Autonomes Fahren in Extremsituationen: Berliner Startup trainiert KI-Systeme

Die Software des 2018 gegründeten Startups Phantasma Labs verschafft autonomen Autos Trainingssituationen, die es im realen Alltag glücklicherweise eher selten gibt. So sorgt etwa die Software dafür, dass in der virtuellen Welt der Trainingsumgebung plötzlich ein Fußgänger die Straße betritt oder ein Radfahrer aus dem toten Winkel heranprescht. Dabei arbeitet die Software maßstabsgetreu und in Echtzeit, um die Trainingssituation so realistisch wie möglich nachzuempfinden.
Die Selbstfahrsysteme autonomer Autos benötigen auch solche Extremsituationen – sogenannte Edge-Cases –, um zu lernen, wie sie im Gefahrenfalle sachgerecht damit umgehen können. Gleichzeitig kommen Extremsituationen im konventionellen Testbetrieb praktisch nicht vor und sie mit Absicht zu erzeugen, wäre naheliegenderweise viel zu gefährlich.

Phantasma Labs: Homepage. (Screenshot: t3n)
Die Plattform von Phantasma Labs simuliert vorzugsweise genau die Situationen, die es in der realen Welt nur unter ungünstigsten Konstellationen gibt und stellt sie dem lernenden Algorithmus bereit. Dabei ist das System in der Lage, gezielt eine hohe Anzahl „gefährlicher Situationen“ zu erzeugen, um schnelle Trainingserfolge zu erzielen.
Neben der gezielten Darstellung von Extremsituationen ist die Plattform darauf ausgelegt, alle Variationen denkbaren menschlichen Verhaltens zu simulieren. So könnte die Plattform ein ganz normales Stadtbild mit seiner Vielzahl an zu beachtenden Vorgängen simulieren. Phantasma Labs kombiniert dafür Simulationswissenschaften, High-Performance-Computing, Verhaltensmodelle verschiedener Verkehrsteilnehmer, Game-Engines sowie künstliche Intelligenz und programmiert virtuelle Welten. Das beschleunigt die Entwicklung autonomer Systeme ungemein, weil jede denkbare Situation schnell am Computer erzeugt werden kann.
Dass das sinnvoll ist, erschließt sich auf den ersten Blick. Das sahen nun auch Wagniskapitalgeber so. Unter der Führung von Apex Ventures haben der Berliner Finleap-Investor Signals VC, der Fonds Technologie Berlin, Wi Ventures aus Mainz und der Altgesellschafter Entrepreneur First einen zweistelligen Millionenbetrag in das junge Unternehmen investiert. Das Wagniskapital soll in den Ausbau des Teams und in die Produktentwicklung fließen.

Die Gründer von Phantasma Labs, Maria Meier (CTO) und Ramakrishna Nanjundaiah (CEO). (Foto: Phantasma Labs)
Die Gründer von Phantasma Labs, Maria Meier und Ramakrishna Nanjundaiah, lernten sich 2018 im Programm des Talent-Investors Entrepreneur First kennen. Ziel des Entrepreneur-First-Programms ist es, „Tech-Experten und Unternehmer-Talente ohne klassischen Startup-Lebenslauf zu finden, zusammenzubringen und bei der Gründung zu unterstützen“, wie es Philipp Herkelmann, General Manager Entrepreneur First in Deutschland, formuliert.
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Ich bin ja wirklich gespannt, wie sich diese Branche entwickelt. Aktuell würde ich mich noch nicht in ein autonom fahrendes Auto setzen wollen…