Anzeige
Anzeige
Analyse
Artikel merken

Fuck the Bubble: So bringst du deine Filterblase zum Platzen

Die Filterblase hat Trump zum US-Präsidenten verholfen, sagen Experten. Tatsächlich wächst der Einfluss von Algorithmen auf die politische Meinungsbildung enorm. So kannst du dich schützen.

Von Daniel Hüfner
4 Min. Lesezeit
Anzeige
Anzeige
(Foto: Shutterstock)

Hätte die Filterblase ein Gesicht, sie würde wohl aussehen wie Donald Trump. Kaum jemand steht so sinnbildlich für den Begriff wie der kürzlich gewählte, designierte US-Präsident. Vorher hatten die wenigsten wirklich an einen Wahlsieg des Milliardärs geglaubt. Im Gegenteil: In den sozialen Netzwerken ergoss sich monatelang Hohn und Spott über Trump, Skandal folgte auf Skandal, vermeintlich repräsentative Wählerumfragen räumten dem Republikaner bestenfalls Außenseiterchancen ein. Am Ende schließlich der Paukenschlag: Trump gewann. Wie konnte das passieren?

Die Antwort schwebt in der Filterblase

Anzeige
Anzeige

Die Antwort hat vor allem mit der Filterblase zu tun, darin waren sich Medien wie etwa die WAZ oder Süddeutsche Zeitung in den Tagen nach der Wahl schnell einig. Erdacht wurde der Begriff der Filterblase ursprünglich von dem US-Amerikaner Eli Pariser. In seinem 2011 veröffentlichten Buch „Filter Bubble: Wie wir im Internet entmündigt werden“ warnt der Internetaktivist vor der Einengung vorhandener Informationsspektren durch die von Webseiten und sozialen Netzwerken genutzten Suchalgorithmen, Sortiermöglichkeiten und Personalisierungen. Konträre Meinungen von anderen Medien oder Freunden fallen so – und entgegen der Logik des freien Internets – häufig unter den Tisch. Filterblasen, also virtuelle Blasen von Gleichgesinnten, entstehen. Einflüsse auf die Meinungsbildung, die verstärkende Spaltung politischer Lager und zuvor nicht geglaubte Wahlergebnisse sind die Folge.

Mark Zuckerberg glaubt nicht an die Existenz einer Facebook-Filterblase. (Foto: dpa)

Mark Zuckerberg glaubt nicht an die Existenz einer Facebook-Filterblase. (Foto: dpa)

Vergleich verschiedener Facebook-Feeds zeigt, den das Wall Street Journal vorgenommen hat.

Anzeige
Anzeige

„Auch Parteien liken, die man selbst nicht wählt“

Auch Saskia Sell, Kommunikationswissenschaftlerin an der Freien Universität Berlin, sieht die politische Meinungsbildung durch Netzkonzerne zunehmend beeinflusst. „Das stimmt insofern, als dass sie Netzinhalte zugänglich machen und strukturieren (Google als Suchmaschine) und Plattformen für jene zur Verfügung stellen, die sich politisch äußern und mit Gleichgesinnten vernetzen (Facebook oder Youtube)“, sagt Sell im Gespräch mit t3n.de. Sell sieht aber vor allem die Nutzer in der Pflicht: „Wenn per Brief zu einem Bankraub aufgerufen wird, wird nicht der Postbote für den Briefinhalt verantwortlich gemacht“. In erster Linie seien daher die Nutzer selbst für die „inhaltliche Ausgestaltung der Kommunikationsräume“ verantwortlich. Sie rät dazu, Inhalte auch innerhalb der Filterblase stets zu hinterfragen und gegebenenfalls nachzurecherchieren. Doch was lässt sich sonst noch tun?

Anzeige
Anzeige

Nutze andere Suchmaschinen als Google

Keine Google-Suche ist gleich. Abhängig von den Algorithmen und den Personalisierungseinstellungen bekommen Nutzer immer Suchergebnisse angezeigt, die zu ihren vorherigen Eingaben oder angelegten Profilen passen. Natürlich lässt sich diese Praxis in den Einstellungen teilweise einschränken, empfehlenswerter ist aber die Nutzung alternative Suchmaschinen. Anbieter wie Duckduckgo oder Cliqz aus Deutschland versprechen ein vollständig anonymisiertes Suchverhalten.

Suche und finde neutrale Inhalte mit Unbubble

Die Metasuchmaschine von Unbubble geht sogar noch einen Schritt weiter. Wie der Name schon andeutet, durchsucht Unbubble als Mittel gegen den Filterblasen-Effekt viele andere Suchmaschinen auf einen Schlag, um daraus nach eigenen Angaben neutrale Informationen zu extrahieren. Unbubble-Nutzer sollen so besser informiert und vor Manipulation bewahrt werden. Ideal für eine Gelegenheitssuche.

Anzeige
Anzeige

Verhindere Tracking durch Add-Ons wie Ghostery

Nicht nur in Suchmaschinen wird getrackt. Auch auf Webseiten sorgen im Hintergrund werkelnde Tracking-Mechanismen dafür, dass beständig Daten über das Surfverhalten des Nutzers gesammelt werden. Das beeinflusst vielerorts auch die Inhalte, die Nutzer zu sehen bekommen. Verhindern lässt sich dies durch Add-ons wie Ghostery, das unter anderem auch das Tracking bei Facebook stark einschränkt. Ohnehin sollten Nutzer darauf achten, regelmäßig ihre Browserhistorie sowie die Cookies zu löschen.

