Vom Fachkräftemangel in Deutschland ist schon seit Jahren immer wieder einmal die Rede. Aber: Nicht immer stimmt, was behauptet wird, und manchmal wird nicht mit offenen Karten gespielt. So gibt es den Vorwurf von Kritiker:innen, dass Interessensvertretungen oder Firmen die Debatte um Engpässe bei Fachkräften nutzen, um politische Entscheidungen anzufeuern. Mögliches Ziel: weiterhin auf günstige Fachkräfte zugreifen zu können. Jetzt hat eine Studie der Bertelsmann-Stiftung ergeben, dass der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften größer als erwartet sei.
Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung gefragt
In einer von der Stiftung beauftragten Civey-Umfrage gaben zwei Drittel der 7.500 befragten Entscheider:innen in Unternehmen an, dass sie zur Zeit unter Engpässen litten, was Fachkräfte angeht. Im Vorjahr waren nur 55 Prozent der Unternehmen von einem Mangel im Jahr 2021 ausgegangen. Besonders groß ist die Fachkräftelücke bei Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung, wie es in der Studie heißt. Hier sehen 48 Prozent der Befragten einen Mangel in ihrem Unternehmen. Nur 27 Prozent klagen über einen Mangel an Akademiker:innen.
Den größten Mangel an Fachkräften verzeichnen laut der Umfrage der Pflegebereich sowie der Gesundheitssektor allgemein. Deutschlandweit sollen über 200.000 Pflegekräfte fehlen, in der Intensivpflege sorgt das etwa aktuell dafür, dass viele Intensivbetten zwar physisch vorhanden, aber nicht belegbar sind. Die Engpässe bestehen der Bertelsmann-Stiftung zufolge in allen Bundesländern, etwas stärker betroffen sind Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Anhaltender Mangel an Fachkräften auch 2022
Eine Trendwende sehen die befragten Unternehmen für die kommenden Monate nicht. 67 Prozent von ihnen rechnen mit einem anhaltenden Mangel an Fachkräften im Jahr 2022. Um die Engpässe zu bekämpfen, setzt jeweils knapp die Hälfte der Firmen auf Ausbildung im eigenen Betrieb sowie die Schaffung von guten Modellen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch Weiterbildungsmöglichkeiten stehen für 39 Prozent auf dem Plan. Kaum gefragt ist derweil die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland. Das sehen nur 16 Prozent der Befragten als Mittel der Wahl.
Dabei wäre dies laut Bertelsmann-Stiftung ein guter Weg. „Wir als Gesellschaft brauchen nachhaltige Lösungen, um den demografischen Wandel und die sozial-ökologische Transformation zu meistern. Dabei spielt Zuwanderung neben Aus- und Weiterbildung eine wichtige Rolle“, so Matthias Mayer, Migrationsexperte der Bertelsmann-Stiftung. Um den Mangel in besonders betroffenen Branchen schnell zu beseitigen, sollte Deutschland „die Möglichkeiten des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes noch besser nutzen“, so Mayer.
Wird Digitalisierung (insbesondere Künstliche Intelligenz und Robotik) nicht den Bedarf an Arbeitskräften deutlich mindern? Benötigt man für die Pflege von Kranken nicht sehr gute Kenntnisse in der Landessprache und wird das ausreichend berücksichtigt (habe da leider im direkten Verwandtenkreis nicht wirklich nachahmenswerte Beispiele erlebt)?