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Facebook sperrt in Australien nicht nur News, sondern auch sich selbst

Auf eine Gesetzesinitiative hat der Social-Media-Gigant mit Sperrungen auf externe Seiten geantwortet. Die Drohgebärde ging jedoch nach hinten los. Die Aktion löst nun Diskussionen über Nachrichten auf Tech-Plattformen aus.

3 Min. Lesezeit
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Facebook hat in Australien den Zugang von der eigenen Plattform zu vielen Seiten im frei verfügbaren Internet gesperrt. (Foto: dpa)


Die großen Tech-Konzerne sollen Medienunternehmen für deren Inhalte bezahlen – das sieht ein Entwurf eines Nachrichtenmediengesetzes in Australien vor. Facebook hat nun seine Drohung wahr gemacht und das Teilen von Nachrichtenlinks zwischen australischen Nutzern unterbunden. Unter den blockierten Seiten finden sich jedoch auch das Wetteramt, Landesregierungen, Gesundheitsbehörden, Satire-Seiten, NGOs und Politiker-Homepages. Sogar eine eigene Seite, um PR-Nachrichten über Facebook auf Facebook zu teilen, fiel der Sperr-Wut zum Opfer. Das berichtet unter anderem Mashable.

Bann ist so umfassend wie lückenhaft

Besonders gravierend war der Verlust einer Plattform für Notfallinformationen, die die Bevölkerung vor extremem Wetter und Naturkatastrophen warnen soll. Nach Protesten der staatlichen Betreiberkooperation aus Wetter- und Notfalldiensten hob der Social-Media-Konzern die Blockade auf. Auch die eigene PR-Seite und die Seiten von Gesundheitsämtern sind wieder erreichbar.

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Beobachter schreiben, der Bann sei so umfassend wie lückenhaft. Einige Websites seien nicht mehr erreichbar, aber ausgerechnet deren Nachrichtenportale schon. Insgesamt führte die Aktion zu Time-outs und Fehlerseiten. Die Homepage des Oppositionsführers Zak Kirkup – in Australien finden im März Landtagswahlen statt – war zuletzt immer noch nicht aufrufbar. Dasselbe gilt für Internetauftritte von indigenen Medien und NGOs.

Facebook schiebt Verantwortung auf Gesetzgeber

Ein Sprecher des Konzerns gab zu verstehen, man habe keine Regierungsseiten treffen wollen. „Die Maßnahmen, die wir ergreifen, konzentrieren sich darauf, Verlage und Menschen daran zu hindern, australische und internationale Nachrichteninhalte zu teilen oder anzusehen“, erklärte er. Auch zur empfundenen Wahllosigkeit äußerte er sich: „Da das Gesetz keine klaren Vorgaben zur Definition von Nachrichteninhalten macht, haben wir eine weit gefasste Definition gewählt, um das Gesetz in seiner jetzigen Fassung zu respektieren.“ Facebook versprach, den Zugang zu versehentlich betroffenen Seiten wieder zu öffnen. Bisher scheint das jedoch nicht besonders gut zu klappen.

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Facebook bockig, Google lenkt ein

Der Gesetzentwurf sieht vor, dass die Tech-Giganten Medienunternehmen für die Veröffentlichung von Inhalten bezahlen müssen. Google drohte zu Beginn, keine Suchmaschine mehr für Australien anzubieten. Zuletzt hat der Suchmaschinenriese jedoch mit Dutzenden Verlagen Deals geschlossen, um den Vorgaben gerecht zu werden. Zudem hat Google auch schon in anderen Regionen begonnen, qualitativ hochwertige Inhalte von Medienhäusern einzukaufen.

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Facebook hingegen gibt an, Nachrichten machten weniger als vier Prozent der Inhalte auf der eigenen Plattform aus. Das Gesetz bestrafe Facebook für Content, den es weder übernommen noch angefordert habe. Im Gegenteil, die Verleger müssten für die etwa 5,1 Milliarden Empfehlungen dankbar sein, die der Konzern letztes Jahr an sie weitergeleitet habe. Nach eigenen Schätzungen sei dieser Service 405 Millionen australische Dollar wert. Die Summe entspricht etwa 261 Millionen Euro.

Während die Reaktionen – speziell über die Sperrung der Notfalldienste – im konkreten Fall eindeutig waren, gilt das nicht für den allgemeinen Vorgang. Einige Beobachter sehen ein Facebook ohne Nachrichten als Chance, Leute aus ihrer Blase herauszuleiten. Es wird erwartet, die Maßnahme dämme Desinformation ein.

t3n meint:
Eines hat der Sperr-Wahn von Facebook auf jeden Fall ausgelöst: Eine Diskussion über die Zusammenhänge zwischen News und Social-Media-Plattformen. Auch wenn das Gesetz nicht zur Schwächung von Desinformation gedacht war, könnte es seinen Zweck dahingehend erweitern. Man kann geteilter Meinung darüber sein, ob es gut ist, dass nun nur noch große Medienkonzerne die Nachrichtenlandschaft bestimmen, weil kleine Anbieter keinen Deal mit Google erreichen können. Vielleicht müssen sich erst andere Plattformen gründen, die eben auch mit alternativen Medien Verträge abschließen und so die Meinungsvielfalt erhalten. Auf jeden Fall wird es ein interessantes Experiment, zu sehen, wie Facebook ohne Nachrichten aussieht, wenn der Konzern bei seiner harten Haltung bleibt.
Raimund Schesswendter
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