Fit bleiben als digitaler Nomade – was ihr machen könnt

Die letzten vier Wochen war ich 20/7 an meinen Schreibtisch gefesselt, ein sehr großes Projekt war zu erledigen. Was passierte unweigerlich? Meine Füße schwollen auf Elefantengröße an und passten nicht mal mehr in Flip-Flops. Obwohl ich literweise Wasser und Kokoswasser in mich reingeschüttet hatte, ich ahnte, dass das passieren würde. Hitze (es sind gerade durchschnittlich 35 Grad Celsius in Vietnam), mangelnde Bewegung und dann noch permanent am Schreibtisch. Zackbumm, Ödeme… Ging aber nicht anders, meine tägliche Routine war durch den Job komplett durcheinandergebracht. Nix mehr mit Spaziergängen am Morgen und Abend, keine Workouts zwei Mal die Woche mehr mit einem Bekannten in seinem privaten Gym.
Nun gut, das Projekt ist jetzt abgeschlossen, ich kehre zum Alltag zurück und die Füße schwellen schnell ab. Wenn ihr nicht gerade auch an einem großen Projekt arbeitet, kann ich euch nur empfehlen, Sport in euren Tagesablauf fest zu integrieren. Also regelmäßig etwas für den Körper machen (und somit auch für den Geist – meine Meinung).
Beim ersten Nachdenken fallen Fitnessstudios natürlich weg. Wenn ihr nur ein paar Wochen oder zwei Monate in einer Stadt bleibt, da lohnt sich kein Jahresvertrag mit einem Studio. Braucht es aber auch nicht. Vergesst mal die deutsche Denke mit langfristigen und teuren Verträgen und so. Auch aus Reha-Gründen (mein vermaledeites Knie) musste ich ins Studio, Muskelaufbau im Bein. Egal. Ich war mal hier, mal dort. Und in jedem Studio wurde ich herzlich aufgenommen. Ich erklärte, dass ich vielleicht nur einen Monat lang kommen würde. Und das war nie irgendwo ein Problem. Tagespauschale ausgemacht und fertig. Hinzu kommt noch, dass viele Unterkünfte eigene Fitnessstudios haben, na ja, oder zumindest einen Fitnessraum mit ein paar Geräten. Da braucht ihr euch also echt keine Sorgen machen.
Die Zahl der Online-Angebote und verschiedenen Möglichkeiten ist ja schier unendlich. Neben den kostenpflichtigen Angeboten von Fitness-Gurus gibt es Millionen von Youtube-Videos, die ihr für ein Workout nutzen könnt. Ist ja nichts Neues. Hält sich, glaube ich, die Waage mit Schmink-Tutorials. Ich für meine Seite kann nur sagen: nichts für mich. Dazu mangelt es mir an dieser speziellen Selbstdisziplin. Habe es ein paar Mal ausprobiert. In meinem Apartment. Sorry, immer wenn es „Bing“ gemacht hat und eine neue Mail reinkam, waren Konzentration und Fokus dahin. Selbst wenn Mail und Smartphone aus waren – trotzdem war da immer das schlechte Gewissen, dass ich ja auch arbeiten und Mails checken könnte. In den eigenen vier Wänden funktioniert das bei mir nicht. Auch nicht mit motivierenden Videos. Aber vielleicht bei euch. Ist ja jeder anders. Ich muss dafür raus, keine Ablenkung. Okay, also raus. Mit Fitnesstracker? Nein. Mein Körper signalisiert mir schon von alleine recht deutlich, wenn ich mich mal wieder bewegen und wann ich aufhören sollte. Und ist ja aber auch anders als im klassischen Job – ich kann mir meine Zeit größtenteils selber einteilen und mir meinen Tagesablauf gestalten. Da brauche ich kein Armband für, das macht das tägliche Leben. Stichwort: Kardio.
Wie erwähnt, laufe ich gerne – nicht mit Joggen verwechseln. Laufen ist auch so schon anstrengend genug. Lauft mal fünf Kilometer am Strand auf Sand entlang. Klingt entspannt. Na ja, die Waden erzählen mir abends was anderes. Oder zwei Stunden Hügel hoch, Hügel runter spazieren gehen. Bei über 35 Grad im Schatten. Das haut mehr rein als Stunden auf dem Ergometer oder bei fünf Grad morgens in Frankfurt am Mainufer zu joggen. Kardio, Ausdauer, Kondition sind extrem wichtig, besonders wenn ihr in wärmeren Gefilden unterwegs seid. Ein Beispiel:
Ich bin von Phu Quoc nach Vung Tau, Vietnam, weitergezogen. Ein Pärchen aus dem Ressort machte den Trip mit mir zusammen. Morgens haben wir uns einen Minibus geteilt, der uns zur Fähre gebracht hat. Nun, zum Fährhafen… Vom Eingang des Hafens bis zur Fähre war das knapp ein Kilometer zu Fuß mit dem Rucksack und allem Kladderradatsch. Bei dem Pärchen ist der Schweiß gelaufen wie ein Wasserfall und sie haben geölt wie ein Scheich. Vollkommen aus der Puste. Es war anstrengend, aber okay. Für mich, ich bin das gewohnt. Und ich war der mit mehr Gepäck und angeschlagenem Bein. Egal.
