Parkhaus-Startup Evopark: „Wir glauben, das Parkhaus wird zum Mobilitäts-Hub“
Bekannt ist Evopark spätestens seit vergangenem Sommer. Damals nämlich investierte der Sportwagenhersteller Porsche einen „siebenstelligen Betrag“ in das junge Startup, dessen Name kurz für „Evolution in Parking“ steht.
Evopark stattet bestehende Parkhäuser mit RFID-Technologie aus und sorgt dafür, dass Autofahrer keinen Parkschein mehr brauchen. Natürlich wird auch das wenig später abgestellte Fahrzeug selbst zum begehrten Objekt neuer Geschäftsmodelle.
Im Interview spricht Geschäftsführer Sven Lackinger über Mobile Fitting, Kooperationen mit Porsche, Audi und Daimler und die Bedeutung von Big Data für ein junges Unternehmen.
„Auch ein geshartes, vollautonomes Fahrzeug wird künftig in regelmäßigen Abständen tanken, laden oder einen Service bekommen müssen“
t3n.de: Seit 2014 möchtet ihr „das Parkerlebnis neu definieren“. Wie läuft das Geschäft heute?
Sven Lackinger: Wir sind ganz zufrieden. Wie bei jedem Startup gibt es Höhen und Tiefen. Ich denke, wir haben eine gute Zeit für unser Geschäftsmodell erwischt. Im Bereich des Parkhaus-Parkens konnten wir uns schon ganz gut etablieren.
t3n.de: Wo gab es Probleme?
Wir dachten am Anfang, dass man doch jede Karte, wie sie zum Beispiel auch Monatsparker haben, in allen Parkhäusern verwenden könnte. Ziemlich schnell hat sich allerdings herausgestellt, dass das aus Software-Gründen nicht funktioniert. Meistens sind es solche technischen oder auch rechtlichen Rahmenbedingungen, die konkrete Pläne durchkreuzen.
t3n.de: Immer mehr Städte versuchen, Autos und somit die Kunden von Evopark loszuwerden. Ist Parken als Geschäftsmodell überhaupt zukunftsfähig? Oder lotet ihr schon andere Geschäftsfelder aus?
Es ist richtig: Viele Städte, wie zum Beispiel Köln, reduzieren ihre Parkflächen im Zentrum radikal. Auch Carsharing führt dazu, dass das Straßenparken mehr und mehr abnimmt. Gut für uns ist, dass derzeit die Parkhäuser von dieser Entwicklung profitieren.
t3n.de: Mit diesen kooperiert ihr …
So ist es. Wir glauben, dass sich das Parkhaus zu einer Art Mobilitäts-Hub entwickelt. Denn auch ein geshartes, vollautonomes Fahrzeug wird künftig in regelmäßigen Abständen tanken, laden oder einen Service bekommen müssen. Auch in den sogenannten Idle Times, also jenen Zeiträumen, in denen das Auto nicht genutzt wird, muss es ja irgendwo stehen. In diesem Bereich decken Parkhäuser also auch noch in Zukunft einen Bedarf.
t3n.de: Wohin entwickelt sich Evopark gerade?
In den nächsten drei bis vier Jahren wollen wir unser System mindestens europaweit etablieren. Grundsätzlich geht es uns darum, in der sich schnell wandelnden Mobilitätsbranche ein fester Bestandteil zu werden, wenn es ums Thema Parken geht. Es wäre schön, wenn künftig alle Park-Transaktionen über Evopark laufen würden. Ganz egal, ob sie vom autonomen Auto kommen oder ob es darum geht, einen Stellplatz mit einer E-Ladesäule im Parkhaus zu reservieren.
t3n.de: Wovon wird euer Erfolg abhängen?
Eine wesentliche Frage ist, wie hoch der Anteil an Carsharing-Fahrzeugen künftig sein wird. Ich glaube, das wird im Moment gerne überschätzt. Besonders relevant ist außerdem für uns, welche Technologien die Fahrzeuge künftig nutzen werden, um nach außen zu kommunizieren. Wird es WLAN, Bluetooth, mobiles Internet oder ganz etwas anderes sein? Da herrscht in der ganzen Branche große Unsicherheit. Manchmal sieht es so aus, als ob alle darauf warten, dass ein Unternehmen mal eben einen Standard etabliert, auf den man sich einigen kann.
t3n.de: Jedes Mal, wenn eure Kunden ein Parkhaus befahren, erhebt ihr Daten. Außerdem kooperiert ihr mit dem Einzelhandel oder Kinos, die euren Kunden Preisnachlässe fürs Parken gewähren können. Auch hierbei fallen Daten an. Ist Big Data für euch als Startup ein bedeutendes Thema?
Auf jeden Fall. Derzeit ist der parkende Kunde ja in der Regel komplett anonym. Das führt natürlich dazu, dass er, egal, wo er parkt, den gleichen Preis zahlt und das gleiche Angebot bekommt. Hier setzen wir an.
t3n.de: Was sind hier konkrete Geschäftsmodelle, an die ihr denkt?
