeschlagen – wer sich so in einem Vorstellungsgespräch präsentiert, signalisiert eine gewisse Verschlossenheit. „Hinzu kommt, dass womöglich die Sauerstoffzufuhr für den Körper eingeschränkt ist“, erklärt Hesse. Das kann Unwohlsein befördern.
Besser ist es, sich aufrecht hinzusetzen, beide Beine gerade nebeneinander zu positionieren und die Hände auf den Tisch oder auf den Schoß zu legen.
Außerdem von Vorteil: einen guten Einstieg parat haben, wenn du auf dein Gegenüber triffst. Übe diesen. Zum Beispiel „Guten Tag“ – mit oder ohne Händeschütteln. Und: „Vielen Dank für die Einladung.“
„Wichtig ist dabei, dem Gegenüber direkt in die Augen zu blicken“, sagt Madeleine Leitner. Ein solcher Einstieg gibt eine gewisse Sicherheit.
Und zu guter Letzt: Lampenfieber in Form von Nervosität ist zutiefst menschlich. Dabei kommt es auf die Dosis an. „Ein kleiner Schuss Lampenfieber ist gut, weil wir dadurch viel präsenter, aufmerksamer, letztlich also besser sind als in einer entspannten Feierabendstimmung“, sagt Hesse. In der richtigen Dosis wirkt Lampenfieber wie ein „Doping“ und macht uns hellwach, konzentriert und präsent.
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