Sicherheitsunternehmen F-Secure will Staatstrojaner ausschalten
„Staatstrojaner bekommen von uns keinen Freifahrtschein“, sagte Trost am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Jeder Trojaner sei aus Sicht seines Unternehmens eine Schadsoftware, die es zu bekämpfen gelte. „Daher schalten wir sie aus, wenn wir sie entdecken. Wir sind da nicht zur Kooperation mit dem Staat verpflichtet und werden das daher auch nicht tun.“
Das Bundeskabinett hatte am Mittwoch entschieden, dass der Verfassungsschutz, der Bundesnachrichtendienst und der Militärische Abschirmdienst (MAD) künftig nicht nur laufende Gespräche via Messenger überwachen dürfen sollen, sondern auch Botschaften, die per Messenger verschickt werden. Eine entsprechende Gesetzesänderung zur sogenannte Quellen-TKÜ bedarf noch der Zustimmung des Bundestags.
Trost sagte, die Geheimdienste würden zunächst versuchen, Sicherheitslücken in den Geräten und Programmen auszunutzen. Außerdem würden die staatlichen Stellen wahrscheinlich auch auf einzelne Anbieter dieser Geräte und Betriebssysteme zugehen und die Programmierung von Hintertüren verlangen. Dabei würden sich die Dienste auf die mobilen Plattformen fokussieren.
Bezahlungen können nachverfolgt werden
Hier sei aber nicht nur die Kommunikation mit Whatsapp oder einem anderen Messenger betroffen, betonte Trost. Das Smartphone ist inzwischen mit Diensten wie Apple Pay oder Google Pay auch eine Geldbörse und ermöglicht das Nachverfolgen von Bezahlungen. Außerdem sei das Smartphone für manche durch Funktionen wie Carkey auch ein Autoschlüssel, auf den der Trojaner im Zweifel Zugriff habe.
FDP-Fraktionsvize Stephan Thomae warnte am Samstag, der Staatstrojaner stelle einen massiven Eingriff in die Bürgerrechte dar. Dagegen gebe es erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken. Gut organisierte und finanzierte Verbrechens- und Terrororganisationen würden ihn leicht austricksen, sagte Thomae. Sollte der Trojaner für die Nachrichtendienste kommen, sei der Gang vor das Bundesverfassungsgericht „wohl unausweichlich“. dpa