Ja, ich laufe lieber alleine. Denn dabei kann ich gut nachdenken – über Jobs, über dies und das. Oder mal komplett abschalten, indem ich dabei Musik anschalte. Jetzt gibt es viele, die das lieber nicht alleine machen. Lieber mit anderen zusammen. Seid ihr zu zweit unterwegs und teilt beide diese Einstellung beziehungsweise das Hobby, ist das leicht. Seid ihr alleine unterwegs, ist das etwas anders. Da heißt es viel öfter, den inneren Schweinehund zu besiegen, vor allem wenn überall Verlockungen um die Ecke schauen… Gemütlich in einem Café abhängen, am Strand rumliegen, was Essen gehen. Geht aber auch anders und meist sehr einfach. Je nachdem, wo ihr gerade seid, habt ihr euch wahrscheinlich auch auf Facebook der lokalen Community-Gruppe angeschlossen, aus diversen Gründen (Kontakt, Unterkunft, Tipps), wenn nicht, dann macht das. Und dort werdet ihr eine Vielzahl an Möglichkeiten finden, mit anderen Sport zu machen. Vor allem die lokalen Expats organisieren das gerne, sie veranstalten regelmäßige Treffen und Ausflüge und laden immer Leute ein, mitzumachen. Alles privat, ohne Kosten. Der große Vorteil dabei ist zudem, dass ihr so sehr leicht Kontakt findet, Leute kennenlernt. Was auch sehr wertvoll ist.
Hier gerade, in Vung Tau, habe ich die Wahl zwischen Fahrradtouren (macht mein Knie nicht mit), Wandern (mache ich lieber alleine), Hiking (dauert mir zu lange), Beachvolleyball (völlig unbegabt), Mua Thai Boxing (nee nee, ein falscher Tritt und mein Knie ist endgültig hin), Kicken am Strand (bin ein miserabler Torhüter und rennen kann ich nicht) und noch vielem mehr. Ich besuche zwei Mal die Woche einen Freund, der sich auf seiner Dachterrasse ein eigenes Fitnessstudio eingerichtet hat. Wir trainieren zusammen, trinken dabei literweise Wassermelonen-Mango-Shakes und gehen danach noch etwas Pool spielen. Reicht mir, ich laufe ja auch noch.

Eher mein Ding: Beach Cricket auf Koh Chang, Thailand, jeden Donnerstag und Sonntag. Höllischer Spaß und höllisch anstrengend, auch wenn es nicht so aussieht. (Foto: Robert Enskat)
Sich fit zu halten, ist echt kein Problem. Tagespässe in Fitnessstudios, Onlinekurse, allgemeine Bewegung und dabei die Umgebung entdecken oder Community-Sport – ihr habt die Wahl. Und bedenkt dabei: Morgens bei Sonnenaufgang alleine am Strand eine halbe Stunde zu joggen oder zwei Mal in der Woche durch den Dschungel zu latschen oder mit dem Fahrrad durch atemberaubende Landschaften zu gurken, das ist etwas ganz anderes als der Stadtpark in Berlin, das überfüllte Mainufer in Frankfurt oder der Englische Garten in München im Regen.
Genießt es und haltet euch fit.
Cheers, Rob
Du hast Lust, mehr über das Leben als digitaler Nomade zu erfahren? Kein Problem, bei Rob’n’Roll around the World liest du mehr!
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Ein Runde positives Feedback. Ich finde die Rubrik sehr schön. Zuerst dachte ich, es gibt ein paar Standard-Tipps zum digitalen Nomandentum und danach gehen die Themen auch schon aus und die Rubrik wird eingestellt. Aber nein, es wird immer breitgefächerter und vielseitiger, es kommen immer neue, interessante Themen hinzu, an die nicht jeder gleich denkt, wenn er „Digitalnomade“ hört. Sehr schön gemacht.