Feel-Good-Manager: Was das ist und warum (nicht) jede Firma einen braucht
In Hamburg steht die Kletterwand, in Zürich blubbert der Pool mit Gegenstromanlage – Arbeitgeber wie Google lassen sich einiges einfallen, um ihre Mitarbeiter bei Laune zu halten. Beim Homepage-Baukasten-Entwickler Jimdo gibt es weder den Büro-eigenen Pool noch die Kletterwand, dafür aber Kicker, Flipper und Magdalena Bethge, die Feel-Good Managerin. Die 31-Jährige hat, so ihre Teamvorstellung, ein offenes Ohr für jeden, stellt neue Mitarbeiter vor, unterstützt bei Konfliktgesprächen und organisiert eine Feedback-Schulung. Hinzu kommen einige Events.
Im dritten Jahr ist sie nun dabei. Zuvor hat Magdalena Sportwissenschaften und Pädagogik studiert. Bei ihrem Einstieg beschäftigte das Unternehmen 70 Leute, innerhalb eines halben Jahres wurden weitere 50 Mitarbeiter eingestellt. „Das war für uns der Punkt, an dem wir festgestellt haben, dass wir in Zukunft jemanden brauchen, der für Unternehmenskultur und Betriebsklima verantwortlich ist“, sagt Svenja Pokora von Jimdo. Das Berufsbild, das dem Feel-Good-Manager am nächsten kommt, ist der Betriebseelsorger, findet Svenja Hofert, Expertin für neue Karrieren.
Feel-Good-Manager: Betriebsseelsorge im Grossen und Kleinen
Bei Jimdo ist Magdalena Ansprechpartner für alle Fragen, die nichts mit dem Jobinhalt direkt zu tun haben, darunter kleinere und größere Sorgen. Den perfekten Fit aus Stellenausschreibung und Charaktereigenschaften beschreibt die Karriereberaterin mit einem hohen Maß an Identifikation mit der konkreten Unternehmenskultur sowie Sozialkompetenz.
Der Feel-Good-Manager sei aber kein Trend aus den USA, sondern – wie auch die Frage nach der Work-Life-Balance – vor allem ein deutsches Phänomen. Nur eine handvoll Suchergebnisse listen die Karriereportale XING und LinkedIn – ein Boom sieht anders aus. Und das Einstellungsgehalt eines solchen Feel-Good-Managers sei lausig, so Hofert. Jimdo will das nicht verraten, Svenja Pokora aber beton: „Man bekommt ein normales Gehalt.“ Nur, weil jemand keine direkten produktbezogenen Aufgaben wahrnehme, solle kein „Gehaltsgefälle“ entstehen.
Starke Vermischung von Beruflichem und Privaten
Ob sich Magdalenas Job für das Unternehmen auch in finanzieller Hinsicht rechnet, können und wollen die Jimdo-Manager nicht in Zahlen ausdrücken: „In erster Linie steht die Zufriedenheit aller Mitarbeiter im Vordergrund“, heißt es.
Mit seinen Kollegen ohne Überstunden-Basis abends noch ein Bierchen trinken ist das eine, möglichst pünktlich Feierabend machen, um Zeit für Familie und Freunde zu haben oder vielleicht noch mit seinen Kumpels aus dem Fußballverein wegzugehen, das andere. Bei Jimdo soll das jeder handhaben dürfen, wie er will. Fakt sei jedoch, dass man einen Großteil seines Tages auf der Arbeit und mit seinen Kollegen verbringe.
Ähnlich sieht man das auch bei Google: „Die Firma macht ihren Mitarbeitern das Arbeiten sehr angenehm“, sagt Stefan Keuchel von Google Deutschland. Und das alles in der Arbeitszeit? Jein. Wie und wann die Mitarbeiter ihre Ziele erreichen, bleibt auch hier ganz ihnen überlassen, eine Stempeluhr gibt es nicht. Zum Quartalsende habe hier jeder Mitarbeiter einen Checkpoint mit seinem Chef: „Google steht auch intern auf die Auswertung von Daten.“
Dass Mitarbeiter wieder mehr geschätzt werden, angeheizt durch Fachkräftemangel und andere Einflüsse, wäre schön. Das wir in Zukunft noch öfter von Feel-Good-Managern hören werden, kann sein – muss aber nicht. Denn auch in schnell wachsenden Unternehmen könnten sie (wieder) überflüssig werden, wenn sich jeder Mitarbeiter ein bisschen selbst fürs gute Betriebsklima zuständig fühlt.
Unternehmenskultur im Wandel – auch durch Feel-Good-Manager
Brötchen schmieren und Kaffee kochen gehöre aber ganz klar nicht zu Magdalenas Aufgaben, betont Svenja Pokora: „Das schafft jeder noch alleine.“ Natürlich sei es in kleineren Unternehmen einfacher, einen Feel-Good-Manager zu beschäftigen. Schön wäre es allerdings, so Pokora, auch in Konzernen mehr solche Ansätze zu beobachten. Selbst bei Porsche, einem der beliebtesten und bekanntesten Arbeitgeber in Deutschland, gibt es bisher keinen Feel-Good-Manager, so die Pressestelle.
In den 50er Jahren aber – als bei Porsche in Zuffenhausen mehr Aufträge eingingen als in der regulären Arbeitszeit erledigt werden konnten – brachte Dorothea, die Frau von Ferry Porsche, Samstags Saitenwürstle und Kartoffelsalat für die gesamte Belegschaft in die Firma. Und so haben Porsche und Jimdo doch eines gemeinsam: Um das „Feel Good“ kümmern sich bisher vor allem die Frauen. Einen männlichen „Feel-Good-Manager“ gibt es noch nicht.
Weiterführende Links zum Thema „Feel-Good-Manager“
- Startup-Gründer im Interview: Bei Julian Vester entscheiden die Mitarbeiter über Urlaub und Gehalt – t3n News
- Die Start-up-Bespaßer: Trend-Beruf Feel-Good-Manager – Deutsche Startups
Bildnachweis für die Newsübersicht: Jimdo