Richte dir Newstral als Startseite ein

Warum nur dem Online-Auftritt einer einzigen Tageszeitung einen Besuch abstatten? Kommunikationswissenschaftlerin Sell empfiehlt, sich als Mittel gegen den Filterblasen-Effekt die Website newstral.com als Startseite einzurichten. „Sie gibt einen Überblick über alle Schlagzeilen quer durch alle politischen Ausrichtungen journalistischer Medien und seit einiger Zeit ergänzend auch Verlinkungen zu Beiträgen aus der Blogosphäre, die die Perspektive nochmal erweitern.“

Folge auch Parteien, die du nicht wählst

Die auch in Deutschland zu beobachtende Spaltung der Gesellschaft hat auch mit der stark gewachsenen Präsenz politischer Parteien wie beispielsweise der AfD auf Facebook zu tun. Sell rät Nutzern zur Diversifizierung: „Alle Parteien sind heute auf Facebook vertreten – warum nur den Feed von der einen Partei durch ein Like abonnieren, die ich eh immer wähle? Warum nicht allen zuhören und ihre Haltungen mal gegenüberstellen?“

Anzeige
Anzeige

Lösche die Interessen, die Facebook über dich gespeichert hat

Den Filterblasen-Effekt kann auch mindern, wer in den Privatsphäre-Einstellungen von Facebook aufräumt. So lassen sich beispielsweise diverse Informationen wie gespeicherte Interessen und Aktivitäten, die die Anzeige von Werbung und des Newsfeeds beeinflussen, mit wenigen Klicks löschen.

Folge Facebook-Freunden, die du längst vergessen hast

Über die Jahre dürfte wohl jeder Nutzer zahlreichen Facebook-Freunden aus Desinteresse das Abonnement gekündigt haben. Tja, Willkommen in der Filterblase. Besonders vor dem Hintergrund diversifizierter Meinungen kann es sich jedoch lohnen, die Kündigungen gelegentlich zu überdenken. Über die Newsfeed-Einstellungen bei Facebook lassen sich alle Kontakte manuell über den Reiter „Verbinde dich erneut mit Personen, die du nicht mehr abonniert hast“ verwalten.

Mehr zum Thema Filterblase: Trump-Wähler scheren sich nicht um die Wahrheit? Du doch auch nicht!

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
6 Kommentare
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Zombieschinken

Der wichtigste Tipp fehlt: Einfach nicht mehr in „Fratzenbuch“ einloggen ;-)

Antworten
Henning Uhle

Die Filterblase ist die Summe von Argumenten. Die werden von den Bots verteilt. Und wer die zu sehen bekommt, bestimmen die Algorithmen. Ich halte es für wichtig, dass wir zumindest ab und zu mal irgendwas anders machen. Und das betrifft nicht nur Facebook, sondern eigentlich alles im Internet.

http://www.henning-uhle.eu/informatik/bot-und-bubble-das-leben-mit-den-algorithmen

Antworten
sfreund

„Wenn per Brief zu einem Bankraub aufgerufen wird, wird nicht der Postbote für den Briefinhalt verantwortlich gemacht.“

Dieser Satz geht vollkommen am Problem vorbei. Diese Pseudoanalogie ist hochgefährlich und es erschreckt mich, so einen Satz von einer Professorin für Kommunikationswissenschaften zu lesen.

Facebook manipuliert die Daten, indem es die angeblich für mich interessanten Inhalte auswählt. Dazu kommt, dass dies keine willentliche Optionist, sondern ein mir, nach undurchschaubaren Kriterien, auferlegter Zwang.

Ich frage mich, was mit dem Postboten passieren würde, der mir nur noch Briefe mit Aufrufen zu Gewalttaten zustellen würde und andere, friedliche Briefe in den Altpapiercontainer beförderte.

In dem Moment übernimmt nämlich der Postbote eine Verantwortung und da nützt es ihm nichts, zu behaupten, er sei nur der Postbote.

Zuckerbergs Logik und Trumps Lügen scheinen näher, als man denkt.

Antworten
Bärbel Schramm

Ich habe zwei Facebook-„Freunde“, denen ich lange gefolgt bin – für ihre (nicht politischen) guten Beiträge. Einer, ein Franzose, ist politisch ein Marine Le Pen Bewunderer und ätzt gegen Einwanderer, der Andere ein Grieche, ist ein Trump-Fan und postet Anti-Obama Polemik. Heute habe ich mich gefragt, ob ich mir das echt antun muss.

Heute habe auf einen Beitrag des Franzosen reagiert, der das Herunterstoßen einer Frau auf einer Treppe eines U-Bahnhofs in Berlin gleich den Einwanderern anlastete, obwohl die Polizei noch immer nach dem Täter sucht, dessen Identität noch nicht feststeht. Mein Kommentar wurde prompt gelöscht.

Sitze ich darum jetzt in einer Blase, weil ich die Beiden in die Wüste geschickt habe? Hier geht es schließlich nicht um Argumente, die ich evtl. verpasse, sondern nur um verletzende Polemik.

Meine ‚politische Bildung‘ beziehe ich größtenteils aus Debatten und Interviews im Deutschlandfunk. Brauche ich da noch die Scheiße, die „Freunde“ auf Facebook posten?

Antworten
Mr.X

Sehr spannender Artikel über das schwierige Thema Filterblase. Ich habe vor kurzem ein Bericht über ein Startup Unternehmen gelesen, dass wohl genau dieses Problem entgegenwirken will, indem sie für ein bestimmtes Thema immer die Pro und Kontra Perspektiven gegenüberstellen. Ich finde die Idee dahinter echt gut.
Hier auch mal der Link zu deren Seite: https://thebuzzard.org/themen/

Antworten
sergon

Ich frag mich gerade, ob man auf einen Beitrag, der mehr als drai Jahre alt its, überhaupt antworten „darf“.Aber , wenn die Kommentarfunktion noch offen ist…

Antworten

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige