Festplatten-Dilemma: Warum Musik aus den 90ern für immer verloren gehen könnte
Das US-Unternehmen Iron Mountain hat schlechte Nachrichten für die Musikindustrie. Spezialisiert auf die Archivierung und Digitalisierung von Daten, teilte es auf Anfrage des Musikmagazins Mix folgendes mit:
Etwa jede fünfte Festplatte aus den Neunzigerjahren sei heute nicht mehr lesbar, sagte Bob Koszela. Der Global Director Strategic Initiatives & Growth sprach von einem inhärenten Problem mit einem bestimmten Format, über das alle Verantwortlichen Bescheid wissen sollten.
Festplatten sind nicht für langfristige Archivierung geschaffen
Als Nachfolger der Magnetbänder mit Spulen haben Festplatten schnell den Markt erobert, wobei deren Hauptproblem eigentlich längst bekannt war: Standardfestplatten eignen sich nicht zur langfristigen Archivierung, für die sie auch nicht entwickelt wurden.
Die in Festplatten enthaltene Magnetplatte, auf der die Daten genau genommen gespeichert werden, hängt untrennbar mit der Hardware zum Lesen der Daten zusammen. Ist eines davon defekt, bedeutet das, dass die ganze Festplatte kaputt ist.
Traurig und unvermeidbar
Dass eine bestimmte Anzahl von Festplatten nicht mehr funktionsfähig ist, ist laut Koszela niemandes Schuld und läge nicht etwa daran, dass sie bei zu hoher Luftfeuchtigkeit oder falschen Temperaturen aufbewahrt worden wären. Der Defekt falle dann oft erst dann auf, wenn Musiker:innen oder Studios ihre Archive durchwühlten, um alte Titel neu zu mastern.
Dass eine auch nur teilweise Widerherstellung dann schlicht ein Ding der Unmöglichkeit sei, ist nicht nur für Koszela vor allem eines: traurig. Das Problem an der Geschichte ist vor allem, dass es keine Alternative gibt, die eine höhere Sicherheit gewährleisten würde. Die Folge: Musikstücke aus den 90er-Jahren könnten für immer verloren gehen.
Das Problem betrifft alle Speichermedien
Auf Hacker News fasst es ein User namens abracadaniel so zusammen: „Optische Medien verrotten, magnetische Medien verrotten und verlieren ihre magnetische Ladung, Lager blockieren, Flash-Speicher verlieren ihre Ladung usw.“ Laut dem Technologie-Blog Ars Technica bleibt demnach nur eine Lösung, die wenig befriedigend ist.
Da man keinem Medium vertrauen könne, müsse man wichtige Dinge immer wieder auf neue Speichermedien kopieren.