Fake-Rezensionen? Zubehörmarken Aukey und Mpow offenbar von Amazon gesperrt
Hat der Amazon-Verkaufsstopp für Aukey und Mpow etwas mit Rezensionen zu tun? Unklar. (Bild: Shutterstock)
Ob das Verschwinden der Produktpaletten der bekannten und populären Zubehörhersteller Mpow und Aukey etwas mit dem vor wenigen Tagen bekannt gewordenen Rezensionen-Scam zu tun hat, ist unklar. Amazon hat bisher keine klare Stellungnahme abgegeben.
Mpow, Aukey weg, Anker und andere nicht
Am Montag war Kaufinteressenten in den USA aufgefallen, dass kaum noch Aukey- und später auch Mpow-Produkte über Amazon zu erhalten sind. Sehr viele Produkte werden bis zur Stunde gar nicht angezeigt, andere sind als „Momentan nicht verfügbar“ gekennzeichnet. Das betrifft Amazon in den USA, aber auch das deutsche Angebot.
Andere Anbieter mit ähnlichem Produktportfolio, beispielsweise die Firma Anker, sind hingegen weiterhin voll verfügbar.

Anker: volles Portfolio. (Screenshot: t3n)
Die Store-Fronts von Aukey und Mpow sind erreichbar, zeigen aber kaum noch Produkte. Zweierlei kann daraus geschlossen werden: Die Hersteller sind nicht selbst verantwortlich für das Verschwinden der Produkte. Amazon will die Hersteller nicht komplett aus dem Marktplatz werfen. Alles andere ist zunächst Interpretation.
Amazon gibt undeutliche Hinweise
Dabei hilft eine seidenweich formulierte Stellungnahme, die Amazon auf Nachfrage etwa an The Verge gesendet hat. Die liest sich so:
Wir arbeiten hart daran, ein großartiges Einkaufserlebnis für unsere Kunden und Verkäufer zu schaffen. Dabei ergreifen wir Maßnahmen gegen jene, die dieses Erlebnis bedrohen. Wir haben Systeme und Prozesse, um verdächtiges Verhalten zu erkennen, und wir haben Teams, die das untersuchen und schnell Maßnahmen ergreifen.
Wir haben langjährige Richtlinien, um die Integrität unseres Shops zu schützen, einschließlich der Authentizität von Produkten und Bewertungen sowie Produkten, die den Erwartungen unserer Kunden entsprechen. Wir ergreifen schnell Maßnahmen gegen diejenigen, die gegen diese Richtlinien verstoßen, einschließlich der Aussetzung oder des Entzugs von Verkaufsrechten. Wir nehmen diese Verantwortung ernst, überwachen die Richtigkeit unserer Entscheidungen und halten die Messlatte hoch. Wir haben einen Berufungsprozess, in dem Verkäufer erklären können, wie sie den Verstoß in Zukunft verhindern oder uns mitteilen können, wenn sie glauben, dass sie sich regelkonform verhalten haben. Unsere Teams befinden sich in unserem Hauptsitz in Seattle und rund um den Globus, um Verkäufern einen 24/7-Support per E-Mail, Telefon und Chat in mehr als 15 Sprachen zu bieten.
Die Stellungnahme liest sich mehr wie ein Aufruf an betroffene Anbieter denn wie eine Erklärung für die Presse. In ihrer Essenz können wir daraus entnehmen, dass Mpow und Aukey offenbar gegen Amazon-Richtlinien verstoßen haben müssen.
Nachdem beide Hersteller nicht dafür bekannt sind, Produkte zu fälschen, und die Produkte der Hersteller in Tests in ihren jeweiligen Preissegmenten gut abschneiden, also das Nutzererlebnis unter diesem Aspekt befriedigen dürften, kann hier nur der Vorwurf nicht authentischer Rezensionen übrig bleiben.
Es gibt offenbar eine Rezensionsindustrie rund um Amazon
An dieser Stelle könnte ein Bericht der selbst ernannten Safety Detectives vom 6. Mai 2021 ins Spiel kommen. Die hatten eine ungeschützte Elastic-Search-Datenbank im Netz gefunden, die interessante Einblicke in eine Methode gab, Rezensionen auf Amazon schon im Vorfeld so zu fälschen, dass Amazons Systeme keinen Verdacht schöpfen würden.
Die Methode ist schnell erklärt. Vermutlich ein Mittelsmann erhält den Auftrag von Herstellern, bestimmte Produkte auf Amazon mit Fünf-Sterne-Ratings zu versehen. Der sucht sich daraufhin Amazon-Kunden, die bereit sind, dieses Spiel mitzuspielen.
Die Kunden erhalten dann eine Liste mit Produkten, die der jeweilige Hersteller bewertet haben will, und kaufen eines oder mehrere davon. Einige Tage nach Erhalt schreiben sie dann eine positive Bewertung. Den Link zu der Bewertung senden sie dann dem Auftraggeber. Der kontrolliert die Qualität und erstattet dem Rezensenten mindestens den Kaufpreis. So hat der Kunde das Produkt am Ende kostenlos erhalten.
Amazon wiederum erkennt, dass die Rezension von einem tatsächlichen Käufer verfasst wurde und rankt sie daher höher, indem sie als „bestätigter Kauf” gekennzeichnet wird und dadurch auch anderen Interessenten eine besondere Glaubwürdigkeit vermittelt.
Die Kontaktaufnahmen und Zahlungsabwicklungen sollen dabei vollständig außerhalb der Amazon-Plattform, etwa über Facebook und Paypal ablaufen, sodass es Amazon unmöglich ist, zu bemerken, dass es sich um eine Masche handelt. Über 13 Millionen Datensätze mit mehr als 200.000 beteiligten Personen und Unternehmen fanden die Detektive. Die Dimension ist also durchaus beachtlich. Wenn wir davon ausgehen, dass es nicht nur eine solche Datenbank gibt, könnte das Problem sogar noch deutlich größer sein.
Dass Aukey oder Mpow mit dem Schema etwas zu tun haben, ist indes nicht belegt. Die zeitliche Nähe zur nun getroffenen Maßnahme lässt aber Raum für eine solche Vermutung.
Andere Masche: Review-Incentives
Ebenfalls nicht erfreuen dürften Amazon Aktionen wie jene von Aukey:
Corbin Davenport von den XDA Developers hatte sich einen Stehtisch von Aukey bei Amazon gekauft und das abgebildete Kärtchen in der Verpackung gefunden. 100 US-Dollar bot ihm Aukey für einen „ehrlichen Review“ auf Amazon. Die fünf Sterne hatte das Unternehmen symbolisch bereits auf der Karte vergeben und damit implizit eine Richtung vorgegeben.
Auch wenn Aukey Davenport damit nicht zu einer Falschbewertung angestiftet hat, ist diese Form des Rezensionen-Marketings gegen Amazons Richtlinien und eventuell ebenfalls ein Grund für die nun ergriffenen Maßnahmen.