Steam: Ich habe den Heimwerkersimulator gespielt – das habe ich für meine Arbeit gelernt

Meine Hände haben in mehr als 30 Jahren Lebenszeit nur selten Schwielen aushalten müssen. Das einzige Anzeichen von harter manueller Arbeit ist die Hornhaut an den Fingerspitzen, aber die auch nur durch zahlreiche Stunden Geklimper auf der Gitarre.
Man könnte also mit Fug und Recht behaupten, dass ich nicht gerade ein Handwerkertyp bin. Das zeigt sich hauptsächlich dann, wenn etwas in der Wohnung kaputtgeht. Mir fehlt die Do-it-yourself-Attitüde, wenn sich das Problem nicht mit Panzertape und einer guten Portion „Wird schon halten“ lösen lässt.
Versteht mich aber nicht falsch: Ich bewundere es, wenn jemand mit wenigen Handgriffen ein Problem beseitigt, das für mich schier unlösbar erscheint. Sei es, die Spülmaschine wieder flottzubekommen oder mal eben eine Duschwand einzuziehen. Handwerker:innen sind für mich Held:innen, die ich immer wieder gern in meine Wohnung lasse.
Denn ich habe keine handwerklichen Fertigkeiten. Aber vielleicht kann der Heimwerkersimulator Fix it mir weiterhelfen. Dieser ist ab sofort auf Steam verfügbar und verspricht abwechslungsreiche Missionen rund um Elektro-, Sanitär- und Einrichtungsaufgaben.
Worum geht’s in Fix it?
In Fix it starte ich also kurzerhand meinen ganz eigenen Handwerksbetrieb. Zunächst heißt das: ein kleiner Laden in der Seitenstraße eines beschaulichen Örtchens, davor ein einfacher Truck für den Transport von Material. Die ersten Aufträge stehen auch schon am Computer bereit. Ich soll zunächst Fliesen in einer Wohnung mit der Brechstange zertrümmern und dann neue Kacheln verlegen. Klingt einfach, auch wenn ich nicht unbedingt eine Brechstange als Mittel der Wahl in Betracht gezogen hätte.

In Fix it kloppe ich zunächst Fliesen mit der Brechstange ab – ganz normal ist das nicht. (Screenshot: t3n)
Doch ich wundere mich nicht weiter. Schließlich bringt jeder Auftrag Geld ein, das ich wieder ins Geschäft und neue Werkzeuge investieren kann. Ich kaufe mir im Anschluss einen Parkettschneider, Malerutensilien und weitere Materialien, um neue Aufträge anzunehmen. Stetig wächst das Unternehmen, bis ich mir eine eigene Lagerhalle leisten und den alten Truck gegen einen schicken E‑Transporter mit ordentlich Platz austauschen kann. Später winken dann die besonders lukrativen Aufträge: ganze Wohnungen streichen, einrichten und sich um die Elektrik kümmern.
Wie spielt sich Fix it?
Fix it krankt dabei leider an Problemen, die viele Simulatoren haben: eine bescheidene Steuerung, dröge Grafik und recht eintöniges Gameplay. Letzteres zeigt sich vorrangig bei den Autofahrten vom Laden zum Baumarkt, zum Auftrag und wieder zum Laden. Diese Wege sind Pflicht. Denn nur beim Baumarkt gibt es neue Werkzeuge und nur im Laden weitere Aufträge. Dabei könnte ein Handwerksbetrieb heutzutage auch unterwegs neue Aufträge annehmen. So sind die Wege aber gähnend langweilig und rauben nur Zeit.
Besonders schade ist das ungenutzte Potenzial von Fix it. So gibt es etwa keinerlei Finanz- oder Personalmanagement. Beides hätte dem Simulator noch deutlich mehr Tiefe verliehen. Wie cool wäre es, Handwerker:innen einzustellen, deren Route und Materialien für den Tag zu planen und sie dann auf Tour zu schicken? Und am Ende des Tages kann man sich genau anschauen, wie viel Geld ausgegeben und eingenommen worden ist – und daraus Expansionspläne schmieden.

Selbst der Transport von A nach B ist zäh. Unfälle, Transportschäden und Co. gibt es nicht. (Screenshot: t3n)
Doch das lässt der Handwerkersimulator nicht zu. Und leider ist selbst das eigentliche Gameplay recht dröge. Statt detailreicher Handwerkskunst braucht es für jede Aktion nur ein bis zwei Klicks. Hundert Fliesen an die Wand zu bringen bedeutet also: 100-mal klicken und dabei nur marginal die Kameraposition verändern. Das höchste der Gefühle ist der Moment, wenn ich ein anderes Werkzeug für den nächsten Klick auswählen muss. Apropos: Wer einmal alle Werkzeuge freigespielt und ausprobiert hat, dürfte so schnell nichts Neues mehr in Fix it erleben. Nach wenigen Stunden ist der Heimwerkersimulator auserzählt – und das für knapp 18 Euro.

Ein virtuelles Bidet ist kein Problem. In der echten Welt hingegen … (Screenshot: t3n)
Bleibt aber noch die Frage: Wie realistisch ist Fix it eigentlich? Nachdem ich im Spiel mein erstes Bidet an die Badezimmerwand geschraubt habe, habe ich mir direkt einige Youtube-Videos angeschaut, um das einzuschätzen. In Fix it musste ich für die Installation nur zwei Schläuche anbringen und festschrauben. In der echten Welt gibt es so viele Teile, zusätzliche Ventile und wichtige Dinge zu beachten, dass ich lieber auf ein Bidet verzichten würde, als es selbst einzubauen.
Was können wir vom Handwerkersimulator lernen?

Immerhin bietet Fix it lustige Anspielungen auf die echte Welt. Hier: der Baumarkt. (Screenshot: t3n)
Obwohl Fix it nicht zu den besten Simulatoren gehört, gibt es stellenweise doch Erkenntnisse, die ich ins echte Leben mitnehmen kann. Zum einen sollte ich niemals selbst Handwerker werden. Das liegt mir nicht im Blut. Nicht mal dann, wenn ich nur wenige Klicks benötige, um den gesamten Westflügel eines Anwesens mit Parkett zu versehen. Diese Aufgaben gebe ich lieber in die Hand von Profis, die jahrelange Erfahrung damit haben.
Zum anderen eine deutlich professionellere Lektion: Aller Anfang ist schwer. Ob es nun im Handwerk, im Büro oder in einer Führungsposition ist: Wer etwas Neues beginnt, muss erst einmal lernen. Dabei sind Fehler ganz normal und wichtig. Das Leben ist kein Videospiel und falsch geklebte Fliesen lassen sich in der realen Welt nicht so einfach wieder entfernen. Aber nur durch diese Fehler können wir eines Tages zu den besagten Profis werden, denen diese (meist) nicht mehr passieren. Und vielleicht schnappe ich mir ja doch mal demnächst einen Schraubenzieher und schaue, welche Schrauben in der Wohnung nachgezogen werden müssen – man kann ja klein anfangen.