Es geht zum Beispiel darum, Möglichkeiten zu finden, wie man das Parkhaus nachts besser auslasten kann. Auch lassen sich datenbasiert natürlich besondere Angebote für bestimmte Kunden maßschneidern. Diese könnten dann etwa eine ganze Nacht für wenige Euro parken, anstatt planlos in der Nachbarschaft umherzufahren und einen Parkplatz zu suchen. Natürlich wissen wir aber, dass die Daten, die wir generieren, auch Google und Apple haben. Nur eben in größerer Dimension. Von daher sind wir in unseren Möglichkeiten, die die Datennutzung betreffen, eingeschränkt.
t3n.de: Gibt es sonst noch Geschäftsmodelle, von denen ihr träumt?
Es gibt natürlich eine ganze Menge Dinge, die man mit einem Auto anstellen kann, während es im Parkhaus steht. Das fängt beim Betanken an, geht über Mobile Fitting, also den fliegenden Reifenwechsel, bis zum Waschen des Fahrzeugs vor Ort. Auch ließe es sich natürlich private-to-private untervermieten, solange es herumsteht.
t3n.de: Im Sommer vergangenen Jahres habt ihr einen „einen siebenstelligen Betrag“, wie es heißt, von Porsche erhalten. War das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?
Nein, nicht der Beginn. Es war das Resultat. Wir haben schon 2015 in einem einjährigen Pilotprojekt damit begonnen, mit Audi und Porsche zusammenzuarbeiten. Das Thema Venture Capital und Beteiligungen stand damals schon im Raum. Wir setzen im Moment sehr viele Projekte gemeinsam um.
t3n.de: An was bastelt ihr aktuell?
Grundsätzlich geht es um die Integration unserer Evopark-Services in die „Porsche-Welt“, unter anderem auch um kleine, aber wichtige Themenfelder wie das Parken für Mitarbeiter und das Abrechnen von Parkgebühren im Spesenprozess.
t3n.de: Habt ihr euch gewundert, dass Porsche seit Neuestem auf das Thema Parken steht? Das hätte vermutlich nicht jeder von einem Sportwagenhersteller erwartet…
Wir sind hoffentlich selbst schuld daran, dass Porsche vom Thema Parken so begeistert ist. Es ist nun einmal so, dass das Problem der Parkplatzsuche einen Porsche-Fahrer ebenso betrifft wie alle anderen Verkehrsteilnehmer.
t3n.de: Eure Kooperation mit Porsche ist nicht exklusiv. Es gibt auch andere Unternehmen, mit denen ihr zusammenarbeitet…
Ja, zum Beispiel mit Mercedes, und zwar im Rahmen eines Pilotprojekts von „Startup Autobahn“, einem Inkubator von Daimler. Dass wir nicht exklusiv für Porsche arbeiten, war natürlich gerade für uns wichtig. Ein Geschäftsmodell wie das von Evopark kann nur funktionieren, wenn man es über mehrere Plattformen bespielen kann. Diesbezüglich sind natürlich auch Carsharing- und Mietwagen-Unternehmen für uns spannend, als Partner.
t3n.de: Wie ist die Konkurrenzsituation auf dem Markt des Smart Parkings, auf dem ihr aktiv seid?
Wir teilen den Markt in drei Teile: das Straßenparken, bei dem es schon sehr viele etablierte Player gibt, etwa auf dem Gebiet des SMS-Payments. Daneben gibt es das Private Parking, also das „Airbnb für Parkplätze“, und das klassische „Off-Street-Parken“, auf dem unser Geschäftsmodell basiert. Hier sind wir ganz gut aufgestellt, was auch mit der Technik zusammenhängt. Denn bislang sind wir die einzigen, die sich komplett in die Park-Management-Systeme integrieren können.
t3n.de: Wie lange dauert denn die „Umrüstung“ eines Parkhauses mit eurer Technik?
Das hängt von der Größe und Komplexität des Parkhauses ab. Wenn die Antennen schon verbaut sind, sprechen wir von einem wenige Minuten dauernden Konfigurationsaufwand. Dann docken wir uns über einen VPN-Tunnel an. Wenn die Antennen allerdings noch verbaut werden müssen, dauert es um die drei bis vier Stunden, bis das Parkhaus am Netz ist.
t3n.de: Was war für euch der Grund, RFID als Technologie zu verwenden?
Zunächst einmal ist RFID technisch weit verbreitet. Unser Ziel war ja von Anfang an, dass der Kunde möglichst nichts tun muss, außer durch die Schranke im Parkhaus zu fahren. Er braucht also weder die App, noch muss er irgendwelche Knöpfe drücken. Was RFID in Sachen Nutzungsfreundlichkeit allerdings noch übertrifft, ist die Kennzeichenerkennung. Hierdurch würde der Anmeldeprozess noch einfacher. Diese Herangehensweise ist allerdings datenschutzrechtlich komplex. Außerdem sind die Erkennungsraten hier schlechter als bei unserem derzeitigen Modell mit RFID.
Vielen Dank für das Gespräch, Sven!